: Viele Fortschritte fürs Wachstum
Bremens Wirtschaft brummt, aber es fehlen Fachkräfte und Auszubildende. Die Handelskammer präsentiert ihren Jahresbericht und stellt Perspektiven für 2030 vor. Kampf um Zu- und Abgewanderte
Harald Emigholz, Handelskammerpräses
Von Jens Fischer
Wachstum, mehr Wachstum und noch mehr Wachstum – das hat Handelskammerpräses Harald Emigholz gefordert, als er am Montag die Jahresbilanz 2017 vorstellte. Zugleich forderte er als „Stimme der Wirtschaft“: Dafür zu sorgen, müsse „oberste Priorität der Regierungspolitik“ sein.
Für 2017 ist Bremens Unternehmerschaft zufrieden. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BI) habe im ersten Halbjahr mit plus 3,5 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt von plus zwei Prozent gelegen – eine Tendenz, die auch die Jahresendabrechnung aufweisen werde, hieß es. Das BI gibt den Gesamtwert aller produzierten Waren und Dienstleistungen an. Für 2018 rechnet Emigholz mit einem weiteren BI-Anstieg um 2,7 Prozent. Die Konjunktur entwickele sich weltweit positiv, wovon die zu 60 Prozent exportabhängige Bremer Wirtschaft profitiere – also die Unternehmer.
Und alle anderen Bremer? Für die gebe es mehr Arbeitsplätze, versprach Hauptgeschäftsführer Matthias Fonger. Jährlich werde die Zahl der Erwerbstätigen um 3.000 bis 5.000 steigen – nur die Arbeitslosenquote nicht so recht sinken. Sie verharrt stoisch bei etwa zehn Prozent.
Schuld seien die Zuwanderer sowie die nach Niedersachsen ausgewanderten Besserverdiener. „Bremens Grenzen sind zu eng“, sagte Emigholz. Aber sie zur Metropolregion öffnen, möchte er dann auch nicht – lieber Steuerzahler vermehrt einbürgern, abgewanderte Speckgürtelbewohner zurückholen und die Bebauung verdichten. „2.500 Wohneinheiten müssen bis 2030 jährlich entstehen“, sagte Emigholz. Damit könnte sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von derzeit etwa 275.000 auf 400.000 in Bremen und von knapp 55.000 auf 80.000 Bremerhaven erhöhen.
„Wir brauchen mehr Steuerzahler, nicht Steuerverwender“, sagte Emigholz. Die Kammer wünscht daher „qualifizierte Zuwanderung“ und ein Schulsystem, dass nicht mehr so viele „ausbildungsunfähige Schülertypen“ ins Leben entlässt. Eines der größten Probleme der Wirtschaft sei der Mangel an Fachkräften und Auszubildenden.
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