piwik no script img

Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet

Eines Tages hat Manana die Nase voll. Man hat es kommen sehen im Familienalltag der 52-jährigen Lehrerin, die als Ehefrau und Mutter mit ihren Eltern, ihrem Mann und den bereits erwachsenen Kindern in einer Dreizimmerwohnung in Tiflis lebt. Die Kamera folgt ihr in „Meine glückliche Familie“des georgisch-deutschen Regieduos Nana Ekvtimishvili und Simon Groß ganz nah durch den Alltag, macht die Räume zusätzlich eng in einem Gewusel, in dem alle unentwegt reden, nicht zuhören und sich gegenseitig auf die Nerven fallen. Und dann ist Manana weg. Sie mietet eine eigene Wohnung, ohne der Familie einen Grund für ihren Auszug zu liefern. Doch als Zuschauer hat man den längst erkannt, zumal wenn die Lehrerin schließlich bei offenem Fenster in ihrem neuen Domizil sitzt: Der Raum hat sich geöffnet, von draußen ist das Rauschen der Bäume im Sommerwind zu vernehmen. Gegen die Traditionen einer patriarchalischen Gesellschaft anzukommen ist schwer. Umso wichtiger ist Mananas Erkenntnis, dass es auch für sie ein selbstständiges Leben gibt, das sie mit einer sanften Entschlossenheit verteidigt (OmU, 15. 2., 20 Uhr, Babylon Mitte).

Den stets etwas ängstlich wirkenden Buchhalter Duval (gespielt von François Cluzet) erreicht ein mysteriöses Arbeitsangebot: Er soll – offenbar für eine Art Geheimdienst – Cassetten mit abgehörten Telefonaten transkribieren. Ein langweiliger Job in einer fast leeren Wohnung. Genau dafür passe sein Profil, hat man ihm versichert, deshalb habe man ihn ausgesucht. Doch dann lernt Duval kennen, was Geheimdienst auch bedeutet: Mord, Folter und politische Intrigen. „Operation Duval“ ist eher eine Parabel als ein Thriller: die Geschichte eines Mannes, der sich für nichts interessiert, der nichts versteht und als Folge davon herumgestoßen wird von Autoritätspersonen, die immer unerfreulichere Anweisungen erteilen. Das hat in der strengen Inszenierung von Thomas Kruithof etwas fundamental Ungemütliches (15. 2.–21. 2., 15.30 Uhr, Bali).

An den Künstleruntergrund im Westberlin der 1980er Jahre erinnert sich in „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin“ der ursprünglich aus Manchester stammende Musiker, Labelchef, Uniformfetischist und sympathische Selbstdarsteller Marc Reeder, der die Collage aus authentischen Film-, Video- und Audioschnipseln sowie sich unauffällig einfügendem nachgedrehtem Material (selbst)ironisch kommentiert. Das kündet von dem Lebensgefühl der Zeit und ist oft sehr witzig und ziemlich unterhaltsam (16. 2., 22.15 Uhr, 18. 2.–19. 2., 22 Uhr, Sputnik, Höfe am Südstern).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen