das wird der monat, der wird (8): Schwingende Männer
Vorschau: Heute mit den Nichtgewinnern im Golf, Blicken auf die absonderliche Schweiz, Euphorie beim HSV und einer großen Ehre im Frauentennis
Hamburg, 3. August. Souverän startet der Hamburger SV mit 4:1 gegen Holstein Kiel in seine erste Saison im Unterhaus. „Spätestens 2050 wollen wir ganz oben in der Ewigen Tabelle der 2. Liga stehen“, kündigt Trainer Christian Titz an. „Es sind nur noch 1.514 Punkte zu Greuther Fürth.“ Die neue Uhr in der Arena läuft.
Düren, 11. August. Zwei Wochen nach seinem Triumph bei der 43. WM im Kirschkernweitspucken wird der Schweizer Thomas Steinhauer nachträglich disqualifiziert und sein neuer Weltrekord (24,28 Meter) annulliert. Analysen im Kölner Dopinglabor ergaben „regelfremde Kaumanipulationen und mikrochemische Enzymverfremdungen an der Kernoberfläche“. Steinhausers Siegerkern ähnele „der perfekten Kugel“, so das Labor, das sei „sehr kirschfremd“.
Bellerive, 12. August. Tiger Woods, Golfgigant im Wiederaufbau, verfehlt bei den PGA Championship zum 65. Mal den Sieg bei einem Majorturnier. „Damit ist er mir dicht auf den Fersen“, lächelt Altmeister Jack Nicklaus, der mit 144 Nichttiteln bei 18 Siegen deutlich beide Pole Positions hält. Routinier Phil Mickelson bleibt durch seinen überraschenden Sieg bei 98.
Schwägalp, 19. August. Tausende Öhis und Heidis mit Kuhglocken groß wie Appenzeller Käselaibe um den Hals ziehen in würdevoller Marschformation, Alphörner blasend, die Hochalmen herunter. Sie wollen in der Natur-Arena am Säntis sehr starke Mannsbilder beim sehr traditionellen Bergalp-Schwingfest feiern. Schwingen (bekannt seit Wilhelm Tells Zeiten) ist so was wie Outdoor-Ringen auf Sand. Zu gewinnen gibt es den „1. Lebendpreis“, das ist 2018 der mächtige Zuchtstier Gust, den sich umjubelt Sennenschwinger Ruedi Röschl (knapp 3 Zentner Lebendgewicht) aus Oey holt. Umjubelt wird Thomas Steinhauer (siehe 11. August), der im Rahmenprogramm beim Armbrustschießen auf Kirschkerne mehrere tapfere Öhis und Heidis darunter überleben lässt.
Düsseldorf, 19. August. Bei den Kids Open im Tischtennis mit erneut 1.500 Teilnehmerchen gewinnt in der Altersklasse U4 der Mädchen die Chinesin Li Pup Jia das Finale gegen ihr Landskind Lo Pop Li nach atemberaubenden Ballwechseln. „Wartet erst mal, bis ich groß bin“, flötet sie nachher, „nächstes Jahr kann ich wahrscheinlich schon über die Platte gucken.“
Wolfsburg, 23. August. Bruno Labbadia, Trainer des VWfL Wolfsburg, gibt ein frommes Saisonziel aus: „Unsere Frauen spielen Jahr für Jahr um das Triple. Wir wollen jetzt auch das Triple.“ Die dritte Relegation hintereinander möchte er „am liebten gegen den HSV spielen“, seinen mehrfachen Exverein. Wegen „unrealistischer Ziele“ entlässt ihn Manager Jörg Schmadtke und zeigt sich gut assimiliert beim Klub der Klimakriminellen: „In konzerneigener Giftigkeit sehe ich uns mindestens auf einem souveränen Platz 15.“
München, 24. August. Breaking News zum Ligaauftakt: Nach 105 Tagen ohne Sieg, der längsten Münchner Ewigkeit seit Erfindung der Zahlen, gelingt dem FC Bayern ein 1:0 gegen Hoffenheim. Torschütze Thomas Müller erklärt „die schwere Klubkrise in Russland für beendet“. Erstmals seit 1962 hatte kein Bayern-Spieler ein WM-Tor erzielt.
New York, 27. August. Tennisprofi Serena Williams, 36, will mit einem Sieg bei den US Open den Rekord der Australierin Margaret Court mit 24 Grand Slam Titeln einstellen. Deshalb, so die Veranstalter, werde „als Zeichen besonderer Wertschätzung in Flushing Meadow nicht mehr auf tennis courts gespielt sondern auf tennis williamsens“.
Dresden, 31. August.Mit dem vierten Sieg in Serie (bei Dynamo) kann sich der HSV auf den vorletzten Platz der ewigen Zweitligatabelle schießen, vorbei am Spandauer SV mit kümmerlichen 10 Zählern. „Unsere Euphorie“, so Wieder-und-immer-noch-Präsident Bernd Hoffmann, „wächst pünktlich.“ Bernd Müllender
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen