Kommentar Freier Museumseintritt: Nur mit echtem politischen Willen
Kostenlose Museumsbesuche bedeuten finanzielle Einbußen, die der Bund kompensiert muss. Doch die Absicht ist ein Schritt in die richtige Richtung.
V ieles, was im Koalitionsvertrag über die Kulturvorhaben von CDU und SPD steht, klingt vertraut aus der vergangenen Legislaturperiode. Ein Absatz aber lässt aufhorchen: Der Bund sei bestrebt, „ausgehend vom Modellversuch eines kostenfreien Eintritts zur Dauerausstellung im Humboldt Forum, in den vom Bund geförderten Kultureinrichtungen vermehrt und regelmäßig den freien Eintritt zu ermöglichen“. In einem Interview legte die geschäftsführende und voraussichtlich künftige Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nach: „Einnahmeausfälle müssten dann kompensiert werden.“
Befürworter des freien Eintritts verweisen gerne auf die nationalen Museen in Großbritannien, die innerhalb von zehn Jahren ihre Besucherzahlen mehr als verdoppeln konnten und viele Erstbesucher aus „bildungsfernen“ Schichten in ihre Häuser locken. Der freie Eintritt als Schlüssel zur Teilhabe – was spricht dagegen?
Die Antwort ist einfach: Die Museen brauchen die Einnahmen zur Finanzierung der Ausstellungen und der Aufrechterhaltung des Museumsbetriebs. Auf den Bund kämen durch einen Ausgleich massive Belastungen zu. Allein die Staatlichen Museen zu Berlin besuchen an die vier Millionen Menschen im Jahr. Wenn auch nur zwei Drittel von ihnen den vollen Eintritt von durchschnittlich 10 Euro bezahlen, lässt sich die zu erwartende Kompensation leicht errechnen.
Es gehört also echter politischer Wille dazu, den Museumseintritt als Grundversorgung wie die Benutzung von Straßen und Autobahnen zu sehen. Wieso allerdings gerade das Berliner Humboldt Forum als Modellversuch dienen soll, wenn es als Neueröffnung doch gar keine Vergleichszahlen zu Besucher liefern kann, ist erstaunlich. Und wozu braucht es überhaupt einen Modellversuch, wenn bereits anderswo erfolgreich mit freiem Eintritt experimentiert wurde?
Die Absichtserklärung der Koalitionäre jedenfalls ist mutig und gut. Unser Anspruch an Museen und andere Kultureinrichtungen muss immer wieder neu formuliert werden.
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