Viele Nullen im Spiel

Das HSH-Desaster wird Projekte blockieren

Von Esther Geißlinger

Das Schöne an Katas­trophen ist der Lerneffekt. Etwa zur Frage, was das Experiment HSH Nordbank, die in die Hand von Privatinvestoren übergehen soll, am Ende kosten wird. Angesichts der vielen Nullen – nein, gemeint sind nicht die PolitikerInnen aus Hamburg und Schleswig-Holstein, die sich jahrelang an den Erfolgen der Bank besoffen haben und am Ende nur immer weitere Milliarden in das Loch ohne Boden werfen konnten, und gemeint sind auch nicht die Manager vom Schlage Dirk Jens Nonnenmachers & Co, die noch satte Boni kassierten, als die Bank schon in die Pleite ging – angesichts der vielen Nullen der Summen versagt das Verständnis des und der NormalsteuerzahlerIn.

Zum Glück gibt es den Vergleich, um Dinge besser einordnen zu können. Die Presseagentur dpa hat festgestellt: „Als Maßeinheit für verlorenes Steuergeld hat sich in Hamburg die Elbphilharmonie durchgesetzt.“ Also: 14 bis 17 Elbphilharmonien könnten Hamburg und Schleswig-Holstein bauen, wenn sie keine zehn bis 14 Milliarden Euro für die Altschulden der Bank aufbringen müssten.

Nun braucht niemand 17 Elbphilharmonien, aber das Geld ließe sich ja auch für anderes ausgeben, etwa für Kitas, Schwimmbäder, Bürgersteige, Blindenampeln und was sich Politik und Bevölkerung sonst so wünschen. Doch, nicht zu vergessen, es hätte noch weit härter kommen können.

Erstens gab es durchaus Stimmen, die einen Verkauf der maroden Bank für sehr unwahrscheinlich hielten. Zweitens stehen beide Länder dank der guten Wirtschaftslage und der billigen Kredite vergleichsweise gut da. Dennoch wird das HSH-Desaster selbst im besten Fall die Haushalte und damit die Ausgabenpolitik der kommenden Jahre bestimmen. Projekte, die politisch gewollt, aber nicht gesetzlich vorgeschrieben sind, müssen im Zweifel zurückstehen. Dabei noch gar nicht mitgerechnet sind vermutliche Arbeitsplatzverluste, die sehr wahrscheinlich vor allem die HSH-Beschäftigten in Kiel treffen werden. Denn die neuen Besitzer, darunter die bekannten Investoren Cerberus und Flo­wers, sind nicht für ihre mitfühlende Personalpolitik bekannt. So viel Prognose darf sein: Wird die HSH irgendwann weiterverkauft, gehen die Heuschrecken bestimmt nicht mit Null raus.