Regisseur Andreas Dresen über Ostsänger: „Seine Songs haben einfach Seele“
Sein neuer Film „Gundermann“ würdigt den legendären Ostsänger. Auch ein Porträt über Frau Merkel von der CDU könnte sich Andreas Dresen gut vorstellen.
taz: Herr Dresen, Sie spielen parallel zum Start Ihres „Gundermann“-Films Konzerte mit der Dresen|Prahl-Band. Haben Sie überhaupt Zeit zum gemeinsamen Proben?
Andreas Dresen: Erst mal bereitet sich ja jeder für sich vor, bevor wir eine ganze Woche zusammen proben.
Hier in Potsdam?
Nein. Wir dürfen immer den kleinen Probenraum einer befreundeten Band am Ostkreuz nutzen.
Ihre Band, zu der unter anderem die Schauspieler Axel Prahl und jetzt auch Alexander Scheer gehören, die beide im „Gundermann“-Film mitwirken, spielt vorzugsweise Songs von Gerhard Gundermann, der 1998 mit 43 Jahren plötzlich an einem Hirnschlag starb.
Ja, wir machen das seit 2008. Damals wurde ich überredet, bei einem Tributkonzert in der Columbiahalle zu Gundis zehntem Todestag ein Lied zur Gitarre beizusteuern. Das war die Geburtsstunde der Band. Alexander Scheer ist jetzt das erste Mal dabei, und ich freue mich sehr darauf. Zumal wir quasi unsere Abschiedsrunde drehen, da Axel Prahl die Band verlässt. Das macht aber nichts, denn es handelte sich immer um ein Spaßprojekt.
Wären Sie auch gern Profimusiker geworden?
Nein, dazu hätte es auch nie gereicht. In der dritten oder vierten Klasse bekam ich mal Geigenunterricht, und als ich nach einem Jahr mit der Präsentation des Liedes „Einen Roller hab ich“ durch die Prüfung gefallen war, hatte mir mein Vater zum Trost eine Gitarre geschenkt. Mit Hilfe eines Freundes habe ich mir ein paar Sachen selbst beigebracht, sodass es fürs Lagerfeuer reichte. Ich fühlte mich immer als musikalischer Amateur und habe keine Ambitionen, mich auf der Bühne vor vielen Menschen zu produzieren. Am meisten machen mir die Proben Spaß. Ich darf mal mitmachen! Als Regisseur bin ich ja gewöhnlich dazu verdammt, anderen Leuten zuzugucken und mehr oder weniger schlaue Kommentare abzugeben. Bei der Musik kriegt man als Mitspieler natürlich die volle Packung Energie. Das ist was Wunderschönes und auch Befreiendes, gerade im Kontext mit meinem eigentlichen Beruf. Für mich ist das ein tolles Hobby, aber ich bin kein Virtuose auf der Gitarre.
Virtuosität wäre auch das Letzte, was es braucht, um die Seele der Gundermann-Songs offenzulegen.
Der Mensch: Andreas Dresen wurde 1963 als Sohn eines Theaterregisseurs und einer Schauspielerin in Gera geboren. Aufgewachsen ist er in Schwerin, wo er an der Oberschule mit der Amateurfilmerei begann. Zunächst war er Tontechniker am Schweriner Theater, von 1986 bis 1991 studierte er Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg. Er lebt kurz vor den Toren Potsdams.
Die Filme: Zu Dresens bekanntesten Kinofilmen, die für ihren realistischen, halbdokumentarischen Charakter gelobt werden, gehören „Nachtgestalten“ (1999), „Halbe Treppe“ (2002), „Sommer vorm Balkon“ (2005) und „Als wir träumten“ (2015). 2003 begleitete er in „Herr Wichmann von der CDU“ einen Brandenburger Politiker im Bundestagswahlkampf. In seinem neuen Film „Gundermann“, der am 23. August in die Kinos kommt, geht es um die Lebensgeschichte von Gerhard Gundermann (gespielt von Alexander Scheer), der 1998 mit 43 Jahren an Hirnschlag starb und als „singender Baggerfahrer aus der Lausitz“ eine Legende im Osten war. Gundermann-Lieder spielen auch Dresen|Prahl + Band am Donnerstag, 23. August, im Kesselhaus der Kulturbrauerei. Das Konzert ist ausverkauft.
Mehr Arbeit: Seit November 2012 ist Dresen für zehn Jahre einer von neun Richtern des Brandenburger Landesverfassungsgerichts. Mit dem Sommersemester 2018 wurde er Professor für Filmschauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Er ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg, der Deutschen und der Europäischen Filmakademie und zudem Stiftungsratsvorsitzender der Defa-Stiftung.
Das stimmt. Gundermann bestach nicht durch Virtuosität und Schöngesang, sondern durch seine Glaubwürdigkeit. Jemand von seiner Band Seilschaft hat mal gesagt: Musik ist nicht wie Sport – da kann auch der Langsamste mal Erster sein. Gundermann-Songs haben einfach Seele.
Kannten Sie ihn persönlich?
Leider nein, aber ich habe ihn früh wahrgenommen, so 1982 als Abiturient. Da lief im DDR-Fernsehen der Dokumentarfilm „Gundi Gundermann“ von Richard Engel. Dem eilte der Ruf voraus, viel Ärger produziert zu haben, und er wurde auch nur nachts versendet. Es ging um einen aufmüpfigen Baggerfahrer, und wer ihn sah, fand den total rebellisch und frech, weil er Dinge sagte, die im DDR-Fernsehen sonst nie gesagt wurden. Im Film spielten natürlich auch Gundis Lieder eine Rolle und so spielte er sich in die Herzen vieler Leute. Ich bin dann vor allem in den Neunzigern zu vielen seiner Konzerte gegangen.
Wie haben Sie ihn da erlebt?
Mit Fleischerhemd, Jeans, Hosenträgern und der komischen Brille sah er nicht wie ein Rockstar aus. Aber wenn er den Mund aufmachte, hat’s einfach gestimmt. Was viel damit zu tun hatte, wo er hergekommen ist, was für ihn auch essenziell war.
Sein erstes Album von 1988 hieß „Männer, Frauen und Maschinen“. Hätte auch als Unterzeile für Ihren Film getaugt, in dem es um Gundermanns Beziehung zu Funktionärs- und Stasimännern, der Liebe zu einer Frau und die Maloche auf seinem Monsterbagger geht.
Stimmt. (lacht)
Gundermann war immer gleichzeitig Musiker und Baggerfahrer in einem Lausitzer Tagebau. Eine wahrlich einmalige Figur?
Auf jeden Fall! Wo gibt es denn so was, dass jemand ein Konzert vor Tausenden Leuten im Vorprogramm von Bob Dylan oder Joan Baez spielt, sich ins Auto setzt und zurück zur Schicht fährt? Da saß er wenige Stunden später wieder in der Raumkapsel seines Riesenbaggers, der über dieser Tagebaumondlandschaft schwebte, und war völlig einsam. Wenn man mal so einen Tagebau sieht, versteht man auch, woher er seine Poesie zog. Das ist ja eine furchtbare und zugleich sehr beeindruckende Landschaft, in der man sich plötzlich sehr klein vorkommt. Dazu der politische Kontrast: Auf der einen Seite war Gundermann Kommunist, andererseits ist er aus der Partei geflogen wegen „grundsätzlicher Eigenwilligkeit“. Zudem war er jahrelang Stasi-IM, hat dann von sich aus aufgehört und wurde schließlich jahrelang selbst bespitzelt. Ein Widerspruch auf zwei Beinen.
Ein fantastischer Filmstoff, trotzdem hat die Realisierung zehn Jahre gedauert. Warum?
Zum einen aufgrund der aufwendigen Recherche, da Autorin Laila Stieler mit vielen Weggefährten gesprochen hat, und wegen der Suche nach der richtigen filmischen Form für so ein bewegtes Leben. Zwischendurch wechselte noch die Produktionsfirma. Aber wir haben auch Reserviertheit gegenüber dem Stoff gespürt, oft kamen Fragen: Wer ist denn Gundermann? Warum einen Film über den? Diese Fragen hätte niemand bei einem Rio Reiser gestellt. Aber letztlich haben wir es ja durchgekriegt. Wenn man einen Film machen will, muss man für sein Projekt eben auch kämpfen.
Sie scheinen aber doch angefressen.
Es gab immer so einen gewissen Rechtfertigungszwang, warum uns der Film wichtig ist. Dabei konnte man ja im Drehbuch sehen, was für eine schillernde Persönlichkeit das ist. Aber weil die Leute aus dem Westen diesen Sänger aus dem Osten – auch noch Arbeiter und zwanzig Jahre tot – nicht kannten, wurde schnell mal geurteilt, der interessiere doch keinen. Oder es fehlte der Glaube, dass so eine Geschichte auf eine kommerzielle Art im Kino funktionieren kann. Wir mussten viel argumentieren, haben aber am Ende tatsächlich die volle Förderung erhalten. Und das meiste Geld kam letztlich aus NRW. Vielleicht auch, weil Gundermann Bergmann war und wir teilweise dort im Revier drehten.
Dass der Künstler Gundermann ewig Arbeiter blieb und stolz darauf war, müsste ihn heute, wo sich die malochende Bevölkerung dieses Landes immer weniger beachtet sieht, als Figur doch noch interessanter machen.
Mir geht es ganz klar um die Lebensgeschichte von Gundermann, mein Film soll keine Antwort auf bestimmte gesellschaftliche Stimmungen sein. Wegen des langen Produktionsvorlaufs fügen sich Spielfilme ohnehin eher zufällig in einen bestimmten gesellschaftlichen Diskurs ein. Mir war es schlicht Herzenssache, auf differenzierte Art über den Osten zu erzählen und keine einfachen Antworten auf schwierige Fragen zu geben. Es wird ja gern alles in eine schnell konsumierbare Schwarz-Weiß-Schablone gesteckt, aber so einfach ist es eben nicht. Klar gibt es die Schuldigen, die bei der Stasi waren, aber ohne das irgendwie entschuldigen zu wollen, ist der Kontext eben auch wichtig. An welcher Stelle hat die Stasi Gundermann beispielsweise abgeholt? Er war ja niemand, der erpresst wurde, er war Überzeugungstäter. Er hat an die DDR und die sozialistische Idee geglaubt und war tatsächlich anfangs der Meinung, auf diese Art einen Beitrag leisten zu können.
„Wenn es die Weltanschauung nicht schon gäbe, hätte ich auch selber drauf kommen können“, sagte er.
Es ist die wohl größte Tragödie, dass die DDR die Leute, die tatsächlich an sie geglaubt haben, verprellt hat. Vor allem in den 70er- und 80er-Jahren sind viele aus Verzweiflung in den Westen gegangen, wie auch mein Vater, der dort nie heimisch geworden ist. Andere haben in der DDR weitergekämpft, hatten jedoch ständig Schwierigkeiten aufgrund des grundsätzlichen Misstrauens der spießigen Regierung gegenüber der eigenen Bevölkerung. Ich trauere der DDR nicht nach, sie war ein sehr enges Land. Es lohnt sich aber, genauer zurückzuschauen, weil man gut menschliche Verhaltensmuster erkennen kann. Ich mag grundsätzlich einen differenzierten Blick und deshalb weder Ossi- noch Wessi-Klischees. Dass Menschen moralisch Fehler begehen, ist ja nun auch kein Alleinstellungsmerkmal des Ostens.
Abgesehen davon, Gundermann war ja nicht nur ein charakterlich ambivalenter Typ, sondern ein toller Songwriter.
Allerdings. Wenn er nicht die wunderbaren Songs geschrieben hätte, würde es den Film nicht geben. Sie sind zeitlos schön, was selbst der deutsche Rolling Stone jetzt in einer langen Geschichte gewürdigt hat. Eine späte Ehre, endlich.
Gundermann trug das Etikett des singenden Baggerfahrers aus der Lausitz, weil er nie nur einen Beruf ausüben wollte. Sie sind auch nicht nur Filmemacher, sondern unter anderem seit sechs Jahren Verfassungsrichter des Landes Brandenburg. Wirkt das auf Ihre Arbeit?
Sicher, wenn auch nicht auf direkte Art. Ich bin als einziger Laie Mitglied des Landesverfassungsgerichts und muss sagen, es ist schon Arbeit. Zwei bis drei Tage muss ich jeden Monat für die Sitzung und deren Vorbereitung investieren.
Womit befassen Sie sich?
Mit kommunalen Verfassungsbeschwerden, weil reichere Kommunen den ärmeren nichts abgeben wollen. Mit der Finanzierung von Privatschulen, aber auch mit Beschwerden normaler Bürger, die sich von den Gerichten im Land ungerecht behandelt fühlen. Häftlinge klagen, dass die Justiz ihre Verfahren nicht genug vorantreibt, oder Abgeordnete, in letzter Zeit oft AfDler, weil sie sich vom Landtagspräsidium in ihren Rechten beschnitten fühlen. Zu uns kann ja jeder kommen, weil eine Verfassungsklage nichts kostet. So erlebt man ein großes gesellschaftliches Spektrum und ich habe die Tätigkeit noch keine Sekunde bereut, auch wenn die Materie manchmal dröge ist. Aber man kriegt einen spannenden Einblick in das Räderwerk der Demokratie und in das, was die Bürger so umtreibt. Ich glaube auch, dass ich als Laie zwischen den Juristen eine Perspektive in die Beratungen einbringe, die das Gericht durchaus bereichern kann. Gerade weil mein Zugang eben kein rein juristischer ist.
Zwischen Berlin und dem Brandenburger Land liegen zuweilen Welten und dazwischen liegt Potsdam mit seiner sehr speziellen Aura. Hier verschmelzen alter Osten sowie alt- und neureicher Westen. Wie erleben Sie das?
Potsdam ist schon ein sehr spezieller Ort, weil die Stadt sehr prosperiert und es viel Zuzug gibt. Sie hat sich sehr verändert, denn es gibt auch hier eine Art Gentrifizierung. Ich selbst musste aus meiner alten, selbstrenovierten Mietwohnung raus, weil das Haus verkauft wurde. Der Investor reißt es ab, an die Stelle kommt nun ein Neubau. So etwas führt genau wie in Berlin dazu, dass eine bestimmte Klientel die Innenstädte verlässt. Dadurch findet auch ein Gesichtswandel von Städten statt.
Etliche, vor allem alteingesessene Potsdamer nervt die gern von wohlhabenden Zuzüglern forcierte retropreußische Umgestaltung des Stadtbildes. Geht Ihnen das auch so?
Schon. Aber genauso wie ich das Pittoreske nicht brauche, hängt meine Seele auch nicht aus irgendwie nostalgischen Gründen an bestimmten Gebäuden. Es gab ja in Potsdam eine große Diskussion über den Abriss des früheren DDR-Interhotels Mercure. Ich finde es kein architektonisches Kleinod und könnte mir dort auch was schönes anderes vorstellen, mit dem die Menschen an so einem zentralen Platz mehr anfangen können. Aber da sollte jetzt kein neoklassizistischer Bau hin. Es gab ja das Angebot von Hasso Plattner, dort ein modernes Museumsgebäude für moderne Kunst hinzubauen, das wollte man aber nicht. In Potsdam bäumt sich so eine Diskussion immer schnell zu Frontkämpfen auf, auch weil es diese zugezogene Oberschicht gibt, die so ihre eigenen Vorstellungen hat. Wogegen ich bin, ist die Geschichte einfach auszuradieren. Potsdam ist nun mal auch geprägt von den Lücken, die der Zweite Weltkrieg in der Stadt hinterlassen hat, und von den Neubauten aus Ostzeiten. Man darf bei der Stadtgestaltung heute nicht so tun, als wäre Potsdam im 18. oder 19. Jahrhundert stehengeblieben. Das Problem gibt es ja in Berlin teilweise auch.
Was meinen Sie?
Mich hat zum Beispiel der Abriss des Palasts der Republik geärgert, weil der zur Geschichte der deutschen Teilung dazugehörte und auch architektonisch durchaus interessant war. Das hatte eine gewisse negative Signalwirkung, zumal da jetzt ein Retroschloss hingebaut wird und man sich fragt: Warum eigentlich? So ein Geschichtsumgang ärgert mich. Obendrein kostet das unendlich viel Geld, das man gut für andere Dinge gebrauchen könnte.
Berlin und Brandenburg wollten mal fusionieren. Glauben Sie noch daran, dass es zu einer Länderfusion kommen könnte?
Ich weiß nicht, die Brandenburger haben die Fusion ja vor über zwanzig Jahren abgewählt. Ich hätte sie mir eigentlich gewünscht. Ich bin ein Freund von bürokratischen Vereinfachungen, warum also nicht eine gemeinsame Verwaltung, wenn man so auf engstem Raum zusammenhockt? Mittlerweile dürfte so eine Fusion jedoch noch schwerer fallen, weil sich die Brandenburger wohl noch stärker mit ihrem Land identifizieren als in den Neunzigern, glaube ich.
Sie haben einem Brandenburger Politiker, den „Herrn Wichmann von der CDU“, mit gleich zwei Filmen 2003 und 2012 porträtiert. Würden Sie auch gern mal ein Porträt über Frau Merkel von der CDU drehen?
Ich würde sie gern wie Herrn Wichmann im Wahlkampf begleiten, aber das würde voraussetzen, dass man wirklich hinter die Kulissen schauen darf, was auf der Königsebene der Politik natürlich deutlich schwieriger ist als mit einem Herrn Wichmann. Ich habe Angela Merkel ja mal bei einem Filmgespräch kennengelernt, bei dem sie ihren Lieblingsfilm „Die Legende von Paul und Paula“ vorstellte. Ich fand sie eine sehr herzliche, humorvolle, sympathische Frau. Mich würde es interessieren, sie auch mal in ihren müden Momenten zu beobachten. Aus dem Grund haben wir im letzten Bundestagswahlkampf sogar mal angefragt, ob wir sie begleiten dürfen. Unsere Anfrage wurde jedoch abgeschmettert. Allerdings habe ich ein paar Monate später ein Angebot bekommen, einen Wahlkampfspot für sie zu drehen.
Aha, und?
Ich habe abgelehnt. Zum Glück habe ich die Möglichkeit, mich durch meine Filme auf subtile Art politisch zu äußern. Dieses Privileg möchte ich nicht antasten, deshalb drehe ich für gar keine Partei Werbung. Ich würde für Bier Werbung machen, da hätte ich keine Berührungsängste mit dem Produkt (lacht). Schon mein erster Super-8-Film, den ich als Amateur an der Erweiterten Oberschule in Schwerin drehte, handelte ja von Kneipen. Eigentlich ging es darum, dass die Gaststätten in der DDR, die so beliebt waren, weil sie sich jeder leisten konnte, oft zuhatten. Wir haben eine kleine Satire darüber gedreht, wie der Ostler der mangelhaften Servicementalität des Personals ausgesetzt war und sie nach dem alten Defa-Klassiker „Unser täglich Brot“ benannt.
Sie hatten offenbar früh ein Faible für den Irrwitz des Alltags?
Na ja, ich habe auch mal als Übung an der Filmhochschule mit meinem Kameramann einen Minifilm bei einem Fußballspiel von Motor Babelsberg im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion gedreht. Der hieß „Volkssport“. Wir haben nur die Zuschauer beobachtet, wie sie brüllen, schreien, lachen, weinen, deprimiert sind. Die Leute dachten, wir sind verrückt, weil wir bei dem Spiel die ganze Zeit mit dem Rücken zum Spielfeld standen und drehten. Am Ende sieht man den Spielstand: 0:0.
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