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40 Fakten über das SaarlandHauptsach, gudd gess

Zwei Bundesminister und eine CDU-Generalsekretärin: Das Saarland ist das heimliche Zentrum der politischen Macht. Was man wissen sollte, um es zu verstehen.

Die Wurst des Saarlandes: die Lyoner Foto: imago/CHROMORANGE

1. Deutschland ist 139-mal Saarland. Das größte Bundesland, Bayern, ist 27-mal Saarland. Das Saarland selbst ist so groß wie 360.000 Fußballfelder, was man sich gut merken kann, weil es ungefähr der Fläche Deutschlands in Quadratkilometern entspricht. Oder aber: so groß wie fünfeinhalb Andorras. Oder dreimal Berlin. Oder so groß wie die Anbaufläche von Schlafmohn in Afghanistan.

2. 40 Prozent der Fläche des Saarlands ist von Wald bedeckt. Der dritthöchste Wert nach Hessen und Rheinland-Pfalz.

3. Der beste Fußballverein des Saarlands ist der 1. FC Saarbrücken. Er ist ein Kandidat für den Aufstieg in die Dritte Liga.

4. Nationalspeise ist gekochtes Ei mit Maggi.

5. Der Saumagen, eine Spezialität aus der Pfalz, war Helmut Kohls Lieblingsessen. Er ließ es einst auch dem französischen Präsidenten François Mitterrand auftischen. Mitterrand soll nur sehr zaghaft gegessen haben, da flüsterte ihm Kohl der Legende nach etwas ins Ohr. „Ich habe ihm gesagt, wenn er nicht ordentlich aufisst, kriegt er das Saarland zurück“, soll Kohl danach seiner Frau Hannelore erzählt haben.

6. Das saarländische Glaubensbekenntnis lautet „Hauptsach, gudd gess“.

7. Die Wurst des Saarlandes ist die Lyoner, eine Fleischwurst. Und die wird gern mal auf den Schwenker gelegt, wie der Schwenkgrill im Saarländischen genannt wird, an dem ein Schwenker steht, der die Wurst wiederum nicht brät, sondern schwenkt. Weil auch das Grillfleisch Schwenker genannt wird, ergibt dieser Satz im Saarland Sinn: „Durch das Schwenken des Schwenkers verhindert der Schwenker, dass der Schwenker auf dem Schwenker anbrennen kann.“

8. In Saarbrücken gibt es einen Grillfleischautomaten. Und eine Ringstraße namens Lyonerring.

9. Es gibt den saarländischen Weihnachtskranz, der angeblich aus einem Ring Lyonerwurst und vier Maggi-Flaschen besteht. Im Saarland wird ein Liter der Würzsoße pro Haushalt und Jahr verbraucht, das ist doppelt so viel wie der deutsche Durchschnitt.

10. Man sagt: „Ich habe kalt“ anstatt „Mir ist kalt“.

11. Eine typische Begrüßung im Saarland: „Unn?“, Antwort: „Gudd!“ oder „Ei, gudd“ oder auch „Es muss“.

12. „Ei“ ist überhaupt ein sehr häufig gebrauchtes Wort, insbesondere am Satzbeginn, Übersetzung nicht wirklich möglich.

13. Frauen bekommen im Saarland einen neutralen Artikel. „Das Annegret“ oder noch richtiger „es Annegret.“

14. Saarländische Eheleute bezeichnen sich gern als „meins“ und „meiner“. Die Nachfrage nach dem Verbleib der Ehefrau etwa könnte lauten: „Ei, wo haschn deins geloss?“ oder „Unn, was macht deins?“

15. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Saarland ein teilautonomer Staat und hatte eine eigene Fußballnationalmannschaft. Das Saarland spielte in der WM-Qualifikation zweimal gegen die Bundesrepublik Deutschland und unterlag 0:3 und 1:3.

16. 1970 lief der erste Saarland-„Tatort“. Der beim Publikum beliebteste Kommissar des „Tatorts“ Saarbrücken war bis heute wohl Max Palu.

17. Der saarländische Fußballverband hat dem Kreisligisten SV Oberwürzbach verboten, auf Trikots für die Pornodarstellerin Lena Nitro zu werben. Schon 1988 wurde dem FC Homburg verboten, für den Kondomhersteller „London“ auf Trikots zu werben.

18. Nach dem Wiener Kongress, als die Pfalz zu Bayern gehörte, gab es im Saarland mal eine Grenze zwischen Bayern und Preußen.

19. Erich Honecker war Saarländer. Er trug gern Pelzschapkas aus Sibirien.

20. Das Saarland hat nach NRW die zweithöchste Bevölkerungsdichte aller Flächenländer. Ende 2015 haben hier 388 Einwohner pro Quadratkilometer gelebt.

21. Das Saarland hat die höchste Auto-pro-Kopf-Dichte aller Bundesländer.

22. Touristen begegnet man nicht so oft im Saarland, noch seltener nur in NRW. 2016 gab es pro 1.000 Einwohner 3.000 Übernachtungen im Saarland. Beim Spitzenreiter Mecklenburg-Vorpommern waren es sechsmal so viele.

23. 2017 schien im Saarland 1.655 Stunden die Sonne, mehr als im Bundesschnitt (1.595).

24. Im Saarland ist Straßenprostitution nur auf drei Straßenstrichen in Saarbrücken erlaubt. Gesamtlänge: etwa 2,5 Kilometer.

25. Im saarländischen Völklingen steht das erste Krankenhaus Deutschlands, in dem PflegerInnen nachts nicht mehr allein arbeiten müssen. Laut Verdi sind in Deutschland fast zwei Drittel der Pflegekräfte nachts auf sich allein gestellt, um durchschnittlich 26 Patienten zu betreuen.

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26. Im Saarland gibt es mehr Schnarcher als im Rest der Republik: 23 Prozent der Saarländer schnarchen oft. Der Bundesschnitt liegt bei 17 Prozent.

27. Etwa 6 Prozent der Saarländer schlafen nackt, der Bundesschnitt liegt bei 10 Prozent.

28. Der Werbespruch der Landesregierung ist: Großes entsteht im Kleinen.

29. Das Saarland hat die höchste Eigenheimdichte.

30. In Homburg an der Saar gab es in den Achtzigern eines der besten Autonomen Jugendzentren in ganz Westdeutschland, eine alte Villa nahe dem Bahnhof. Zu den Punkkonzerten kamen Fans aus ganz Deutschland angereist, außerdem Holländer, Italiener, Franzosen, aber auch Briten und GIs von der U.S. Army.

31. Am 11. Oktober 2017 hat der künftige Außenminister Heiko Maas – geboren und aufgewachsen in Saarlouis – bei einem Treffen der EU-Justizminister in Luxemburg die Unabhängigkeit des Saarlands verkündet.

32. Vor ihrer Zeit als Ministerpräsidentin des Saarlands war Annegret Kramp-Karrenbauer – neue CDU-Generalsekretärin – auch Ministerin für Arbeit, Familie, Soziales, Prävention und Sport und sagte dazu: „Ich hätte nie gedacht, dass es einen Ministertitel gibt, der länger ist als mein Name.“

33. Die Lottozahlen werden in einem 100 Quadratmeter großen Studio in Saarbrücken gezogen.

34. Das Saarland hat mit 62 Prozent katholischer Bevölkerung den prozentual größten katholischen Bevölkerungsanteil in Deutschland.

35. Das Saarland ist das einzige Bundesland, in dem Französisch an Gymnasien Pflichtfach ist.

36. Laut der Nationalen Verzehrstudie von 2008 essen die Saarländer das wenigste Brot. Die Saarländerinnen trinken am meisten Wein und Sekt.

37. Der französische Marschall Michel Ney aus Saarlouis scheiterte in der Schlacht von Waterloo mit der entscheidenden Angriffswelle und trug so zum Untergang des napoleonischen Reichs bei.

38. Der Saarländer Peter Altmaier – künftiger Wirtschaftsminister – ist überzeugt: „Im Saarland wird zwar keine Kohle mehr gefördert, aber weiterhin Kohle gemacht.“

39. Saarbrücken ist die deutsche Hauptstadt des Amphetamin-Konsums. Europaweit ist die Stadt auf Platz 3.

40. Frank-Walter Steinmeier reiste vergangene Woche durch das Saarland. Es ist das letzte Bundesland auf seiner Begrüßungstour als Bundespräsident. Es hat ein Jahr gedauert, bis er das Saarland besuchte.

Sammlung: Lisa Becke, Philipp Daum, Hannes Lensing, Jonas Mayer

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3 Kommentare

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  • Hola - Nr. 5 - ist zu kurz wie des Konfirmand sei Hos - sei Bux.

     

    Vollständig & zu end ~>

    "…un de Pälzer inne Palz - de

    Saarländer inne Saar!"

    Na bitte - So geht's - ei un - ei jòò - denn -

    Heiko net vergesse - ei jòò - ei nää!

     

    (Kohl sprach bekanntlich nicht hochdeutsch!)

  • Das Nationalgericht der Saarländer ist IMO "Dibbelabbes", nicht Ei mit Maggi (#4).

     

    Fühle mich geehrt, dass das Open Haus (#30) erwähnt wird. War in genau jenen 80ern ein paar Jahre im selbstverwateten JUZ für die Kasse zuständig und auch fürs Kino. Die (Punk-) konzerte waren in der Tat legendär, ausserdem die Bockbierfeste. Während letztere hochgradig gesundheitsgefährdent waren, aber von Polizei, Verwaltung und Politik mit sehr viel Verständnis bedacht wurden - wichtigster Arbeitgeber am Ort ist eine Brauerei - kamen bei den Punkkonzerten schonmal ein Hundertschaft bewaffneter Polizisten aus Saarbrücken angereist um dem Treiben ein Ende zu setzen.

     

    Scheen wars. Aber woher weiss die TAZ im Jahre 2018 davon?

  • Das große Gequatsche über die Wichtigkeit der Herkunft eines Politikers! Ob es jetzt das Saarland ist, dem eine Wichtigkeit zugesprochen wird, oder das Gejammere über mangelnde ostdeutsche Beteiligung. Vor kurzem war es eine Überrepresentation, jetzt sollen es zu wenig sein.