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Flüchtlinge sollen in die Dörfer

Die norddeutsche Wohnungs-Lobby schlägt eine Wohnsitzauflage für anerkannte Flüchtlinge vor

Von Esther Geißlinger

Stadt voll, Land leer – nicht nur Menschen mit deutschem Pass, sondern auch viele Flüchtlinge zieht es in die Metropolen wie Hamburg oder Kiel, wenn sie ihre Anerkennung in der Tasche haben. Andreas Breitner, Chef des Verbands Norddeutscher Wohnungsunternehmen, hat sich da eine Lösung einfallen lassen: „Wir brauchen auch in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern eine befristete Wohnortzuweisung für Flüchtlinge“, sagte der ehemalige Innenminister von Schleswig-Holstein dem Hamburger Abendblatt.

„Unverfroren“ nennt Martin Link vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein den Vorstoß: „Wieder einmal verkündet Herr Breitner die Absicht, Sozialwohnungen zu bauen – aber der Verband tut es seit Jahren nicht. Um diese Unterlassungssünde zu kaschieren, wird nun auf die Flüchtlinge verwiesen.“ Wenn Menschen den Ort wechseln würden, dann aus guten Gründen, so Link: „Sie wollen arbeiten, um dem Staat nicht zur Last zu fallen und um ihre Familien entweder nachzuholen oder, falls ihnen das nicht erlaubt wird, um die Familien finanziell zu unterstützen.“ Nicht die Größe der Stadt, sondern die Bedingungen seien ausschlaggebend, ob jemand den Ort der Erstunterkunft verlasse, so Link: „Wo es Arbeitsmöglichkeiten, gute Integration, Kita und Schulen, eine engagierte Zivilgesellschaft gibt, bleiben die Menschen.“ Wohnraum allein reiche nicht, um Regionen attraktiv zu machen.

Eine Wohnsitzauflage besteht ohnehin für nicht anerkannte Flüchtlinge. Bei Breitners Vorschlag geht es also um Menschen, deren Status bereits geklärt ist und die sich daher auf ein dauerhaftes Leben in Deutschland einstellen. Hier seien die rechtlichen Hürden hoch, heißt es aus dem Innenministerium in Kiel. Ministeriumssprecher Dirk Hundertmark sagt: „Angesichts der derzeitigen Flüchtlingszahlen sieht das Innenministerium bei anerkannten Flüchtlingen keinen Bedarf für eine Wohnsitzauflage.“

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