STEFFEN GRIMBERG DER WOCHENENDKRIMI: Irisch, brutal und poetisch
Ist das nicht schön? Vater und Sohn, innig miteinander verbunden!“, sagt Jim zu Michael. Was hübsch ist, denn die beiden starren nicht etwa kitschig beim Apéro über die Wiesen in den Sonnenuntergang. Sie haben vielmehr in nämlicher Landschaft eine Leiche verbuddelt.
Um das Opfer muss es einem nur begrenzt leidtun – es war Orlando, der Rough Man des Kredithais Perrier, bei dem Michael sich Geld gepumpt und dann prompt die Rückzahlung „vergessen“ hatte. Erschossen hat ihn auch gar nicht der vom Leben etwas überforderte Michael, sondern seine vom Leben noch überfordertere Nachbarin Brenda, die während der Buddelaktion aber hübsch im Auto bleibt.
Ist auch besser so, denn draußen überkommt Michaels Vater Jim, der übrigens nicht ganz dicht und angeblich sterbenskrank ist, das große Weltverständnis, und er philosophiert über die Schönheit der Landschaft, die Sterne und den Duft von Kuhscheiße. Das könnte ziemlich in die Hose gehen, doch Jim, der von seinem Namensvetter Jim Broadbent gespielt wird, gelingt diese angenehm krude Mischung aus poetischem Krimi und Komödie ganz wunderbar.
Dabei fließt enorm viel Blut, weil Perrier (Brendan Gleeson) zwar wie Mineralwasser heißt, aber doch aus härterem Stoff gemacht ist und wegen der misslichen Sache mit Orlando kurzerhand ein Kopfgeld auf Michael (Cillian Murphy) und Brenda (Jodie Whittaker) aussetzt. Auch – nice touch – weil Orlando und Perriers Partner Ivan ein Liebespaar waren. Doch der gar nicht so heimliche Star von „Perrier’s Bounty“ ist Jim, dessen verquerer irischer Humor, gepaart mit seinem Dickschädel, den Film auch über die ein oder andere Schwäche rettet.
„Perrier’s Bounty“ ist dabei, trotz vieler Anleihen beim „Urban Western“, ein brutal-poetisches Märchen über Leben und Tod, bei dem am Ende der Sensenmann selbst das letzte Wort hat. Es fällt sehr versöhnlich aus, versteht sich.
■ „Kopfgeld – Perrier’s Bounty“; Sonntag, 23 Uhr, RBB
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