piwik no script img

Betr.: kinotaz nord

A

Aldi - Mutter aller Discounter Deutschland 2009, R: Rasmus Gerlach

„Auch im 50. Jahr seines Bestehens gibt sich das erfolgreichste deutsche Handelsunternehmen sparsam: Die „Aldi“-Brüder Karl und Theo Albrecht haben sich mit systematischer Verdunklung vor jeder Kritik versteckt, geschickt entzog sich der Discounter bisher jedem Blick hinter die Pappkartons. Mit „Aldi - Mutter aller Discounter“ legt Rasmus Gerlach nun den ersten längeren Film über den Konzern vor. Ein Team aus Gewerkschaftern hat für ein „Schwarzbuch - Aldi“ Informationen zur Situation der Aldi-Belegschaft gesammelt. Erste Rechercheergebnisse bestätigen, dass bei Aldi-Süd die Wahl von Betriebsräten unterdrückt wird und dass es auch im Norden hinter der kultigen Fassade Druck auf Gewerkschafter und gezielte Testkäufe gegen kritische Mitarbeiter gibt. Die Beobachter hinter der Kamera haben den Discounter umkreist und sich der Realität vorsichtig angenähert. Neben anderen Kennern des Unternehmens kommt zum Beispiel der frühere Aldi-Manager Dieter Brandes zu Wort, der die Albrechts verteidigt.“ (tv-spielfilm) HH

Antichrist Dänemark/Deutschland 2009, R: Lars von Trier, D: Willem Dafoe, Charlotte Gainsbourg

„In seinem jüngsten Film „Antichrist“ stellt Lars von Trier alle Zeichen auf Schock. Die Bilder sind düster, verwunschen und rätselhaft, sodass man den Film weniger realistisch denn als Tour de Force durch eine Psyche in Not verstehen möchte. Horrorfilm und Psychodrama verschränken sich, Szenen großer Tragik kippen ins Komische. Im Mittelpunkt ein Paar - gespielt von Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe -, das sich nach dem Tod seines drei Jahre alten Sohnes in eine Waldhütte zurückzieht. Ein Parforceritt - mit einem Problem: Lars von Trier fährt so viele Geschütze auf, bringt so viele große Fragen ins Spiel und ist so idiosynkratisch in seinen ästhetisch-moralischen Entscheidungen, dass es schwer fällt, ihm bedingungslos zu folgen.“ (taz) FL, HH, HL

Auf der Suche nach dem Gedächtnis – Der Hirnforscher Eric Kandel Deutschland 2008, R: Petra Seeger

„Dokumentarfilm über den Hirnforscher Eric Kandel und seine mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Arbeiten zur Wirkungsweise des Gedächtnisses. Dem kurzweiligen Film gelingt eine erstaunlich homogene Verbindung zwischen Wissenschaft und Erfahrung, wobei der humorvolle Intellektuelle freimütig und spannend aus seinem Leben und seinen Forschungen erzählt. Die Einblicke ins neuronale Synapsensystem verströmen eine überdies ästhetisch-mysteriöse Faszination.“ (filmdienst) HH, OL

Away We Go - Auf nach Irgendwo USA 2009, R: Sam Mendes, D: John Krasinski, Maya Rudolph

„Away We Go - Auf nach Irgendwo“ kann als Friedensangebot des britischen Regisseurs und Oscar-Preisträgers Sam Mendes verstanden werden: Offenbar sind doch nicht alle amerikanischen Familien so hoffnungslos verkorkst wie in Mendes‘ Filmen „American Beauty“ und „Zeiten des Aufruhrs“. Verona (Maya Rudolph) und Burt (John Krasinski), die Helden seiner neuen Komödie lieben sich wirklich. Allerdings sind die beiden, Mitte 30, bisher noch nicht richtig aus dem Quark gekommen. Sie wohnen in einer Bruchbude und leben von obskuren Jobs. Als Verona schwanger wird, beginnt das Paar mit der Suche nach dem perfekten künftigen Wohnort - einer Reise quer durch Nordamerika zu Freunden, Verwandten und ehemaligen Arbeitskollegen. Dabei erkundet Mendes zugleich die Abgründe des American Way of Life. Komischer Höhepunkt: Maggie Gyllenhaal als esoterisches Muttertier.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, HB, HH, HL, KI, OS

B

Blow Up Großbritannien 1966, R: Michelangelo Antonioni, D: David Hemmings, Vanessa Redgrave / Originalfassung mit Untertiteln

“,Blow up‘ ist die erste Produktion des Regisseurs außerhalb seiner italienischen Heimat. Der Film erzählt in den grellen Farben und Bildern der Pop-Art eine eigentümliche Kriminalgeschichte, in der es zwar ein Opfer, aber offensichtlich keinerlei Interesse am Täter gibt. Ein erfolgreicher Modefotograf wird bei der Suche nach Motiven in einem kleinen Park mit seiner Kamera unfreiwillig Zeuge eines Mordes, den er aber erst später bei der genauen Betrachtung des entwickelten Films wahrnimmt. Dieser schöne, bis zuletzt spannende Streifen zeichnet auch ein stimmiges und überaus lebendiges Bild der Londoner Beat-Genration.“ (tip) H

C

Carriers USA 2009, R: Àlex Pastor, David Pastor, D: Lou Taylor Pucci, Chris Pine

„Endzeit-Thriller um eine Gruppe von vier Jugendlichen, die einer tödlichen Epidemie zu entkommen versuchen, von der bereits ein Großteil der Menschheit ausgelöscht wurde. In teils recht drastischen Bildern geht der auf Schock und Coolness gebügelte Paranoia-Film auf der Handlungsebene mit einer derart verharmlosenden Naivität mit dem Pandemie-Thema um, dass sich bisweilen unfreiwillige Komik breit macht; die Dimensionen seiner Geschichte weiß der Film einzig durch oberflächliche Effekte zu vermitteln.“ (filmdienst) SN

Chiko Deutschland 2007, R: Özgür Yildirim, D: Denis Moschitto, Moritz Bleibtreu

“,Chiko‘, ein türkischer Kleinganove, und sein Kumpel Tibet träumen davon, eines Tages im weißen Mercedes über das harte Pflaster ihres Viertels zu gondeln und der Kiezgröße Brownie das Revier streitig zu machen. Mit viel Schmackes hat Özgür Yildirim diesen von Fatih Akin produzierten Hamburger Gangsterfilm inszeniert, rüde und ungestüm wie seine Helden. Auch ein wenig Protzgehabe ist dabei, wenn Yildirim dem Zuschauer in den Dialogen ständig Slangausdrücke um die Ohren haut, um zu beweisen, wie gut er die Straße kennt, oder wenn er bei Gewaltszenen das zeigt, was besonders weh tut. Doch mit genauem Blick, zupackender Inszenierung und viel Humor erschafft er schillernde Figuren, die ihre Herkunft aus anderen Filmen wie Martin Scorseses ,Hexenkessel‘ immer mehr vergessen lassen.“ (Der Spiegel) HH

Coco Chanel - Der Beginn einer Leidenschaft Frankreich 2009, R: Anne Fontaine, D: Audrey Tautou, Alessandro Nivo

„Regisseurin Anne Fontaine (“Das Mädchen aus Monaco“) erzählt nur die jungen Jahre der Gabrielle „Coco“ Chanel - vom Waisenmädchen zur erfolglosen Nachtclubsängerin bis zur gelangweilten Aristokratengeliebten, die langsam ihr Talent entdeckt. Hauptdarstellerin Audrey Tautou (“Die fabelhafte Welt der Amélie“) porträtiert die spätere Designerin souverän als opportunistisches Biest und charismatische Kämpferin zugleich. Damit rettet sie den sonst solide erzählten Film vor seinem unpassend sentimentalen Finale.“ (Der Spiegel) GÖ, HB, HH, HL

Comedian Harmonists: Sechs Lebensläufe Deutschland 1976, R: Eberhard Fechner

„Die Logik, mit der Eberhard Fechner sein überaus reichhaltiges Material (drei von insgesamt 65 Stunden) sortiert, aneinanderfügt, mit ganz wenigen Kommentaren überbrückt und mit Intermezzi gegliedert hat, in denen zur originalen Musik Dokumente vor Augen geführt werden, alte Filmaufnahmen, Programmzettel, Schlagzeilen, Plakate, Photos - diese Logik ist so imponierend wie seine Methode. Man erlebt die bewegte, bewegende, aus der Gegenwart ihrer Überlebenden entstehende Historie der Comedian Harmonists, und danach wird ganz klar, daß man nicht nur das Portrait eines Ensembles, sondern ausdrücklich sechs Lebensläufe erlebt hat, die zugleich Zitate der Zeitgeschichte sind.“ (Manfred Sack) HB

The Cove - Die Bucht USA 2009, R: Louie Psihoyos

„Ric O’Barry kennt man nicht, aber den „Star“, den er einst betreute: In den 1960er-Jahren arbeitete O’Barry als Tiertrainer für die Serie „Flipper“. Später fühlte er sich deswegen mitschuldig am Boom von Delfinarien und kämpft seitdem gegen die Quälerei der Meeressäuger. Der Dokumentarfilm begleitet den Tierschützer bei seinen Versuchen, bei einer jährlich in Japan stattfindende Delfin-Auktion die Abschlachtung der nicht verkauften Tiere zu verhindern und die Öffentlichkeit aufzurütteln. Dabei baut Regisseur Louie Psihoyos durch Anleihen beim Thriller geschickt Spannung auf, das engagierte Anliegen wird dadurch packend vermittelt.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL

D

District 9 Südafrika 2009, R: Neill Blomkamp, D: Sharlto Copley, Jason Cope

„20 Jahre ist es her, dass zigtausend notgelandete Außerirdische in einem südafrikanischen Auffanglanger untergebracht wurden. Als die Besucher umgesiedelt werden sollen, infiziert sich der unbedarfte Beamte Wikus (Sharlto Copley) mit Alien-DNA und gerät zwischen die Fronten. Gedreht im „Cloverfield“-Augenzeugenstil und gespickt mit superben Computertricks wirkt das bizarre Flüchtlingsszenario in „District 9“ völlig realistisch - sogar beim alienwaffenstarrenden Actionfinale. Die Geburt eines Genreklassikers!“ (Cinema) GÖ, HB, HH, OL, OS

Der Dorflehrer Tschechien/Deutschland/Frankreich 2008, R: Bohdan Slama, D: Pavel Liska, Zuzana Bydzovská „Marie und Petr sehnen sich nach Liebe, doch die innere Zerrissenheit des jungen Lehrers stellt sein Verhältnis zu der alleinerziehenden Landwirtin auf eine harte Probe. Ein melancholischer, von Traurigkeit und leiser Hoffnung getragener Film, der zeigt, wie schwer es ist, dem Leben zu vertrauen und der eigenen Bestimmung zu folgen.“ (Cinema) BS

The Dust of Time Griechenland/Deutschland/Italien/Russland 2008, R: Theo Angelopoulos, D: Willem Dafoe, Bruno Ganz

„Theo Angelopoulos erzählt vom „Staub der Zeit, der auf alles fällt“. Der auf mehreren Zeitebenen spielende Film schildert das Schicksal der griechischen Emigranten Eleni (Irène Jacob) und Sypros (Michel Piccoli), reflektiert die europäische Geschichte zwischen Stalinismus und Mauerfall und wirkt in seiner ausufernden, theatralischen Erzählweise extrem trübsinnig - und reichlich verstaubt.“ (Cinema) H

E

Eisenfresser Deutschland 2006/07, R: Shaheen Dill-Riaz “,Eisenfresser‘ nennt man die Saisonarbeiter aus dem armen Norden von Bangladesch, die im Süden, in den Abwrackwerften am Strand von Chittagong, barfuß und mit bloßen Händen Tanker und Containerschiffe zerlegen. Aus der Perspektive des unauffällig am Rand bleibenden Zeugen dokumentiert Regisseur Shaheen Dill-Riaz eine Schufterei, bei der weder Arbeits- noch Umweltschutz auch nur die geringste Rolle spielen. Er sammelt und montiert Bilder und Töne, die in ihrer Gesamtheit die Nahaufnahme eines Brachial-Kapitalismus ergeben, der buchstäblich über Leichen geht.“ (tip) H

Endstation der Sehnsüchte Deutschland 2009, R: Sung-Hyung Cho

„Vom Rockfestival in Wacken nach Korea: „Full Metal Village“-Regisseurin Sung-Hyung Cho erzählt in ihrer Dokumentation vom Schicksal deutscher „Langnasen“ in der koreanischen Fremde. Ein Heimatfilm der anderen Art, dessen süßsaure Alltagsbeobachtungen zum Schmunzeln einladen, aber auch voll süffiger, zärtlicher Melancholie stecken: Den Deutschen im Ausland erkennt man an der Bratwurst.“ (Cinema) BS, HH

Die Entführung der U-Bahn Pelham 123 USA 2009, R: Tony Scott, D: John Travolta, Denzel Washington

„Mehrere bewaffnete Männer überfallen mitten am Tag die New Yorker U-Bahn und entführen den Zug Pelham 123. Geschickt entkoppeln sie zwei Wagen und platzieren sie mitten im Tunnel auf einer Anhöhe. Keine Chance also für die Polizei, die Geiseln unblutig zu befreien. „The Taking of Pelham 123“ ist das gleichnamige Remake des Walter Matthau-Thrillers aus den Siebziger Jahren. Regisseur Tony Scott und Drehbuchautor Brian Helgeland nahmen sich dieser Story wieder an und transformierten sie zeitgemäss ins heutige New York. Letztlich ist dies ein akzeptabler Hollywood-Thriller, dem ein bisschen mehr Eigenheit und Mut gut getan hätte, um wirklich einzuschlagen. Aber alleine für den dauerfluchenden John Travolta und die beachtliche Nebendarstellerriege lohnt sich ein Kinobesuch allemal.“ (outnow) H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

Es kommt der Tag Deutschland/Frankreich 2008, R: Susanne Schneider, D: Iris Berben, Katharina Schüttler

„„Es kommt der Tag“ erzählt von einer früheren Terroristin, die sich ihrer Vergangenheit stellen muss. Ihre Tochter, die sie als Kleinkind zur Adoption freigegeben hatte, spürt sie in Frankreich auf, wo sie unter neuem Namen ein bürgerliches Leben führt. Die Regisseurin Susanne Schneider lässt zwei Rebellinnen aufeinanderprallen und macht daraus einen mitreißenden Konflikt der Generationen. Auf kleinstem Raum geht es um das große Ganze, um gesellschaftliche Verhältnisse, politisches Engagement und familiäre Verantwortung, um Wut, Verzweiflung und Liebe. Der Zuschauer sieht zwei Frauen zu, die einander so lange verletzen, bis sie spüren, dass sie aus dem gleichen Fleisch und Blut sind - seit langer Zeit das packendste Duell, das sich zwei deutsche Schauspielerinnen auf der Leinwand lieferten.“ (Der Spiegel) HB, HH

Evet, ich will! Deutschland 2008, R: Sinan Akkus, D: Pinar Erincin, Mickey Hardt

„Vier unmögliche Liebesfälle zwischen Kurden und Türken, Religiösen und Säkularen, Christen und Moslems sowie schwulen Türken und Deutschen im multikulturellen Berlin. Eine augenzwinkernde, mit Wortwitz und Situationskomik inszenierte Komödie, temporeich und mit einem Hauch von „Lubitsch-Touch“ inszeniert. Ohne pädagogisch in den Vordergrund geschobene Toleranzbotschaften appelliert die Komödie selbstironisch an die interkulturelle Alltagskompetenz seines Zielpublikums.“ (filmdienst) BHV

F

Final Destination : The Death Trip USA 2009, R: David R. Ellis, D: Krista Allen, Nick Zano

„Der neuerliche Aufguß der Final Destination-Reihe ist alles andere als originell. Das »Malen nach Zahlen«-Schema tauscht bloß Initiationsunfall und Todesarten der späteren Opfer aus, ansonsten erzählt „Final Destination 4“ die altbekannte Mär von ein paar Schablonencharakteren, die dem Tod von der Schippe springen und dann nach und nach bei bizarren Unfällen dran glauben müssen. Immerhin nutzt der Film von David R. Ellis die 3D-Technologie ausgiebig, um dem Zuschauer etwas fürs Geld zu bieten, was vor allem in der gelungenen Auftaktsequenz für Stimmung sorgt, doch schnell wünscht man sich, daß das Drehbuch zumindest ansatzweise soviel Aufmerksamkeit bekommen hätte.“ (schnitt.de) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, LG, OS, SN

(500) Days of Summer USA 2009, R: Marc Webb,D: Joseph Gordon-Levitt, Zooey Deschanel

„(500) Days of Summer“ zerreißen dem Grußkarten-Texter Tom fast das Herz: Summer heißt Toms neue Kollegin, in die er sich hoffnungslos verliebt. Ein Gefühl, das nur bedingt erwidert wird. Zwar gehen die beiden Endzwanziger schnell miteinander ins Bett und zu Ikea, beide zelebrieren ein sympathisches Semi-Hipstertum in Downtown Los Angeles. Doch ihre Beziehung scheitert, wie Regisseur Marc Webb gleich zu Beginn des Films verrät. In virtuos montierten Rückblenden zeigt der Kino-Debütant, warum Tom und Summer nicht so seelenverwandt sind, wie der junge Mann glauben will. Webb und seinen Drehbuchautoren gelingt das Kunststück, die Leiden ihres Helden anrührend und komisch zugleich darzustellen. „(500) Days of Summer“ ist Hollywoods wohl raffinierteste romantische Komödie des Jahres, und ein bisschen Trost gegen Liebeskummer spendet sie auch: Jede Summer geht einmal vorbei.“ (Der Spiegel) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, HL, OL, OS

Flags of Our Fathers USA 2006, R: Clint Eastwood, D: Adam Beach, Jesse Bradford / Originalfassung ohne Untertitel

„Das berühmte Foto Joe Rosenthals, das 1945 drei US-Marines beim Hissen der amerikanischen Flagge nach der Einnahme der japanischen Insel Iwo Jima einfing, dient Regisseur Clint Eastwood als Aufhänger für ein filmisches Psychogramm seines Heimatlandes. Von dem durch Verluste gezeichneten japanischen Kriegsschauplatz heimgekehrt, werden die drei jungen Soldaten zu Helden stilisiert und auf eine Propaganda-Tour durch ein kriegsmüdes Amerika geschickt. Zeitlich verschachtelt werden die Schreckensbilder ihrer traumatischen Erlebnisse und die später erfolgte Neuinterpretation der Geschehnisse einander gegenübergestellt - und somit die historische Wahrheit eines Fotos, das um die Welt ging, hinterfragt.“ (Rheinischer Merkur) HH

Fräulein Stinnes fährt um die Welt Deutschland 2008, R: Erica von Möller, D: Sandra Hüller, Bjarne Henriksen

„Die deutsche Industriellentochter Clärenore Stinnes war 1927 die erste Frau, die um die Welt reiste. Der Film von Erica von Moeller (“Hannah“) kombiniert Teile einer Stinnes-Doku aus dem Jahr 1931 mit nachgestellten Spielszenen, die Stationen der strapaziösen Expedition zeigen. Der Mix aus Liebesgeschichte und Porträt einer Frühemanzipierten erinnert an den thematisch verwandten Jeanette-Hain-Film „Die Reise nach Kafiristan“.“ (Cinema) HB

G

Gangs Deutschland 2008, R: Rainer Matsutani, D: Jimi Blue Ochsenknecht, Emilia Schüle

„Ein Teenager, Mitglied einer Berliner Gang, wird durch seinen älteren Bruder, der gerade aus dem Knast entlassen wurde, in gefährliche Konfrontationen mit anderen Gangs verwickelt. Gleichzeitig verliebt er sich in eine Tochter aus gutem Hause. Blutleer-synthetischer Film um jugendliche „Bad Boys“, der Klischees und Posen des Genres variiert, aber weder mit guten Darstellern noch mit einer originellen Handlung aufwartet und auch kein Gespür für sein Berliner Setting erkennen lässt.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, GÖ, H, HB, HH, HL, LG, OS

G-Force - Agenten mit Biss USA 2009,R: Hoyt Yeatman jr.,D: Bill Nighy, Will Arnett

„Effektkonzentriert, actionlastig, massentauglich - auch wenn Jerry Bruckheimer kinderkompatibles Entertainment produziert, bleibt er seinen Blockbustermaximen treu. Die 3D-Real-Animationsfilm-Mischung schickt Meerschweinchenspione auf Weltrettungsmission und versucht dabei, vor allem mit Oberflächenreizen vergessen zu lassen, dass es sich um einen sinnentleerten Formelfilm handelt.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, LG, OS, SN

Gigante Uruguay/ Deutschland/ Argentinien 2009; R: Adrian Biniez, D: Horacio Camadule, Leonor Svarcas

Nachdem mit „Whisky“ Uruguay als Filmland im Grunde erst entdeckt wurde, kommt von dort nun von dort mit „Gigante“ von Adrián Biniez ein ähnlich leiser und melancholischer Film. Der Gigant des Titels ist der übergewichtige Ladendetektiv in einem Supermarkt, der nachts auf dem Monitor einer der Überwachungskameras eine Putzfrau sieht und sich in sie verliebt, aber nicht den Mut aufbringt, sie anzusprechen. (hip) HH

Das große Rennen Irland/Deutschland 2009, R: André F. Nebe, D: Niamh McGirr, Colm Meaney

„In den 90er-Jahren drehte Colm Meaney regelmäßig mit Stephen Frears (“Die Commitments“, „Fisch & Chips“, „The Snapper“). In André F. Nebes Regiedebüt spielt er einen verarmten irischen Bauern, dessen Tochter unbedingt an einem Seifenkistenrennen teilnehmen will. Ein zeitlos schöner Kinderfilm, der durch seine einfache Geschichte und den erfrischenden Charme seiner jungen Darsteller besticht.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HH

H

Hände hoch oder ich schieße DDR, 1966/2009, R: Hans-Joachim Kasprzik, D: Rolf Herricht, Hans-Joachim Preil

„Der Protagonist des Films ist ein hoch motivierter, aber wegen der gerin-gen Kriminalitätsrate seines Städtchens leider arbeitsloser Volkspolizist. Eine Gaunerbande rettet ihren „VoPo“ vorm Psychiater und verhilft ihm zu dem Fall seines Lebens. Der Film wurde bereits vor seiner endgültigen Fertigstellung verboten. Erst 2008/2009 wurde die ursprüngliche Fassung der Komödie nach jah- relanger Recherche und Arbeit anhand des Drehbuchs komplett rekonstruiert und „zusammengesetzt“.“ (b-movie) HH

Hangover USA 2009, R: Todd Philips, D: Bradley Cooper, Ed Helms

„Ein Grundgesetz für Vergnügungssüchtige in den USA lautet: Was in Las Vegas geschieht, bleibt in Las Vegas. Regisseur Todd Phillips (“Old School“) hat für seine Sauf- und Raufkomödie das Prinzip noch einmal verschärft: Was genau ist in Vegas eigentlich passiert? Dies fragen sich die drei Männer Anfang dreißig, die in der Wüstenstadt einen deftigen Junggesellenabschied feiern, sich am nächsten Morgen aber an nichts mehr erinnern können. Wo kommt das Baby auf dem Sofa her? Warum ist ein Tiger im Badezimmer? Warum fehlt ausgerechnet dem Zahnarzt der Gruppe ein Zahn? Und wo ist der Bräutigam in spe abgeblieben? „Hangover“ (Kater) ist eine Detektivgeschichte - rekonstruiert werden muss eine Nacht, die mit „enthemmt“ noch zurückhaltend beschrieben ist. Der Blick auf den weißen Mittelschichtsmann ist dabei - trotz aller Zoten und Albernheiten - pessimistisch: ein Spießbürger, der sich den Eskapismus nur leistet, wenn er danach ins gemachte bürgerliche Nest zurückkehren kann.“ (Der Spiegel) H, HB

Der Herr der Ringe - Die zwei Türme USA 2002, R: Peter Jackson, D: Elijah Wood, Ian Mckellen

„Die Zeit der lauschigen Lagerfeuerromantik ist nun endgültig passé. In ,Die zwei Türme‘ wird gekämpft bis zur Erschöpfung. Besonders Aragon, Elb Legolas und Zwerg Gimli hetzen von einer Schlacht in die nächste. Das ist kein Fantasy-Abenteuer mehr, das ist ein Kriegsfilm im mittelalterlichen Flair mit zahlreichen fantastischen Fabelwesen.“ (film.de) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, Ol

I

Ice Age 3 -Die Dinosaurier sind los USA 2009, R: Carlos Saldanha

„„Ice Age 3 “ erzählt von einem prähistorischen Kulturschock. Ein Säbelzahntiger, zwei Mammuts und ein Faultier stoßen im Eis auf eine bizarre Unterwelt: einen Super-Iglu, in dem tropische Pflanzen und Dinosaurier gedeihen. Regisseur Carlos Saldanha zeigt im dritten Teil der „Ice Age“-Saga die Tücken der Migration: Die anpassungswilligen Mammuts sind im Dschungel total overdressed, die Saurierbabys wollen sich nicht zu Veganern umerziehen lassen. Viel Hoffnung auf ein Zusammenwachsen der Parallelgesellschaften macht der Film nicht - dafür ist er überaus vergnüglich.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, SN

I Love You, Beth Cooper! USA/Kanada 2009, R: Chris Columbus, D: Hayden Panettiere, Paul Rust

„Ein Schüler nutzt die Zeremonie der Abschlusszeugnisvergabe, um vor versammelter Schule ein paar unangenehme Wahrheiten über seine Mitschüler loszuwerden und seinem Schwarm seine Liebe zu verkünden. Das Mädchen ist von dem Bekenntnis angetan und kommt dem Jungen auf einer nächtlichen Odyssee, bei der auch zwei Freundinnen und ein Freund dabei sind, näher. Ebenso einfalls- wie harmlose Coming-of-Age-Komödie, die weder gelungene Situationskomik noch interessante Figuren zu bieten hat.“ (filmdienst) HH

Inglourious Basterds USA/ Deutschland 2009, R: Quentin Tarantino, D: Brad Pitt, Christoph Waltz

„Ein als „Judenjäger“ gefürchteter SS-Offizier ermordet 1941 in Frankreich eine jüdische Familie. Die einzige Überlebende, eine junge Frau, betreibt drei Jahre später in Paris ein Kino, in dem sie die gesamte NS-Spitze inklusive Hitler vernichten will, die zur Premiere eines Propagandafilms anreist. Das gleiche Ziel verfolgt ein Killerkommando der Alliierten, die mit blutigen Attacken hinter den deutschen Linien für Angst und Panik sorgen. Ein eigenwilliger, grellbunter Kriegsfilm in fünf Akten, der unter Rückgriff aufs Genrekino die Paradoxien des Historienfilms souverän unterläuft. In der für Quentin Tarantino typischen Mischung aus Autorenkino und B-Movie wird dabei die Geschichte des Zweiten Weltkriegs mit den Mitteln des Kinos entscheidend umgeschrieben. Virtuosität und burleske Theatralik halten sich beim Versuch, den Zweiten Weltkrieg als popkulturelles Spiegelkabinett zu etablieren, ungefähr die Waage.“ (filmdienst) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, LG, OL, OS, SN

It Might Get Loud USA 2009, R: Davis Guggenheim

„Unterhaltsamer Dokumentarfilm über drei sehr unterschiedliche E-Gitarristen und ihren Umgang mit dem Instrument: Jimmy Page (Led Zeppelin), The Edge (U2) und Jack White (The White Stripes) erzählen von ihren Vorbildern, ihrem musikalischen Werdegang und treffen sich zum gemeinsamen Musizieren. Laut und spaßig.“ (tip) BS, FL, GÖ, HH

J

Julie & Julia USA 2009, R: Nora Ephron,D: Meryl Streep, Amy Adams

„Julie & Julia“ ist das komödiantische Doppelporträt zweier Genießerinnen: Julia Child, Gattin eines in Paris stationierten US-Diplomaten, verfällt der französischen Küche, schreibt einen Kochbuchklassiker (“Mastering the Art of French Cooking“) und wird in den sechziger Jahren zur berühmtesten Fernsehköchin Amerikas - und so populär, dass sie in der TV-Show „Saturday Night Live“ parodiert wird und als Inspiration für ein Musical dient. Julie Powell, eine New Yorker Angestellte, kocht Jahrzehnte später Childs Rezepte nach, verfasst darüber einen Blog und macht schließlich selbst als Bestsellerautorin Karriere. Regisseurin Nora Ephron (“Schlaflos in Seattle“) kombiniert die Biografien der beiden Frauen als Mischung aus Emanzipationsdrama und Farce. Dass bei der Zubereitung von Boeuf bourguignon Spannung aufkommt, liegt jedoch vor allem an Hauptdarstellerin Meryl Streep, die Julia Child als wunderbar exaltierte Überköchin spielt.“ (Der Spiegel) HH, HL

K

Kap der Angst (Cape Fear) USA 1991, R: Martin Scorsese, D: Robert De Niro, Nick Nolte / Originalfassung ohne Untertitel

„Ein aus 14-jähriger Haft entlassener Sittlichkeitsverbrecher rächt sich an seinem damaligen Verteidiger, der Entlastungsmaterial unterdrückt hat, indem er ihn und seine Familie terrorisiert. Basierend auf dem Film ,Ein Köder für die Bestie‘ (1962), unterläuft das Remake die kinoübliche Konstellation durch den Entwurf eines deprimierenden Gesellschaftportraits. In der Umgebung von Lüge, Angst und Schuld nimmt der Vergeltung suchende Ex-Häftling die Züge eines satanischen Rächers an. Ein virtuos inszenierter, komplexer Film, hinter dessen gewalttätigem Äußeren sich die Klage über den Verlust an Integrität und Menschlichkeit verbirgt.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Die Kinder der Seidenstraße Australien/China/Deutschland 2008, R: Roger Spottiswoode, D: Radha Mitchell, Michelle Yeoh

„China, 1938: Der britische Reporter George Hogg trifft während der japanischen Besetzung Chinas eine Krankenschwester und einen Partisanenkämpfer. Gemeinsam retten sie 60 Waisenkinder vor den anstürmenden Besatzern und begeben sich mit ihnen auf einen Treck über die Berge. Unterwegs auf der Seidenstraße, wird Hogg zum aufopferungsvollen Beschützer der Waisen. “Die Kinder der Seidenstraße“ basiert auf einer wahren Geschichte, die 007-Regisseur Roger Spottiswoode zu sentimentalem Appellkino aufbereitet.“ (Cinema) HB

Kuddelmuddel bei Pettersson & Findus Schweden/Deutschland/Dänemark 2009, R: Jorgen Lerdam

„Kater Findus träumt davon, endlich groß zu sein - ein Wunsch, der auf ungewöhnliche Weise in Erfüllung geht. Der vierte Kinofilm verbindet bekannte Geschichten (“Wie Findus zu Pettersson kam“) und neue Episoden zu einer liebenswerten, kindgerecht animierten Handlung, die auch die kleinsten Kinogänger nicht überfordert.“ (Cinema) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, LG, OL, OS

L

Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Niani Deutschland 2009,R: Piet de Rycker

„Laura fliegt mit ihren Eltern zum Neujahrsfest nach China, wo sie zusammen mit der gleichaltrigen Ling-Ling ein aufregendes Abenteuer erlebt. Die liebevoll gestalteten Animationen und die Pianoklänge des Chinesen Lang Lang verzaubern nicht nur die kleinen Zuschauer, sondern auch ihre Eltern. Für die jüngsten Laura-Fans ist die aufregende und in manchen Szenen sogar recht unheimliche Handlung dagegen kaum geeignet.“ (Cinema) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Letters From Iwo Jima USA 2006, R: Clint Eastwood, D: Ken Watanabe, Kazunari Ninomiya / Originalfassung mit Untertiteln

„Am 19. Februar 1945 verschanzt sich eine Minderheit japanischer Truppen auf der Insel Iwo Jima, um der Übermacht der vorrückenden amerikanischen Soldaten Widerstand zu leisten. Das sinnlose Unterfangen endet in einem Blutbad. Der von Clint Eastwood als Gegenstück seines Films „Flags of our Fathers“ konzipierte Kriegsfilm zeigt die andere „Seite der Medaille“, indem er die Schlacht um die „strategisch wichtige“ Vulkaninsel ausschließlich aus der Sicht der Japaner zeigt. Dabei bemüht er sich nach allen Regeln der (Hollywood-)Kunst, dem „Feind“ ein Gesicht zu geben und den Krieg als unmenschlich erscheinen zu lassen. Ein wichtiger, vor allem für US-amerikanische Betrachter unbequemer Film.“ (filmdienst) HB

Lippels Traum Deutschland 2009, R: Karl Alexander Seidel, Anke Engelke

„Während sein Vater auf einer Geschäftsreise ist, sieht sich der elfjährige Lippel dem strengen Regiment der neuen Haushälterin ausgesetzt. Er träumt sich in die Märchenwelt des alten Orients hinein, wo er lauter Doppelgängern der Menschen aus seinem Alltag wieder begegnet und einem Geschwisterpaar hilft, die schurkischen Pläne ihrer Tante zu vereiteln. Ein Plädoyer für die Mut machende Kraft der Träume nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Paul Maar.“ (hip) BS, DEL, GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS, SN

Looking for Eric Großbritannien 2009, R: Ken Loach, D: Steve Evets, Eric Cantona

„Er ist ganz unten. Seine zwei Ehen sind gescheitert, seine Stiefsöhne verachten ihn, nur die Liebe zum Fußball ist ihm geblieben, doch auch die lässt nach. Bis aus heiterem Himmel die Rettung naht - in Gestalt seines Fußballidols Eric Cantona. Nach den bedrückenden Dramen „It‘s a Free World“ und „The Wind That Shakes the Barley“ hat Ken Loach einen einen entspannten Film über die Kraft der Fantasie und die Solidarität der Herzen gedreht.“ (Cinema) GÖ, H, HB

Louise Hires A Contract Killer Belgien 2009, R: Gustave de Kervern, Benoît Delépine, D: Yolande Moreau, Bouli Lanners

„Eine ätzende Burleske über aufgebrachter Arbeiterinnen, die einen amateurischen Auftragskiller engagieren, um sich an ihrem Ex-Boss zu rächen. Effektvoll werden die Perversionen eines total aus dem Ruder gelaufenen Wirtschaftsliberalismus mit schwarzem Humor denunziert.“ (tip) BS, HH

M

Männerherzen Deutschland 2009,R: Simon Verhoeven, D: Nadja Uhl, Florian David Fitz

„Männerherzen“ ist ein Liebesreigen, in dem deutsche Schauspielprominenz von Til Schweiger bis Christian Ulmen dem großen Glück und der Frau des Lebens nachjagt. In seinem munteren Regiedebüt will der Schauspieler Simon Verhoeven (“Mogadischu“) der etwas angejahrten deutschen Beziehungskomödie Flügel verleihen, flüchtet sich aber immer wieder ins Klischee, sobald ihm die Ideen ausgehen. Trotz origineller Einfälle ist es auf Dauer ermüdend, Schweiger abermals in der Rolle des abgezockten Frauenaufreißers und Ulmen erneut als stammelnden Liebestrottel zu sehen.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Maria, ihm schmeckt‘s nicht! Deutschland/Italien 2009, R: Neele Vollmar, D: Christian Ulmen, Mina Tander

„Einen jungen Deutschen verschlägt es mit Hochzeitsabsichten nach Süditalien zur Familie seiner halbitalienischen Freundin, deren Vater einst als Gastarbeiter in Deutschland seine große Liebe fand. Die albern-schöne Sommerkomödie nach dem gleichnamigen Besteller jongliert mit lieb gewonnenen Italien-Klischees und gewitzten Alltagsbeobachtungen, wobei sich der von einem gut aufgelegten Schauspielerensemble getragene Film auch nachdenkliche Ecken und Kanten erlaubt, ohne die Genre-Konventionen zu brechen.“ (filmdienst) HB, HH, HL

Das Massaker von Katyn Polen 2007, R: Andrzej Wajda, D: Andrzej Chyra, Maja Ostaszewska

„Fast zwei Stunden lang hält der Film, der von dem historischen Massaker der Roten Armee an zwölftausend polnischen Offizieren im Zweiten Weltkrieg erzählt, die Spannung zwischen dem, was er zeigt (die Familien der Opfer und ihren Kampf um die Wahrheit), und dem, was er ausblendet (die Erschießungen, von denen schon der Vorspann berichtet hat). Doch dann, in den letzten fünf Minuten, stellt Wajda das Gemetzel nach. Er reißt das Entsetzliche aus unseren Köpfen, in denen es gerade erst zu arbeiten begonnen hat, und knallt es auf die Leinwand. Am Ende von „Katyn“ gibt es für unsere Vorstellung nichts mehr zu tun. Der Film hat seine Geschichte mit einer Gründlichkeit erledigt, die selber zum Fürchten ist. Nicht nur im Kino.“ (Frankfurter Allgemeine) HH

Michael Jackson‘s This is it USA 2009, R: Kenny Ortega

„Der am 28. Oktober startende Film zeigt den verstorbenen Popstar bei seinen letzten Konzertproben. Die Doku wird nur zwei Wochen lang im Kino zu sehen sein.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Million Dollar Baby USA 2004, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Hilary Swank / Originalfassung mit Untertiteln

„Die besten Boxerfilme verdanken ihre Attraktivität nicht nur dem aufgeheizten Klima einer Sporthalle. Sie behandeln vielmehr Fragen gesellschaftspolitischer, moralischer und psychologischer Art. Dasselbe lässt sich von Clint Eastwoods Oscar-prämiertem Film ,Million Dollar Baby‘ sagen, einer Geschichte um einen alternden Trainer (Eastwood) und eine junge, den Traum vom Boxen lebende Frau (Hilary Swank). Auch hier bildet die Arena lediglich die Kulisse, vor der sich eine schicksalshafte Handlung abspielt, die letztlich grundsätzliche Fragen menschlichen Daseins aufwirft. Wie gewohnt lässt Eastwood seinen Film in ruhigem, aber spannungsvollem Rhythmus ablaufen, wobei er Darstellerin wie Darsteller (sich selbst, Morgan Freeman) zu Höchstleistungen führt.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB

My Big Fat Greek Summer USA 2009, R: Donald Petrie, D: Nia Vardalos, Richard Dreyfuss

„Vor sieben Jahren gelang der Schauspielerin Nia Vardalos mit der romantischen Komödie „My Big Fat Greek Wedding - Hochzeit auf Griechisch“ ein sensationeller Kinoerfolg, den sie gleich zu einer Fernsehserie ausbaute. Dann geriet ihre Karriere ins Stocken. Jetzt drängt sie mit Macht zurück ins Rampenlicht und hat einen Film gedreht, der überdeutlich das Melting-Pot-Strickmuster ihres Hellas-Hits kopiert. Nia Vardalos spielt eine frustrierte Reiseleiterin, der von ihrer Chefin nur die schwierigsten Touristen und die miesesten Hotels zugewiesen werden. Sie will den Job schon an den Nagel hängen, da bringt ein lebenskluger Witwer (“Der weiße Hai“-Star Richard Dreyfuss) ihr Humor und neue Lebenslust bei. Das ist alles ganz nett anzusehen, aber betulich und harmlos.“ (Cinema) H, HB

N

Die nackte Wahrheit USA 2009, R: Robert Luketic, D: Katherine Heigl, Gerard Butler

„Romantische Komödie mit simpel gestrickten Geschlechterrollen: Fernsehproduzentin Abby glaubt an den einfühlsamen Traummann, TV-Kommentator Mike scheint hingegen überzeugt, dass Männer vor allem mit dem Schwanz denken. Aus dem dünnen Plot ist die Luft nach einer Stunde raus, doch die sympathischen Hauptdarsteller überzeugen und der Umgang mit Sexualität ist erfrischend unverblümt.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Nefes - Der Atemzug Türkei 2008, R: Levent Semerci

„Die wahre Geschichte einer 40-Mann Einheit und ihrem Hauptmann, die auf dem 2365 m hohen Berg Karabal stationiert ist, und dort ihren Militärdienst leisten. Sie erleben den schmalen Grad zwischen Leben und Tod, ebenso wie Leid und der Freude und einen Überlebenskampf in der einsamen und unmenschlichen Umgebung.“ ( spielfilm.de) BHV, H, HB, HH, KI, OS

Die Noobs - klein, aber gemein USA 2009, R: John Schultz, D: Robert Hoffman, Carter Jenkins

„Fiese Außerirdische, die die Erde erobern wollen, kennt man aus Science-Fiction-Filmen zur Genüge, selten aber dürften sich Aliens mit Weltherrschaftsambitionen trotteliger angestellt haben als die titelgebenden Noobs. Der Trupp kniehoher, krötenähnlicher Wesen vom Planeten Noobia landet just auf dem Dachboden des Ferienhauses, in dem die Kinder der Familie Pearson samt Cousins ihre Ferien verbringen. Und diese stellen sich den Möchtegern-Eroberern mit Mut und Einfallsreichtum entgegen. Dem Film geht es mehr um Lacher als um Gänsehaut-Effekte; er thematisiert Pubertätsnöte und Familienkonflikte, die für die nötige emotionale Basis sorgen.“ (Rheinischer Merkur) DEL, H, HB, KI, OL, OS, SN

O

Oben USA 2009, R: Peter (Pete) Docter

„Ein alter Mann bricht mitsamt seinem Haus in das größte Abenteuer seines Lebens auf. Mit diesem wunderschönen modernen Märchen haben sich die Trickser von Pixar selbst übertroffen. Die in San Francisco beheimatete Firma Pixar liefert ja schon seit 1995 regelmäßig Trickhighlights. Mit „Toy Story“ fing es an, viele ihrer weiteren Produktionen wie „Findet Nemo“, „Ratatouille“ oder zuletzt „Wall-E“ wurden moderne Klassiker. Aber „Oben“ toppt sie alle. Diesem grandiosen Abenteuermärchen gelingt es, die Zuschauer gewissermaßen intravenös an das Gefühlsleben seiner Figuren anzuschließen. Ein Effekt, der schon in der Normalfassung prima funktioniert, aber in der 3-D-Version noch intensiver wirkt.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN

Orphan - Das Waisenkind USA 2009, R: Jaume Collet-Serra, D: Jimmy Bennett, Isabelle Fuhrman

„In der Ehe von Kate Coleman (Vera Farmiga) und ihrem Mann John (Peter Sarsgaard) kriselt es schon lange; und auch die Beziehung zu den beiden Söhnen lässt zu wünschen übrig. Durch die Adoption eines Kindes hofft die Familie nun, zu neuem inneren Zusammenhalt zu finden. Doch die kleine Waise Esther (Isabelle Fuhrman) entpuppt sich als diabolische Bedrohung. Ein spannender, weitgehend stimmiger Horrorfilm, der das bekannte „Teufelskind“-Motiv dank einer ambitionierten Dramaturgie, die auf interessante Charaktere setzt, und wegen ihrer eindringlich realitätsnahen Inszenierung in gelungenes, nervenkitzelndes Spannungskino verwandelt.“ (Rheinischer Merkur) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, LG, OL, OS, SN

Pandorum USA 2009, R: Christian Alvart, D: Dennis Quai, Ben Foster

„Zwei Astronauten erwachen an Bord eines Raumschiffs. Sie wissen nicht, wer sie sind, wo sie herkommen und worin ihre Mission besteht. Sie erforschen ihre Umgebung und stellen fest, das sie nicht allein an Bord sind. Der deutsche „Antikörper“-Regisseur Christian Alvart legt mit „Pandorum“ den Mittelteil einer geplanten Trilogie vor. Im Dezember kommt sein bereits 2007 gedrehter Horrorthriller „Fall 39“ mit Renée Zellweger ins Kino.“ (Cinema) H, HB, HH, HL,KI, OL, OS

Die Päpstin Deutschland 2009, R: Sönke Wortmann, D: Johanna Wokalek, David Wenham

„Diese spektakuläre Story erzählt Sönke Wortmann (“Das Wunder von Bern“) in seinem historischen Monumentalepos „Die Päpstin“, das auf dem gleichnamigen Bestseller der US-Autorin Donna Woolfolk Cross basiert. Es ist die Geschichte einer frühen Jeanne d‘Arc, einer unerschrockenen Kämpferin gegen verkrustete Machtverhältnisse und bigotte Autoritäten. In Johanna Wokalek, der Gudrun Ensslin aus „Der Baader Meinhof Komplex“, hat Wortmann seine ideale Johanna von Ingelheim gefunden. Sie verkörpert die Figur mit der nötigen Mischung aus emanzipatorischem Ehrgeiz, Stolz und Verletzlichkeit.“Die Päpstin“ ist ein spannendes, atmosphärisch stimmiges Kinoerlebnis, dem man die Handschrift eines Regisseurs mit Blick für stilsichere Details und straffe Handlungsführung ansieht.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, HL, LG, Ol, OS, SN

Postcapital Archiv Spanien 2008/2009, R: Daniel Garcia Andujar / Originalfassung ohne Untertitel

„Für das multimediale Projekt »Postcapital Archive 1989 – 2001« hat Andujar Auschnitte aus dem Internet und Fernsehen zusammengetragen, die die tief greifenden Veränderungen zwischen 1989 und dem 11. September 2001 auf gesellschaftlicher, politischer, ökonomischer und kultureller Ebene spiegeln.“ (Kino 46) HB

S

Schande Australien/Südafrika 2008, R: Steve Jacobs, D: John Malkovich, Jessica Haines

„Coetzees Roman kreist um einen südafrikanischen Literaturprofessor (Malkovich), der mit seiner Tochter Opfer einer brutalen Attacke durch schwarze Jugendliche wird. Eine hochkomplexe Erzählung über die Transformationen im Post-Apartheid-Südafrika.“ (tip) BS

Die Standesbeamtin Schweiz 2008, R: Micha Lewinsky, D: Marie Leuenberger, Dominique Jann

„Eine Standesbeamtin, die längst den Glauben an ihren Beruf und auch an die Ehe verloren hat, soll ausgerechnet jenen Mann vermählen, mit dem sie einst in einer Band spielte und den sie schon immer anhimmelte. Sie beißt in den sauren Apfel, letztlich fordert das Gefühl aber sein Recht ein. Eine gut gelaunte und inszenierte Komödie, die zwar ein wenig zu vorhersehbar ist, was aber die überzeugenden Darsteller, allen voran die einprägsam-markante Hauptdarstellerin, spielend wett machen.“ (filmdienst) H, HB, HH, Ol, OS

Sturm Deutschland 2009, R: Hans-Christian Schmid, D: Kerry Fox, Anamaria Marinca

„Die Anklage gegen einen Ex-Befehlshaber der jugoslawischen Armee wegen Menschenrechtsverletzung vor dem Tribunal am Internationalen Gerichtshof in Den Haag droht zusammenzubrechen, als der Hauptbelastungszeuge Selbstmord begeht. In der Schwester des Toten entdeckt die engagierte Anklägerin Hannah Maynard jedoch eine weitere Zeugin der Gräuel, die allerdings zögert, vor Gericht auszusagen … Ein überzeugender Politthriller mit starken Hauptdarstellerinnen in einer um Authentizität bemühten Inszenierung, die dafür sorgen, der Ahndung von Menschenrechtsverletzungen Dringlichkeit zu verleihen.“ (Rheinischer Merkur) HH

Sunshine Barry und die Discowürmer Dänemark/Deutschland 2008, R: Thomas Borch Nielsen

„Vor Charme und Witz strotzende Animationskomödie um eine Gruppe von Regenwürmern, die sich mit viel Begeisterung an die Gründung einer Discoband macht. Nur: Niemand will eine Combo namens „Sunshine Barry & Die Discowürmer“ sehen. Da gilt es, noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, Ol, OS

T

Tortuga – Die unglaubliche Reise der Meeresschildkröte Großbritannien/Österreich/Deutschland 2008,R: Nick Stringer

„Tierfilm über ein Karettschildkrötenweibchen, das nach dem Schlüpfen auf einer langen (Lebens-)Reise beim Umrunden des Atlantiks begleitet wird, bis es schließlich selbst Mutter wird. Getragen von einer omnipräsenten Erzählerstimme, zielt der Film mehr auf eine wohlig-betuliche Poetisierung des Tierlebens ab als auf die Vermittlung von Fakten. Bis auf einige kritische Spitzen gegen die Umweltverschmutzung durch den Menschen nutzt der Film sein Sujet für bildgewaltige, aber weder dramaturgisch spannend aufbereitete noch erkenntnisfördernde Unterhaltung.“ (filmdienst) HH

U

Überall ist es besser, wo wir nicht sind Deutschland 1989, R: Michael Klier, D: Miroslaw Baka, Marta Klubowicz

„Der Traum vom „goldenen Westen“ erfüllt sich für einen jungen Polen aus Warschau nur teilweise. Auf dem Weg nach Amerika strandet er in West-Berlin. Sowohl die Freiheit als auch die Teilnahme an der Konsumgesellschaft bleiben ihm verwehrt, und auch seine Liebe zu einer Aussiedlerin erfüllt sich erst in Amerika. In stimmungsvollen Bildern inszenierter düsterer Film, der durch seinen unerschütterlichen Glauben an das „kleine Glück“ hoffnungsvoll ausklingt. Trotz einiger Klischees ein gelungener „Gegenwartsfilm“ mit Momenten poetischer Überhöhung.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Unter Bauern - Retter in der Nacht Deutschland 2009, R: Ludi Boeken, D: Veronica Ferres, Armin Rohde

„Angelehnt an die Autobiografie der heute 96-jährigen Marga Spiegel setzt der Ensemble-Film dem leisen Widerstand westfälischer Bauern gegen die Judenverfolgung der Nazis ein Denkmal. In einer Mischung aus Charakterstudie, Heimatfilm und absurder Komödie schildert der holländische Regisseur Ludi Boeken, wie zwei westfälische Bauern den Pferdehändler Menne Spiegel, dessen Frau Marga und ihre Tochter zwei Jahre lang auf ihren Höfen verstecken und die Familie trotz großer Gefährdung und makabrer Umstände am Ende retten können.“ (tip) GÖ, H, HB, HH, OS

V

Verblendung Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Niels Arden Oplev, D: Noomi Rapace, Lena Endre

„Ein smarter Enthüllungsjournalist und eine verschrobene Hackerin versuchen nach über 40 Jahren das Verschwinden einer jungen Frau zu klären. Ihre Nachforschungen bringen hässliche Familiengeheimnisse ans Licht und scheuchen einen psychopathischen Mörder aus seinem Versteck. Gelungene Verfilmung des Bestsellers von Stieg Larsson.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Das Versteck DDR 1976/77, R: Frank Beyer, D: Jutta Hoffmann, Manfred Krug

„Ein nach 14 Jahren Ehe geschiedener Mann versucht durch einen Trick, seine Frau zurückzugewinnen, was aber an seiner unveränderten spießbürgerlichen Haltung scheitert. Um gerechte Abwägung der Standpunkte bemühter, psychologisch einfühlsamer Film, der seine moderne Beziehungsgeschichte auf dem Hintergrund der gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR erzählt. Fesselnd vor allem durch das lebendige Spiel und die hintergründige Ironie. Wegen der Ausreise von Manfred Krug in die BRD wurde der Film fast zwei Jahre verboten und dann nur mit wenigen Kopien gestartet.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen Deutschland 2009,R: Margarethe von Trotta, D: Barbara Sukowa, Hannah Herzsprung

„Hildegard von Bingen gehört zu den bedeutendsten Gestalten der Kirchengeschichte. Filmemacherin Margarethe von Trotta widmet ihr eine Filmbiografie, die Hildegard (Barbara Sukowa) vom Eintritt ins Kloster bis zum Sterbebett begleitet. Dabei ist erfreulich, dass die Regisseurin ihrer Figur die Ecken und Kanten belässt; allerdings wird für die Würdigung ein hoher Preis gezahlt: Dramaturgisch bekommt der Film die Facetten seiner Hauptfigur nicht in den Griff und bleibt ohne Fokus, sodass es ihm schwer werden dürfte, außerhalb der Kreise, die sich für die prominente Frauengestalt interessieren, neuen Zuschauern ihr Wirken nahezubringen.“ (Rheinischer Merkur) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI

W

Das weiße Band Deutschland/Frankreich/Italien/Österreich 2009, R: Michael Haneke, D: Christian Friedel, Ulrich Tukur

„Das weiße Band“ ist ein filmisches Exerzitium von Michael Haneke, dem wohl protestantischsten aller Autorenregisseure. In schwarzweißen, meist starren Bildern inszeniert der Österreicher das Leben in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Haneke entwirft eine lebensfeindliche Welt, in der ein strenger Glaube und eine strikte soziale Rangordnung den Alltag bestimmen. Selbst in grandiosen Totalen, in denen sich nicht mal die Wolken bewegen, herrscht beklemmende Enge. Haneke, der für diesen Film bei den Festspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Rebellion. Die Kinder des Dorfs, die unentwegt gemaßregelt und gezüchtigt werden, begehren heimlich gegen ihre Eltern auf. Doch befreiend ist dieser Aufstand nicht: Selten waren Kinder auf der Leinwand furchterregender als in diesem Film.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS, SN

Wickie und die starken Männer Deutschland 2009, R: Michael Bully Herbig,D: Jonas Hämmerle, Waldemar Kobus

„Winnetou, Raumschiff Enterprise und Kaiserin Sissi waren schon dran; jetzt hat Regisseur Michael Bully Herbig den Zeichentrickwikinger Wickie zum Kinostar erkoren. Wickie, ein Kinderheld seit Mitte der siebziger Jahre, ist der Sohn des Wikingerchefs und klüger als alle Erwachsenen zusammen; immer wieder rettet er sie vor Gefahren. So weit, so Grundschüler-kompatibel. Herbig, selbst in einer Nebenrolle als spanischer Chronist zu sehen, verzichtet diesmal auf jede parodistische Zuspitzung: Er hat einfach nur einen sehr braven Kinderfilm inszeniert, der erwachsene Bully-Fans schnell ermatten lassen dürfte. Wie klagte schon der weiße Held im „Schuh des Manitu“: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Willkommen bei den Sch‘tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon

„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch‘tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) GÖ

Wüstenblume Großbritannien/Deutschland 2009,R: Sherry Horman,D: Liya Kebede, Timothy Spall

„“Wüstenblume“ beruht auf dem gleichnamigen Bestseller der Somalierin Waris Dirie, die Ende der siebziger Jahre ihre Heimat verließ, in London eine Karriere als Model machte und später von der Uno zur Sonderbotschafterin gegen die Verstümmelung weiblicher Genitalien ernannt wurde. Leider strengt sich die Regisseurin Sherry Hormann etwas zu sehr an, aus der harten Lebensgeschichte von Dirie ein Feel-Good-Movie zu machen. Auf schnellstem Weg rast sie nach London und holt die afrikanische Vorgeschichte ihrer Heldin dann in sperrigen Rückblenden nach. Zwar macht der Film schon früh klar, dass Waris (gespielt von dem Model Liya Kebede) als Kind beschnitten wurde, dann mag er aber eine gute Stunde lang nicht mehr daran denken, um am Ende pathetisch gegen die Genitalverstümmelung aufzurufen.“ (Der Spiegel) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, LG, OL, OS, SN

Z

Zuhause ist der Zauber los USA/Deutschland 2009, R: Karey Kirkpatrick, D: Eddie Murphy, Thomas Haden Church

„Eddie Murphy sollte es endlich lassen: Seine Gags wirken immer krampfiger, seine Grimassenschneiderei nervt. Sein neuer Film „Zuhause ist der Zauber los“ kommt wenigstens ohne Fäkal- und Pupswitze aus, aber die Familienkomödie von Karey Kirkpatrick (“Ab durch die Hecke“) ist Retortenkino der ödesten Sorte.Abgesehen davon, dass der Film auf geradezu unverschämte Weise Schleichwerbung für einen modischen Energy-Drink betreibt, dürfte die inspirationslose Ansammlung von Klischees und faulen Witzen allenfalls Eddie Murphys Selbstdemontage vorantreiben.“ (Cinema) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen