heute in bremen: „Eine schwer zu ertragende Zumutung“
Vera Visser, 36, ist Gewerkschaftssekretärin bei Ver.di in Bremen und Verhandlungsführerin für die Beschäftigten der Bremen Airport Service.
Interview Jan Zier
taz: Warum wird der Bremer Flughafen heute bestreikt, Frau Visser?
Vera Visser: In der derzeit laufenden Tarifrunde für den öffentlichen Dienst haben die Arbeitgeber – die Länder und Kommunen – auch in der zweiten Verhandlungsrunde kein akzeptables Angebot vorgelegt. Um diese Blockadehaltung aufzubrechen, sehen wir uns gezwungen, im Vorfeld der nächsten Gespräche am Sonntag Druck auf die Arbeitgeber auszuüben.
Wer genau streikt da wofür?
Zum Warnstreik aufgerufen sind etwa 320 Beschäftigte der Flughafen Bremen GmbH sowie von deren Tochtergesellschaft Bremen Airport Handling GmbH. Wir fordern für alle Beschäftigten eine Erhöhung der Entgelte um sechs Prozent, mindestens aber 200 Euro. Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 100 Euro steigen, alle Auszubildenden unbefristet übernommen werden.
Wie viele Flüge sollen in Bremen ausfallen?
Ich weiß es nicht. Wir wollen weder die Airlines noch die Passagiere ärgern, sondern nur Druck auf die Arbeitgeber ausüben, damit sie ein ordentliches Angebot vorlegen.
Bestreikt werden ansonsten große Airports wie Frankfurt und München. Wie passt Bremen da in diese Reihe?
Auch die Beschäftigten auf den kleinen Flughäfen haben ein Recht auf gute Tarifverträge und Lohnerhöhungen!
Warnstreik am Flughafen Bremen: ab 7:30 Uhr, Flughafenallee 20
Die Arbeitgeber finden sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt „überzogen“. Warum finden Sie das angemessen?
Es geht ja nicht nur um die Teuerungsrate, sondern um die gesamtwirtschaftliche Situation. Und da herrscht Festtagsstimmung für die Wirtschaft, entsprechend steigen auch die Steuereinnahmen. Davon muss auch etwas bei den Beschäftigten ankommen, die all das erwirtschaften!
Auch die Beschäftigten einer anderen Tochtergesellschaft, der Bremen Airport Service GmbH (BAS), befinden sich derzeit in einer laufenden Lohntarifrunde. Wie sieht es da aus?
Bei der BAS arbeitet der Großteil der Beschäftigten auf Niedriglohnniveau: viele von ihnen haben lediglich befristete Arbeitsverträge. Diese Situation ist für die Kolleginnen und Kollegen eine schwer zu ertragende Zumutung. Deshalb fordern wir 2,9 Prozent mehr Lohn, mindestens aber ein Euro mehr pro Stunde.
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