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Kommentar Reform der MietpreisbremseArme Mieter

Kommentar von Rainer Balcerowiak

Ein großer Wurf ist die Mietrechtsnovelle der Justizministerin nicht. Die Verdrängung aus den Innenstädten kann sie nicht aufhalten.

Wer bei den explodierenden Mieten nicht mithalten kann, wird zwangsgeräumt Foto: dpa

D ie entscheidende Zukunftsfrage Deutschlands scheint derzeit die Aufklärung der Fehler einer Bundesbehörde bei der Erteilung von Asylbescheiden zu sein. Das dürfte die erstmalige Regierungsbefragung am Mittwoch im Bundestag ergeben. Da fallen „Randprobleme“ wie Wohnungsmangel und explodierende Mieten kaum noch ins Gewicht.

Immerhin: Justizministerin Katarina Barley (SPD) hat geliefert und knapp drei Monate nach ihrem Amtsantritt einen Referentenentwurf für eine Mietrechtsnovelle vorgelegt. Doch selbst wenn diese Vorlage – wovon nicht auszugehen ist – die Mühlen der Großen Koalition weitgehend unverändert überstehen sollte, wäre es keineswegs der „große Wurf“ zur Eindämmung der Wohnungsnot in den meisten deutschen Großstädten und Ballungsräumen.

So sieht die Verschärfung der Mietpreise bei Neuvermietungen zwar eine Auskunftspflicht der Vermieter über den zuvor verlangten Mietzins vor. Die zahlreichen Schlupflöcher für deren Umgehung bleiben aber ausnahmslos bestehen. Vor allem, weil Mieten, die bereits zuvor über der Kappungsgrenze von 10 Prozent oberhalb des Mietspiegelwerts lagen, dauerhaft Bestandsschutz genießen.

Auch die Begrenzung der Modernisierungsumlagen auf 8 statt bisher 11 Prozent, nebst einer Obergrenze von maximal 3 Euro pro Quadratmeter, wird der Verdrängung einkommensschwächerer Mieter kaum Einhalt gebieten.

Ohnehin ist der dringend notwendige Schutz von Mietern in Bestandswohnungen nur ein Aspekt des in den vergangenen Jahrzehnten neoliberal entfesselten Wohnungsmarkts. Die Bestände des sozialen Wohnungsbaus sind dramatisch geschrumpft, weil es sich dabei eben nicht um dauerhaft preiswerte Wohnungen, sondern um eine temporäre, öffentlich geförderte Mietpreis- und Belegungsbindung für Häuser handelt, die anschließend wieder dem freien Markt zugeführt werden.

Immobilienkonzerne werden gefüttert

Bund, Länder und viele Kommunen haben in einer wahren Verkaufsorgie große Teile ihrer Wohnungsbestände an Investoren verkauft, was zur Keimzelle von börsennotierten Immobilienkonzernen wie Deutsche Wohnen und Vonovia wurde.

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist dramatisch. Branchen-, Mieter- und Sozialverbände gehen übereinstimmend von rund einer Million fehlender Wohnungen aus. Zwar wird seit einigen Jahren wieder mehr gebaut, aber hauptsächlich im oberen Preissegment.

Lösungsansätze sind hinreichend bekannt: Konzentration der Förderung auf kommunalen und gemeinnützigen Wohnungsbau, durchgreifende gesetzliche Regelungen zur Mietpreisdämpfung, Ausbau der geschützten Segmente für Wohnungslose und Geringverdiener. Das sind Themen, die für die soziale Verfasstheit unserer Gesellschaft von zentraler Bedeutung sind. Doch die meisten Volksvertreter im Bundestag sehen das offenbar anders.

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9 Kommentare

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  • Die eigentliche Mietenexplosion kommt noch. Reform der Grundsteuer, wie vom BverfG angemahnt. Die könnte alle Mieten in den Grossstädten um 30% steigen lassen. Deshalb ist diese Mietrechtsnovelle nichts weiter als heiße Luft.

  • Aber irgendjemand mietet oder kauft doch die teuren Wohnungen?

    Meine Lösung: kleinere Wohnungen (4 Raum auf 85m² anstatt 110 m²). Verteilung von Behörden auf kleinere Städte. Anhebung des Mindestlohnes. Stopp des Ankaufsprogrammes der EZB. Keine Ermunterung zum 3. Kind. Oder einmal ein großer Crash, das stellt alles wieder auf "Los".

    • @Energiefuchs:

      Aber Kinder sind doch die Zukunft. Wovon auch immer.

  • 9G
    98589 (Profil gelöscht)

    Hat irgendjemand etwas anderes erwartet?

  • ...Mietpreise bei Neuvermietungen zwar eine Auskunftspflicht der Vermieter über den zuvor verlangten Mietzins vor....

     

    Der Mieter hat das Recht meine Kalkulation für meine Wohnung zu sehen?

     

    Der Mieter, der mich VOR einer Vermietung, danach fragt kann sich sicher sein, dass ein "Anderer"n (der der nicht fragt!) die Wohnung bekommt.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Klassisch SPD, gut gemeint und gnadenlos vergeigt.

       

      BTW: Auch die Begrenzung der Modernisierungsumlagen auf 8 statt bisher 11 Prozent, nebst einer Obergrenze von maximal 3 Euro pro Quadratmeter, wird der Verdrängung einkommensschwächerer Mieter kaum Einhalt gebieten.------

       

      Rein Mathematisch bedeutet das, wenn ich 450 Euro / m2 investiere, ergibt das bei 0% Zinsen genau die 3 Euro, um die ich die Miete erhöhen darf.

      Und wer mehr investiert, bekommt sein Geld nie wieder.

      Wer denkt sich sowas aus, halten die die Vermieter alle für blöd?

      • @Peterbausv:

        Wohnen, nicht residieren. Keine goldenen Waserhähne. Eine ordentliche Modernisierung hält länger als 12 Jahre. Wenn man ab und zu auch mal repariert!

      • @Peterbausv:

        Ich habe ein Verständnisproblem:

         

        3€ x 12 Monate = 36€/Jahr, d.h. nach 12,5 Jahren hat sich die Investition in Ihrem Beispiel amortisiert, oder nicht?

         

        Wo ist da mein Denkfehler?

        • 8G
          83379 (Profil gelöscht)
          @vernunftbegabt:

          12 Jahre ist selbst ohne Inflation zu lang als das da jemand investiert.