Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Am Anfang steht eine Bühnenaufführung von William Shakespeares „Julius Caesar“. Die letzten Dialoge werden deklamiert, Brutus stürzt sich ins Schwert, schließlich begeisterter Applaus für die Schauspieler. Doch dann schließen sich hinter jenen, die hier gerade gefeiert wurden, wieder die Türen ihrer Gefängniszellen. Denn die Schauspieler sind auch Schwerverbrecher, sie sitzen ein im Hochsicherheitstrakt des römischen Gefängnis Rebibbia und haben sich zuvor weniger mit Kunst als mit Mord und Drogenhandel beschäftigt. In ihrem Film „Cäsar muss sterben“ inszenieren die italienischen Regisseure Vittorio und Paolo Taviani die Häftlinge jedoch vor allem als talentierte Schauspieler, für die das Gefängnis zum Ort eines in filmische Szenen aufgelösten Dramas wird. Dabei geht es insbesondere um schlüssige Analogien zwischen Shakespeares Drama und dem Leben der Häftlinge: Handelt „Julius Caesar“ doch von Freiheit und Tyrannei, von Fragen nach ehrenwertem Verhalten und nicht zuletzt auch von der Macht des Wortes – von Themen also, mit denen sich die Gefängnisinsassen in ihrer eingeschränkten Welt zwangsläufig auseinandersetzen müssen (OmU, 31. 3., 19.30 Uhr, Arsenal 2).
Das klassische Erzählkino war nie die Sache von Wim Wenders. Seine Filme behandeln Geschichten auf einer Metaebene: Sie erzählen, dass sie etwas erzählen und thematisieren dabei auch den Blick der Kamera. Der Gedanke etwa, dass auf Fotos nie das zu sehen ist, was man mit seinen eigenen Augen vor Ort sehen kann, zieht sich durch seinen Film „Alice in den Städten“ (1974). Der Fotograf Philipp Winter (Rüdiger Vogler) macht sich gemeinsam mit einem verlassenen Mädchen (Yella Rottländer) anhand eines alten Fotos in den Arbeitersiedlungen von Wuppertal, wo ein Straßenzug dem anderen zum Verwechseln ähnelt, auf die Suche nach dem Haus ihrer Oma (29. 3., 20 Uhr, 31. 3., 20.30 Uhr, Zeughauskino).
Schein und Sein: Genervt von dem neureichen Gehabe eines Nudelfabrikanten wollen ihm Bekannte einen Streich spielen und kündigen den Besuch eines Prinzen an, der tropentaugliche Nudeln testen wolle. Als der Fabrikant, der auch die Presse bereits informiert hat, den Scherz erkennt, engagiert er flugs einen Herrn Müller als falschen Prinzen. Doch nun erscheint auch der echte Adelige – und wird voller Verachtung als Herr Müller behandelt. „April! April!“ (1935) heißt das Regiedebüt von Detlef Sierck (nachmals Douglas Sirk), der auch in seinem späteren US-amerikanischen Werk immer einen sehr genauen Blick auf die Gesellschaft warf (4. 4., 15.45 Uhr, Eva-Lichtspiele).
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