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Die Inszenierung der guten Laune

Am SPD-Parteiabend ist die Stimmung eher mies. Nur die Jugend ist gut gelaunt und bekennt sich zu Hartz IV

BERLIN taz ■ Zu einem ordentlichen Parteitag gehört ein ordentlicher Parteiabend. Er findet am Vorabend des Parteitags statt und soll Politikern wie Journalisten suggerieren, in der Partei herrsche gute Stimmung; das trifft übrigens auf jede Partei zu, weil in Parteien offiziell immer gute Stimmung zu herrschen hat.

Am Dienstagabend im Willy-Brandt-Haus, der Berliner Parteizentrale der SPD, herrscht keine gute Stimmung. Die am häufigsten gebrauchten Worte lauten „30 Prozent“ und „Scheiße“. Aber viele junge Leute, die so genannten jungen Teams, machen einen Bohei, als bekomme jeder, der freiwillig eine halbe Stunde klatscht und hüpft und schreit, einen i-Pod gratis. Als Gerhard Schröder und Franz Müntefering die Bühne betreten, klatschen und hüpfen und schreien die jungen Leute. Schröder lacht. Müntefering lächelt. Sieht noch ein bisschen blass aus, der Parteichef.

Müntefering hält eine kleine, launige Rede und versucht die böse Welt draußen zu halten. „Wenn etwas geändert werden muss, dann doch nicht unsere Ziele, sondern die Umfragen“, sagt er. Dann zeichnet er das 8.000. neue SPD-Mitglied aus, das übers Internet geworben worden ist. „Lieber Felix“, sagt Müntefering, „du lernst, dass man sich in dieser Partei duzt. Mach das, sonst guckt man dich schief an.“

Felix Bethmann wird das sicherlich berücksichtigen, er macht einen cleveren Eindruck. 15 Jahre ist er und gibt an, schon seit seinem neunten Lebensjahr politisch aktiv zu sein. „Es war nur noch die Frage, ob ich bei der SPD oder den Grünen eintrete. Aber die SPD hat das bessere Wahlprogramm.“ Auf solche Sätze muss man mit 15 Jahren erst mal kommen. Dann erzählt er noch, dass die Jugend hinter der Agenda 2010 und hinter Hartz IV stünde.

Schröder hat gute Laune. Die Jugend steht hinter Hartz IV – das gefällt ihm. Er lässt sich über eine halbe Stunde lang mit jungen Frauen mit langen Haaren und bauchfreien T-Shirts fotografieren.

JENS KÖNIG

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