das portrait: Saar-Ministerpräsi-dentTobias Hans beendet die Ära Kramp-Karrenbauer
Mit 40 von 51 Stimmen hat der Landtag des Saarlands am Donnerstag den 40-jährigen CDU-Fraktionsvorsitzenden Tobias Hans zum Ministerpräsidenten gewählt – und damit nach 11 Jahren die Ära Kramp-Karrenbauer beendet. „Ich will das Land nicht auf den Kopf stellen, aber ich will neuen Schwung erzeugen“, so der Neue nach seiner Nominierung – und kündigte die Kommunalreform an, die bei seiner Vorgängerin und neuen CDU-Generalsekretärin aus gutem Grund liegen geblieben war: Das kleine, hoch verschuldete Bundesland leistet sich eigenständige Verwaltungen für fünf Landkreise plus Saarbrücken. Wer das ändern will, muss lukrative Posten streichen und Ämter schließen. Das provoziert Widerstand. Hans traut sich das heikle Unterfangen offenbar trotzdem zu.
Am 15. März treffen sich in Brüssel die Regierungschefs der 16 Bundesländer. Sie tagen turnusgemäß unter saarländischem Vorsitz, daher wird der Jüngste in der Runde diesmal die Konferenz leiten. Hans hat weder Regierungs- noch Verwaltungserfahrung – aber er gilt als erfahrener Parlamentarier. Seit drei Jahren führt er die CDU-Regierungsfraktion. Als Redner kann er begeistern, auch ohne Manuskript.
Dabei ging es für ihn durchaus nicht immer nur nach oben. Bei der Landratswahl in Neukirchen unterlag er 2015 einem SPD-Kandidaten. Sein Studium der Informationswissenschaft beendete er ohne Abschluss. Das geht allerdings aus seinem offiziellen Lebenslauf ebenso wenig hervor wie die Tatsache, dass seine berufliche Station als „wissenschaftlicher Mitarbeiter der psychosomatischen Klinik in Münchwies“ lediglich ein Studentenjob war. Als „intransparent“ haben die saarländischen Jungliberalen die Selbstdarstellung des neuen Ministerpräsidenten kritisiert. Hans ficht das nicht an – aber trotz der öffentlichen Debatte sieht er offenbar keinen Anlass, den Lebenslauf auf seiner Homepage zu ändern.
Mit dem Amt des Ministerpräsidenten übernimmt der Studienabbrecher nun auch das Wissenschaftsministerium. „Ungewöhnlich“ nennt der Deutsche Hochschulverband diesen Vorgang. Rechtlich ist er zulässig. In seiner Heimatstadt Neunkirchen trat der künftige Ministerpräsident beim Fassnachtsumzug als Matrose auf. „Der Matrose wird nun Kapitän“, witzelte die örtliche Zeitung. Doch niemand im Saarland nennt ihn deshalb ein Leichtgewicht.
Hans sitzt gern hoch zu Ross. Seine Ehefrau lernte er bei einem Wanderausritt kennen. Er nennt sich einen „pragmatischen Konservativen“ und preist die politische Vielfalt der Union, mit einem konservativen, einem sozialen und einem liberalen Flügel. „Auf starken Flügeln kann es einen weit tragen“, so Hans.
Beim heiklen Thema Zuwanderung meidet Hans bisher das Risiko. Lieber zitiert er den Oppositionsführer im Saar-Landtag, Linkenfraktionschef Oskar Lafontaine. Der habe zu Recht von der „Grenze der Belastungsfähigkeit in der Bevölkerung“ gesprochen, sagt Hans und merkt an: „Wir haben das als Union nicht über die Lippen gekriegt.“ Christoph Schmidt-Lunau
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