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Denken im Dunklen

Auf allerlei Stühlen: Die neue kunst-philosophische Reihe „Brilliant Darkness“ in Hannover

Von Alexander Diehl

Erst recht wohl, seit sie auf dem Rückzug scheint: Die Dunkelheit ist ein Faszinosum. Auf dem zunehmend elektrisch oder schon wieder anders beleuchteten Erdenrund verheißt sie die Abwesenheit von Regeln, ein Weniger an Ordnung und vielleicht sogar Moral. Im Menscheninneren, als dunkel gefärbtes Gemüt, stand sie lange im Ruf, Voraussetzung zu sein für einzig ernstzunehmende Kunst: wo kein Leid, da kein Genie. Und im Weltraum soll „dunkle Energie“ respektive „Materie“ heute gleich die ganz großen, die kosmischen Antworten verhüllen.

Inspirierend also, dieses an Licht Arme. „Brilliant Darkness“ ist eine neue, betont auf mehreren Stühlen sich breit machende Veranstaltungsreihe im Sprengel-Museum in Hannover überschrieben: Zum Auftakt spricht dabei der britische Philosoph David Roden über ein Thema, das schon wieder nach ­Science-Fiction klingt, wenn nicht gleich nach Weltraum: die Philosophie des Posthumanen. Wo endet das Menschliche – und was, genau, kommt jenseits davon? Ach ja, ein angekündigter Band Rodens soll, heißt es, „Dark Posthumanism“ heißen.

Danach zeigt der hannoversche Komponist und Künstler Damian Marhulets seinen experimentellen Animationsfilm „Celestial Autopsy“: Der bedient sich Techniken und Darstellungsweisen aus Naturwissenschaften und Psychologie und thematisiert interidisziplinäre Spannungsfelder, aber auch die menschliche Wahrnehmung an sich: eine „neuartige Sinnesinstallation“ sei das, die obendrein reagiert auf ihre jeweilige musikalische Begleitung, in diesem Fall von der Pianistin Marina Baranova.

Di, 9. 10., 19 Uhr, Hannover, Sprengel-Museum/Calder Saal

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