Christoph Raffelt Mundwerk: Kriek schafft Frieden
Steckt man seine Nase tief in ein Glas Merlot, Sangiovese oder Barolo, wird man beim Schnuppern irgendwann auf Kirsch-Aromen stoßen. Ständig taucht sie in unterschiedlichen Variationen in der Aromenbeschreibung von Weinen auf: Man kommt beim Wein um die Kirsche nicht herum. „Warum also nicht aus Kirschen Wein machen?“, fragten sich vor mehr als zehn Jahren der Inhaber des Guts Frederiksdal auf der dänischen Insel Lolland, ferner der Koch Jan Friis-Mikkelsen und der Journalist und Weinkenner Morten Brink Iwersen.
Seit 2006 produzieren die drei eine Reihe von Kirschweinen, die es in ihrer Qualität und Intensität mit so manchem Rotwein aufnehmen können. Vom Gut Frederiksdal gibt es mittlerweile einen Obstschaumwein mit 60 Prozent früh geernteten kleinen dänischen Stevnsbær-Kirschen und 40 Prozent Lucas-Birnen sowie Jahrgangsweine, die lange auf der Hefe gelegen haben.
Beim Bierbrauen hat die Zugabe von Kirschen eine deutlich längere Tradition – zumindest in Belgien. Besucht man die berühmteste Brauerei des Landes, Cantillon in Brüssel, wird dort unter anderem das klassische Kriek Lambic angeboten. Das Sauerbier wird spontan mit Hilfe von Umgebungshefen vergoren, unter denen sich bei Cantillon immer auch die sogenannte Brettanomyces bruxellensis befindet. Die sorgt für den besonderen sauren und extrem trockenen Geschmack der Biere, die dort entstehen. Ist das Bier das erste Mal vergoren, werden pro Liter Bier rund 200 Gramm Kirschen aus Schaarbeeck mazeriert. Das sind Kirschen einer besonders herben belgischen Kirschsorte, die für zusätzliche Säure und Frische im Bier sorgen, das durch den Fruchtzuckeranteil noch ein zweites Mal im Fass vergärt.
Die Weine von Frederiksdal sind erhältlich bei weinhalle.de, Kriek von Cantillon oder – ebenfalls hervorragend – 3 Fonteinen gibt es bei craftbeerspezialist.de.
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