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ALBANIEN HAT EINEN NEUEN, ALTEN PRÄSIDENTENMachtwechsel ohne Todesopfer

Sali Berisha wird wieder Präsident Albaniens. Schon einmal, zwischen 1992 und 1997, hat dieser unberechenbare, auffahrende und machtbesessene Politiker das Land geführt – in die Katastrophe: Spekulationspyramiden kosteten große Teile der Bevölkerung den letzten Cent, Albanien stürzte ins Chaos. Wie kann es sein, dass ausgerechnet Berisha wieder im Präsidentenpalast in Tirana sitzen soll?

Die Wähler wollten es so, behauptet zumindest die albanische Wahlkommission. Die Anschuldigungen des bisherigen Regierungschefs Fatos Nano, es habe ein Wahlbetrug stattgefunden, müssen deshalb nicht falsch zu sein. Der aus Bajram Curi, dem nördlichen Zentrum der wilden ländlichen Mafia stammende Berisha ist nicht eben lupenreiner Demokrat. Immerhin: Der Machtwechsel kam ohne die bisher üblichen Schießereien und somit auch ohne Todesopfer zustande.

Fatos Nano war es in seiner Regierungszeit gelungen, Albanien an die EU und die Nato zu rücken. Auch die Konsolidierung der Wirtschaft ist sein Werk: Albaniens Zuwachsraten können sich sehen lassen, italienisches und griechisches Kapital wurde investiert. Die Hauptstadt Tirana, bisher vor allem bekannt für ihre Slums, hat sich herausgemacht. Mit den Investitionen in die Infrastruktur des Südens Albaniens entwickelte sich sogar der lange vermisste Tourismus. Viel Sonne an kilometerlangen Sandstränden, niedrige Preise in brandneuen Hotels und sauberes Wasser haben Albanien diesen Sommer sogar zu einem touristischen Geheimtipp aufsteigen lassen.

Wenngleich zahlreiche Korruptionsskandale und dauernde Machtkämpfe manche westlichen Diplomaten verzweifeln ließen: Unter der Regierung Fatos Nano hat der albanische Staat zumindest etwas Autorität zurückgewonnen. Die Frage ist, ob dieser Prozess unumkehrbar ist. Die Konkurrenz zwischen dem Berisha hörigen Norden und dem Nano unterstützenden Süden Albaniens ist noch lange nicht überwunden, gerade weil der Süden unter Nano Fortschritte machen konnte.

Sollte der Norden Albaniens nun den Süden erdrücken, um sich selbst zu konsolidieren, wäre das fatal. Hoffnung gibt, dass die gestärkte Wirtschaft und die Macht des ausländischen Kapitals dem Voluntarismus Berishas Schranken setzen. Der Einfluss von EU und Nato legt dem alten, neuen Präsidenten zudem einige Zügel an. Mit den anstehenden Verhandlungen über den Status des benachbarten, mehrheitlich von Albanern bewohnten Kosovo muss Berisha international Punkte sammeln. Sollte er durch seine Unberechenbarkeit den Friedensprozess in der von der UN verwalteten Provinz stören wäre seine Amtszeit wohl schon bald beendet. ERICH RATHFELDER

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