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Bildung für nachhaltige Entwicklung

Die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit nimmt auch an den Hochschulen kräftig Fahrt auf. Studierende spielen dabei eine wichtige Rolle. Ein anfangs lockerer Verbund von Studentengruppen zum Thema hat sich als „Netzwerk N“ inzwischen bemerkenswert professionalisiert

Die Hoch­schule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde: einer von zwölf Vorreitern im Förderprogramm „Hoch-N“ Foto: HNE Eberswalde

Von Manfred Ronzheimer

Dass es keineswegs einfach ist, das Thema Nachhaltigkeit in die Köpfe der Menschen zu bekommen, zeigen die Anstrengungen im Bildungsbereich. Zehn Jahre lang hat die UN-Bildungstochter Unesco an einem weltweiten Programm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) gearbeitet, auch in Deutschland. Inzwischen ist das Programm vom Deutschen Unesco-Komitee in die Zuständigkeit des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) übergegangen. Im Sommer 2017 wurde von der BNE-Plattform mit 39 Vertretern aus allen Bildungsfeldern der für die Umsetzung wichtige „Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung“ verabschiedet.

Erkennbar aktiver

Dabei geht es unter anderem darum, das Nachhaltigkeitsthema in allen Bildungsabschnitten zu verankern – von frühkindlicher Bildung über die Schule und Hochschule bis zur Berufsaus- und Erwachsenenbildung. Beim Thema Nachhaltigkeit sind die deutschen Hochschulen inzwischen erkennbar aktiver geworden. Nötig ist es, denn wie eine Untersuchung ergab, managen bisher nur 20 der insgesamt 450 Hochschulen in Deutschland ihre Gebäude nach den Standards der Umweltschutzrichtlinie Emas (Eco-Management and Audit Scheme). Dieses Umweltgütesiegel der Europäischen Union gilt als das anspruchsvollste Prüfsystem für nachhaltiges Umweltmanagement in Betrieben und Organisationen.

Um hier einen Schub zu bewirken, hat das BMBF das Förderprogramm „Hoch-N“ gestartet. Zwölf Universitäten und Fachhochschulen sind in der ersten Runde dabei, unter ihnen die Leuphana Universität Lüneburg und die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Später sollen es an die hundert Hochschulen ­werden. Damit das „Greening“ der Wissenschaft nicht ins Stocken gerät, mischen sich auch die Studierenden ein, quasi als ökologische Basisbewegung von unten. Der anfangs lockere Verbund von Studentengruppen zum Thema Nachhaltigkeit hat sich als „Netzwerk N“ inzwischen bemerkenswert professionalisiert. In einem „Wandercoaching“ werden die Erfahrungen wie etwa eine Ringvorlesung zu Umweltthemen organisiert, die Mensa um vegane Kost bereichert und von einer Hochschule zur nächsten getragen.

Jüngstes Produkt des Studierenden-Netzwerks ist eine Best-Practice-Sammlung („Zukunftsfähige Hochschule gestalten“) mit 27 konkreten Beispielen nachhaltiger Hochschulreformierung. „Eine zentrale Erkenntnis der Sammlung ist“, sagt Lisa Weinhold vom Projektmanagement des Netzwerks, „dass vor allem Studierende immer energischer Umgestaltungen an der eigenen Hochschule einfordern und diese bereits durch konkrete Projekte verändern“. Mit der Zusammenstellung von „Beispielen des guten Gelingens“ will man das Nachahmen an anderen Hochschulen erleichtern und befördern. Viele Beispiele betreffen das Lehrangebot, das für Studierende den zentralen „Daseinszweck“ an der Hochschule darstellt.

So wurden an der Uni Tübingen ein „Studium Oecologicum“ und an der TU Dresden Umweltvorlesungen eingeführt, die sich an Studierende aller Fächer richten und mit prüfungsrelevanten Creditpoints honoriert werden. An der Freien Universität Berlin geht die Lehre auch aus der Uni heraus: In den Semesterferien wird eine „Klimaschule“ für Berliner Schüler veranstaltet, die mittlerweile über 20.000 Teilnehmer verzeichnen konnte.

An der Uni Erfurt und der Uni Heidelberg wurden Aktionen entwickelt, mit denen das Öko-Wissen der Forscher in die Zivilgesellschaft hineingetragen werden kann. Im brandenburgischen Eberswalde und in Oldenburg wurde die Mensa auf die Verarbeitung von 100 Prozent biologisch angebauter Lebensmittel umgestellt. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin wurde von den Studierenden ein eigener Campus-Garten am Ufer der Spree angelegt, zunächst gegen die Weigerung der Hochschulleitung, dann mit Duldung.

In einigen Fällen schiebt das Engagement in Nachhaltigkeit auch übergreifende Prozesse an, die der gesamten Hochschule zugutekommen. So kam an der Universität Kiel durch permanentes Nachbohren der Stu­denten ein Klimaschutzprogramm zustande, das die Energiekosten in einigen Gebäuden um bis zu 50 Prozent reduzieren konnte.

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