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Lärm keine Erklärung für Gewalt

Berichterstattung zu Schuss auf Roma-Mädchen in Friedrichshain sei tendenziös, kritisiert Amaro Foro

Von Susanne Memarnia

Der interkulturelle Jugendverband Amaro Foro mahnt an, Antiziganismus ernst zu nehmen. Anlass sind Berichte über den Angriff auf ein Roma-Mädchen am 19. Juni, als ein Bewohner eines Hauses in der Straße der Pariser Kommune von seinem Balkon aus mit einem Luftdruckgewehr auf das Kind schoss.

Verschiedene Medien hatten daraufhin berichtet, dass das Haus eine sogenannte Schrottimmobilie sei mit viel Müll, Lärm und Kriminalität. „Das suggeriert, dass der Vorfall nicht überraschend und der Zorn des Schützen vielleicht sogar verständlich sei“, schrieb Amaro Foro am Dienstag in einer Stellungnahme. Eine solche Darstellung des Vorfalls „finden wir erschreckend“.

Der Verein, der seit 2014 im Auftrag des Senats antiziganistische Vorfälle dokumentiert, weist darauf hin, dass die BewohnerInnen in der Tat unter schwierigen Bedingungen leben: Das Haus werde seit Jahren nicht instand gehalten, die Müll­entsorgung sei unzureichend, Wohnungen überbelegt, was auch ein Grund sei, dass sich die Menschen gern im Hof aufhalten. Dies sei „gerade im Sommer aber im Übrigen ein völlig normales Verhalten“. Zudem seien diese Zustände nicht den BewohnerInnen anzulasten, betont Amaro Foro.

Roma „und dafür gehaltene Menschen“ seien auf dem derzeit angespannten Wohnungsmarkt massiver Diskriminierung ausgesetzt. „Auch gewalttätige Übergriffe sind für sie in Berlin eine traurige Realität.“ In demselben Haus hatte bereits vor drei Jahren ein Bewohner auf einen Rom-Jungen geschossen.

Nach Ansicht von Amaro Foro handelt es sich bei dem aktuellen Fall nicht um ein „normales“ Gewaltdelikt, „sondern um einen Fall von antiziganistisch politisch motivierter Kriminalität“. Es sei daher für Politik und Medienschaffende geboten, öffentlich klarzumachen, „dass rassistische Gewalt nicht toleriert und auch nicht den Betroffenen angelastet werden kann“. Die Polizei sei aufgefordert, diesen Hintergrund bei ihren Ermittlungen zu berücksichtigen. Eine diesbezügliche taz-Anfrage bei der Polizei blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

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