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Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet

Der vermutlich übermütigste und auch albernste Film, in dem Cary Grant mitwirkte, ist Frank Capras schwarze Komödie „Arsenic and Old Lace“ (1944): Als einzig halbwegs normaler Mensch seiner Familie muss er darin erfahren, dass seine alten Tanten immer wieder einsame Herren mit ihrem Fruchtwein vergiften und dies als gute Tat ansehen. Die „am Fieber“ Verstorbenen werden sodann vom Cousin Teddy im „Panama-Kanal“ im Keller beigesetzt. Und dann taucht in Begleitung eines Schönheitschirurgen (Peter Lorre) auch noch der Bruder auf, ein mörderischer Schwerverbrecher mit der Visage von Frankensteins Monster. Obwohl der Film auf einem populären Theaterstück beruht, gibt es hier nichts Statisches: Ein absurder Gag jagt in halsbrecherischem Tempo den nächsten (OF, 30. 9., 17 Uhr, Zeughauskino).

Orson Welles’ albtraumhafter Thriller „Die Lady von Shanghai“ (1946/48) ist einer der großen Klassiker des Film noir: dunkel, verwirrend und in jeder Hinsicht brillant. Welles selbst spielt einen Seemann, der in die Mordintrige eines Ehepaares hineingezogen wird. Dessen weibliche Hälfte verkörpert Rita Hayworth, Welles’ damalige Ehefrau und der große Glamourstar des Columbia-Studios. Dass Hayworth für ihre Rolle die Frisur änderte – kurz und blond –, gefiel den Studiooberen damals nicht. Und dass Welles dann zwei Jahre am Schnitt des Films herumdokterte, auch nicht. Aber das Ergebnis ist fantastisch und findet seinen Höhepunkt in einer Art Duell im Spiegelkabinett eines Vergnügungsparks, in dem sich Rita und ihr Filmgatte geblendet von den vielfachen Verzerrungen ihrer Spiegelbilder schließlich gegenseitig erschießen (OmU, 3. 10., 22.30, Babylon Mitte).

1990 gewannen Christoph und Wolfgang Lauenstein für ihren an der Kunsthochschule Kassel entstandenen Puppentrickfilm „Balance“ den Oscar für den besten animierten Kurzfilm. Dann hörte man von den Zwillingsbrüdern längere Zeit nicht viel. Doch mit ihrem Computeranimationsfilm „Luis und die Aliens“ liefen sie erneut zu guter Form auf: Darin trifft der 12-jährige Außenseiter Luis drei ziemlich überkandidelte Aliens, die praktischerweise die Gestalt verschiedener Menschen annehmen können. Das bietet in einer Verwirrungs- und Verwechslungskomödie mit snobistischen Nachbarn, dem verwirrten Vater (einem durchgeknallten Alienjäger) und dem alsbald anrückenden Schulleiter einen sehr amüsanten Quell der Erheiterung. Der Humor rangiert dabei zwischen charmanten Albernheiten und einer gut getimten Parodie auf das sauber-langweilige Vorstadtleben (29.–30. 9., 15 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

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