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wie machen sie das?Der Tramper

Marco Weber, 29, arbeitet an einer deutschen Schule in Uruguay. In Südamerika und in Europa ist er per Anhalter schon etwa 140.000 Kilometer bei über tausend FahrerInnen mitgefahren.

taz am wochenende: Herr Weber, um von Fremden im Auto mitgenommen zu werden, sollte man vertrauenswürdig wirken. Wie machen Sie das?

Marco Weber: Ich ziehe mir zum Beispiel ein Hemd an. Ansonsten ist es wichtig, authentisch zu wirken und eine positive Grundeinstellung auszustrahlen. Ich versuche immer, meine gute Laune zu behalten.

Und wenn es mal nicht läuft?

Dann gönne ich mir ein Eis oder so. Obwohl hin und wieder auch die Mitleidsschiene wirkt. Es gibt Menschen, die wollen jemanden retten.

Was tun Sie, wenn Sie dann im Auto sitzen?

Wenn ich trampe, will ich die Menschen auch kennenlernen. Das kommt mal leicht in Gang, mal schwer. Es hilft, ein paar Eisbrecher und Anekdoten auf Lager zu haben. Manche Leute erzählen sogar von sich aus Dinge, die sie noch nie jemandem gesagt haben – weil sie mich danach nie wiedersehen werden.

Wie vermeiden Sie Streit? Sie sind schließlich Gast im Auto.

Meine Grundeinstellung ist, dass ich dem Fahrer sehr dankbar dafür bin, dass er für mich gehalten hat. Ansonsten scheue ich keine Diskussionen und manchmal hilft gerade das weiter. Einmal wollte uns jemand nur ein paar Kilometer mitnehmen. Wir haben dann über Politik gestritten und er hat uns noch weiter gefahren, um das auszudiskutieren. Es gibt aber schon Tabus und manchmal hält man sich auch zurück, weil man am Ende der Welt ist.

Wie gehen Sie mit Sprachbarrieren im Ausland um?

Weiter kommt man immer, aber ich hatte natürlich schon Missverständnisse, bei denen ich mitten im Nichts abgesetzt wurde. Ich habe irgendwann angefangen, nicht mehr auf Englisch mit Leuten zu sprechen, die das nicht können. Auf Deutsch bin ich natürlicher in meiner Ausdrucksweise. Und ich lerne immer ein paar Wörter für die Länder, durch die ich fahre.

Was war Ihr schönstes Tramp-Erlebnis?

Es ist schwierig, da eines auszuwählen. Aber einmal wollten wir zu viert von Rumänien zurück nach Deutschland. Da hielt ein Unternehmer an, der ganz schlecht drauf war und uns auch angeschnauzt hat. Der kam von einer Beerdigung und musste zur Arbeit nach Landshut. Am Ende hat er uns sein ganzes Leben erzählt und nur zwischendurch beruflich telefoniert. Dann hat er uns noch zum Essen eingeladen und bis nach München vor die Haustür gefahren.

Und das schlimmste?

Immer, wenn jemand für weibliche Mittramperinnen angehalten hat – und wieder Gas gab, wenn er merkte, dass ich dazugehöre.

Interview Jonas Mayer

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