piwik no script img

Konflikt im KosovoSerbische Minderheit protestiert

Nach der Festnahme eines serbischen Politikers nehmen die Spannungen zu. Vertreter der serbischen Minorität im Kosovo verlassen die Regierung.

Marko Đurić wurde am Montag festgenommen Foto: ap

Belgrad ap | Nach der vorübergehenden Festnahme eines serbischen Regierungsvertreters im Kosovo haben Politiker der kosovarischen Serben ihre Unterstützung der Regierung des Kosovos aufgekündigt. Kosovarische Serben protestierten am Dienstag mit einer Straßenblockade im Norden des Kosovos gegen die Festnahme und Ausweisung von Marko Đurić am Vortag.

Politische Vertreter der serbischen Minderheit im Kosovo trafen in Belgrad den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić und sagten, sie würden die kosovarische Regierung nicht länger unterstützen. Serben blockierten mit einem Lastwagen und einem Bulldozer eine wichtige Straße, die das nördliche Kosovo mit der Hauptstadt Pristina verbindet.

Am Montag war Đurić, Chef der serbischen Regierungsbehörde für das Kosovo, in Mitrovica festgenommen worden, weil er ohne offizielle Erlaubnis nach Kosovo eingereist war. Er wurde ausgewiesen. Der Vorfall verstärkte die Spannungen zwischen Serbien und dessen früherer Region, die sich 2008 für unabhängig erklärt hat, was die serbische Staatsführung nicht anerkannt hat. 1999 hatte die Nato interveniert, um das blutige Vorgehen von Serben gegen kosovo-albanische Separatisten zu beenden. Kosovarische Polizisten setzten am Montag Tränengas und Blendgranaten ein, um eine Demonstration von Serben in Mitrovica aufzulösen.

Die Außenbeauftragte der Europäischen Union, Federica Mogherini, machte am Dienstag einen Dringlichkeitsbesuch in Belgrad, um mit Vučić zu sprechen und zu verhindern, dass die Angelegenheit sich zu einer schweren Krise entwickelt. Sie hatte zuvor beide Seiten zur Zurückhaltung aufgerufen.

Es geht um die Kontrolle im Norden

Đurić sagte, er sei im Gewahrsam geschlagen worden. Mit seiner Festnahme hätten die Serben im Kosovo gedemütigt werden sollen, zudem habe die kosovarische Polizei damit einen Versuch, die Kontrolle im Norden des Kosovos zu erlangen, proben wollen. „Indem sie mich wie einen Hund auf dem Boden schleiften, an meiner Krawatte zogen, wollten sie mich demütigen in dem Glauben, sie könnten das serbische Volk demütigen“, sagte Đurić auf einer Pressekonferenz.

Der kosovarische Präsident Hashim Thaçi dagegen sprach dagegen von einer Provokation durch Serbien. „Die Ereignisse vom Montag sind das Gegenteil der Zusage, Dialog zu führen und im Kosovo einen nachhaltigen Frieden zu errichten“, sagte er.

Goran Rakić, Fraktionschef der Serbischen Liste im kosovarischen Parlament, sagte, Serben würden ein Bündnis serbisch-dominierter Kommunen im Kosovo gründen. Dies war in einer von der EU vermittelten Vereinbarung von 2013 vorgesehen gewesen, wurde von der kosovoarischen Staatsführung aber nie umgesetzt. „Wir werden nur bilden, wozu sie sich verpflichtet haben, was vor fünf Jahren garantiert worden war“, sagte er.

Đurić trug bei der Pressekonferenz Verbände an den Händen. Kosovarische Polizisten hätten mit ihm Selfies aufgenommen, ihn auf die Knie gezwungen und eine Waffe an seinen Körper gehalten, sagte er.

Der kosovarische Ministerpräsident Ramush Haradinaj sagte, das Vorgehen sei nicht gegen serbische Bürger im Kosovo gerichtet gewesen, „sondern gegen diejenigen, die das Gesetz gebrochen haben“. Es wäre gut, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und über die Probleme zu sprechen, sagte er.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Jugoslawien war besser.

  • Das nächste Mal sollten die kosovarischen Behörden unerlaubt Eingereiste vor der Abschiebung etwas höflicher behandeln. Ein Tässchen Kaffee sollte doch drin sein. Macht einfach einen besseren Eindruck.