Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Den absurden Folgen des palästinensisch-israelischen Konflikts folgen die Fotojournalisten Rina Castelnuovo und Tamir Elterman in ihrem ruhigen Dokumentarfilm „Muhi – Generally Temporary“ (Israel, Deutschland 2017): Über drei Jahre hinweg begleiten sie mit der Kamera den kleinen Araber Muhi (kurz für Muhammad), der zu Beginn des Films vier Jahre alt ist und unter einer seltenen Autoimmunkrankheit leidet. Dank der unermüdlichen Bemühungen eines israelischen Aktivisten lebt er mit seinem Großvater in einem Krankenhaus in Tel Aviv – in seiner unterversorgten Heimat Gaza hätte der Junge, dem aufgrund einer fehlerhaften Behandlung die Unterarme und die Unterschenkel amputiert werden mussten, kaum eine Überlebenschance. Der interessanteste Aspekt des Films besteht in der Selbstverständlichkeit, mit der Muhi nun zwischen zwei Welten aufwächst: Er betet zu Allah, spricht Hebräisch und singt Lieder über die schöne Heimat Israel. Für ihn ist das kein Problem. Auch die Erwachsenen der „feindlichen“ Lager könnten durchaus zusammenkommen, doch sie sind Gefangene einer kafkaesken Behördenwelt der fehlenden Genehmigungen, Arbeitserlaubnisse und weggenommenen Pässe. So weiß man am Ende wieder einmal nicht, wie es weitergehen wird (Om engl. U, 23. 9., 18 Uhr, Hackesche Höfe, 24. 9., 18 Uhr, Sputnik Südstern).
Die Karriere von Klaus Barbie war lang und unerfreulich: Gestapochef in Lyon, Agent amerikanischer Geheimdienste, Berater südamerikanischer Diktatoren. Erst Ende der 1980er Jahre fand dann doch noch ein Prozess wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen ihn statt. In dem viereinhalbstündigen Dokumentarfilm „Hotel Terminus“ folgt Marcel Ophüls in klug zusammengestellten Interviews den Spuren Barbies und seiner Helfershelfer und verdeutlicht, dass vor allem mangelnder Wille der politisch Verantwortlichen für die relative Sicherheit des „Schlächters von Lyon“ sorgte (25. 9., 20 Uhr, Babylon Mitte).
Der kleine Rabe Socke ist ein Egozentriker wie er im Buche steht: Er lebt für den Augenblick, belügt und bestiehlt die anderen Tiere im Wald – und versucht sich vor den Konsequenzen seiner Streiche feige zu drücken. Doch als er beinahe den ganzen Wald überflutet, geht das nicht mehr – was Freundschaft und Verantwortung bedeuten, muss er nun lernen. Der Animationsfilm „Der kleine Rabe Socke“ ist niveauvolle Unterhaltung für die jüngsten Kinogänger: mit charmanten Tierfiguren und frechen Abenteuern in attraktiven Landschaften (22.+23. 9., 14.30 Uhr, Sputnik am Südstern).
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