: Abstieg aus der 1. Liga
Schwere Börsentage für die einstigen Finanzgrößen: Deutsche Bank wird aus dem Leitindex EuroStoxx geworfen, die Commerzbank muss den DAX verlassen
Die Deutsche Bank fliegt aus dem europäischen Leitindex EuroStoxx 50. Sie gehört damit nicht mehr zu den 50 wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Eurozone. Das geht aus Börsenunterlagen hervor. Außerdem wird die Commerzbank wohl aus dem DAX ausgelistet.
Die Entwicklung hatte sich seit Längerem abgezeichnet. Die Aktien der Deutschen Bank haben seit Jahresbeginn fast 40 Prozent verloren – mehr als jeder andere Wert im EuroStoxx 50. Neben dem Geldhaus müssen der Energieversorger Eon und der französische Zementhersteller Saint Gobain ihren Platz räumen. Für sie steigen der deutsche Industriegase-Hersteller Linde, der französische Luxusgüterproduzent Kering und der spanische Buchungssoftware-Spezialist Amadeus auf.
Der Rauswurf aus der europäischen Börsenliga ist ein weiterer Rückschlag für die Deutsche Bank, die unter einer schweren Krise leidet. Ihre Position im Deutschen Aktienindex DAX dagegen wackelt nicht.
Anders sieht es für den Konkurrenten Commerzbank aus: Am Mittwoch wird die Deutsche Börse voraussichtlich den Abstieg der Commerzbank aus dem DAX verkünden. Für das Geldhaus rückt wohl der Online-Zahlungsabwickler Wirecard in die erste deutsche Börsenliga auf.
Über Auf- oder Abstieg entscheidet die Deutsche Börse alle drei Monate. Kriterien sind Börsenumsatz und Börsenwert eines Unternehmens. Aus den wichtigen Börsenindizes ausgelistet zu werden, ist nicht nur ein herber Imageschaden. Viele Anleger kaufen Aktien von Unternehmen aus dem DAX oder EuroStoxx 50, weil sie als besonders stabil und gleichzeitig rentabel gelten. Durch den Abstieg wird deshalb weiterer Druck auf die Aktienkurse der Banken erwartet.
Deutschlands führende Geldhäuser seien nach der jüngsten Finanzkrise zu lange mit sich selbst beschäftigt gewesen, sagt Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Die Aufarbeitung der Krise hat viel Zeit, Kraft und Geld gekostet. Beim Thema Digitalisierung haben die Banken zehn Jahre verschlafen.“
(reuters, dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen