: Präzise wie ein Uhrwerk
INDIEROCKOPER Das zweite Album „The Janus Mirror“ des New Yorker Sextetts Emanuel And The Fear ist eine clever arrangierte und dennoch spielfreudige Indierockoper
VON BIRK GRÜLING
Ein anderes Leben will Emanuel Ayvas nicht haben. Keinen Job, nicht erwachsen werden, nichts anderes tun als in einer Rockband zu spielen – trotz all der nicht nur finanziellen Unwägbarkeiten, die damit nun mal einhergehen. So richtig überzeugen konnte der New Yorker Multiinstrumentalist mit „Jimme’s Song“, seiner Liebeserklärung an das Musikerdasein auf dem Debüt seiner Kombo Emanuel And The Fear, aber offenbar nicht alle seiner übrigens allesamt klassisch ausgebildeten Mitstreiter: Von der einst elfköpfigen Band sind auf dem nun erschienenen Nachfolger „The Janus Mirror“ nur sechs übrig geblieben.
Dabei läuft das Geschäft nicht schlecht, die letzte Tour durch Deutschland fand in Indie-Kreisen durchaus Anklang und auch die englische Musikpresse zeigte sich von der clever arrangierten Mischung aus elegischem Progrock, ein paar Stadionrockgitarren, den obligatorischen Folk-Versatzstücken, Elektronikspielereien und elegischem Gesang ganz angetan.
Dabei klingt die ausladende Mischung nie rotzig oder wild, lieber sorgt der studierte Komponist Ayvas für ein Arrangement, das wohlgesittet ineinander übergeht. Ein Gitarren-Solo greift in die Violine, die Violine ins Schlagzeug, langsam türmt sich die Musik auf, fällt in sich zusammen und beginnt ruhig von vorne. Kompositionen, präzise wie ein Uhrwerk. Nicht umsonst nennen die Brooklyner Rachmaninoff und Philipp Glass ebenso als Inspiration wie The Postal Service oder Daft Punk.
Im Ergebnis klingt das erfreulicherweise bei weitem nicht so bemüht wie befürchtet, sondern überraschend leicht und unbekümmert. Etwa so, als spielten Godspeed You! Black Emperor nicht ihr nervenzerrendes eigenes Werk, sondern leichten Piano-Pop. Oder The Arcade Fire They Might Be Giants-Songs. Auch wenn das Sextett diesmal auf Kostümierung verzichtet, darf man sich auf ausgelassene Spielfreude freuen. Was gibt es schließlich Schöneres, als in einer Rockband zu spielen?
■ Di, 16. 10., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66
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