Jürn Kruse Mitarbeiter der Woche: Hajo Seppelt
Am Donnerstag hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) mal wieder einen Schwung Auszeichnungen zu verteilen. Diesmal waren die Sportlerinnen und Sportler dran, die Medaillen gewonnen haben, sei es bei den Olympischen oder Paralympischen Winterspielen oder den Deaflympics, den Spielen der Gehörlosen.
Steinmeier erinnerte nochmal an die Spiele in Pyeongchang, an Laura Dahlmeier, an Andreas Wellinger, an die „Gute-Laune-Bären vom Eishockey“, an seine eigene Zeit beim TuS 08 Brakelsiek in der Fußball-Kreisliga.
Für die Aktiven gab es Silberne Lorbeerblätter. Die höchste Auszeichnung für SportlerInnen, die der Bund zu bieten hat.
Steinmeier sprach natürlich auch von Werten, von Fairness, von der Integrität des Sports. Das muss so sein. Er ist schließlich Bundespräsident.
Doch es waren auch ein paar Gäste ins Schloss Bellevue gekommen, die wissen, dass es um die Integrität des Sports … na ja … zumindest nicht besser bestellt ist als um die Rechtschaffenheit im Rest der Gesellschaft: Wilhelm Schänzer zum Beispiel, der viele Jahre lang das Institut für Biochemie an der Kölner Sporthochschule und das Antidopinglabor leitete, Sylvia Schenk, die bei Transparency International tätige Juristin, und: der Journalist Hajo Seppelt. Sie alle erhielten das Bundesverdienstkreuz.
Für Seppelt steht eine – nennen wir es mal – interessante Woche an: Am Dienstag und Mittwoch ist der Kongress des Weltfußballverbands Fifa in Moskau, am Donnerstag wird am gleichen Ort die Weltmeisterschaft in Russland eröffnet. In jenem Land, das deutlich gemacht hat, dass Seppelt dort unerwünscht ist. Erst hatte es dem Reporter das Visum entzogen, es dann – auf Druck – doch erteilt.
Doch der ARD-Journalist ist dort weiter nicht gern gesehen. Das weiß Seppelt, der dem staatlichen Dopingsystem der Russen hinterherrecherchiert hat und gegen den ziemlich unverhohlen gehetzt wird.
Ob er trotzdem hinfährt? Ende der Woche wusste Seppelt es noch nicht. Die ARD berate sich noch. Es gibt Sicherheitsbedenken. Schon bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro musste der ARD-Journalist mit Personenschutz reisen.
„Dort, wo der Staat zum Dopingtäter wird, können mutige Journalisten sich verdient machen, indem sie durch ihre Recherche den Betrug aufklären, die Schuldigen namhaft machen und die Einhaltung der Regeln einfordern“, sagte Steinmeier noch. Klingt wie ein Auftrag für Seppelt.
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