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Minister steigt ab in den Schacht

Olaf Lies (SPD) besucht Atommüll-Endlager

Erstmals in seiner Amtszeit will Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) am Mittwoch bei dem im Bau befindliche Atommüll-Endlager Schacht Konrad in Salzgitter vorbeischauen. Er will auch in das ehemalige Eisenbergwerk fahren und rund 1.000 Meter unter der Erde, wo die Stollen für die spätere Aufnahme von Atommüll vorbereitet werden, nach dem Rechten sehen.

Für den Besuch des Ministers wird es auch langsam Zeit. Denn derzeit sorgen Verzögerungen und explodierende Kosten beim Bau immer wieder für Ärger. So räumte der Betreiber, die Bundesgesellschaft für Endlagerung, kürzlich ein, dass Schacht Konrad noch einmal mindestens fünf Jahre später fertig wird als geplant: statt 2022 erst im Jahr 2027. Als Gründe dafür gibt die Bundesgesellschaft technische Probleme, die Neuordnung der zuständigen Behörden und die teilweise nötige Neuausschreibung von Arbeitsaufträgen an. Die Errichtung des Endlagers hatte das Land Niedersachsen einst selbst genehmigt

Schacht Konrad ist das einzige nach Atomrecht genehmigte Endlager Deutschlands. Es darf bis zu 303.000 Kubikmeter schwachen und mittelradioaktiven Müll aufnehmen. Der meiste Abfall stammt aus dem Betrieb und Abriss von Atomanlagen, ein kleinerer Teil aus Krankenhäusern und Forschungseinrichtungen. Die Konrad-Abfälle machen 90 Prozent des gesamten deutschen Atommülls, aber nur 0,1 Prozent seiner radioaktiven Strahlung aus.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Konrad viel zu klein konzipiert wurde. Für die rund 100.000 Kubikmeter Atommüll, die aus dem maroden Bergwerk Asse geborgen werden sollen, ist in Salzgitter ebenso wenig Platz wie für die strahlenden Rückstände aus der Urananreicherungsanlage Gronau.

Nach Ansicht von Atomkraftgegnern soll die Inbetriebnahme von Schacht Konrad nicht verschoben, sondern ganz aufgegeben werden. Wie auch im Fall der Asse, sei in Salzgitter ohne vergleichendes Auswahlverfahren ein altes Bergwerk als Atommülllager auserkoren worden, obwohl es an seiner Eignung große Zweifel gebe. Massive Probleme bestünden etwa bei der Standfestigkeit der Schächte und bei Wassereinbrüchen.

Im Herbst wollen Umweltschützer durch das südöstliche Niedersachsen ziehen und auf ein Ende für Schacht Konrad dringen. Die Demonstration mit Traktoren, Bauwagen und Fahrrädern soll am 20. Oktober vom Sitz des Bundesamtes für Strahlenschutz in Salzgitter zur Bundesgesellschaft für Endlagerung in Peine führen. Reimar Paul

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