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Kaufen statt Klettern

Die Markthalle auf dem zentralen Sedanplatz in Vegesack steht seit Monaten leer – nun soll die Billigkette Tedi kommen. Der Beirat protestiert und würde die Halle am liebsten abreißen

Teures Geschenk an Investoren: die Markthalle in Vegesack Foto: Klaus Wolschner

Von Klaus Wolschner

Der Streit um die Nutzung der Markthalle in Vegesack geht in eine neue Runde – und die Chancen auf eine einvernehmliche Lösung sind gering „Das ist ein großer Vertrauensbruch, wieder mal“, schimpft Thomas Pörschke, Beiratsvertreter der Grünen in Vegesack. Neuester Stand der Dinge: In die Markthalle soll der Billigladen „Tedi“ einziehen. Und da aufgrund des langen Leerstands die Nutzungserlaubnis erloschen ist, muss diese nun neu beantragt werden.

In der Vergangenheit hat die Besitzerin der Markthalle, die Albrecht-Vermögensverwaltung“ (AVV), dem Beirat diverse andere Pläne präsentiert. Im vergangenen Jahr hieß es, ein Kletterwand-Betreiber aus Hamburg wolle künftig die Markthalle betreiben. Immerhin, fanden die Beiratsvertreter, nach den diversen gescheiterten Shopping-Konzepten mal was anderes. Aber dann sollte es doch ein Laden mit dem obskuren Namen „Schwarzmarkt“ werden. Eine Billig-Kette aus Dortmund, die 2017 große Ziele verkündete: Kein 1-Euro-Laden, aber so etwas wie ein 3-Euro-Laden. Der Beirat protestierte mit der Begründung, es handele sich bei dem Sedanplatz um eine „1-A-Lage“, die durch solch einen Billig-Sortimenter entwertet würde.

Aber die AVV ficht das nicht an. Im Oktober sollte es losgehen, hieß es, der Betreiber des Schwarzmarktes habe große Expansionspläne. Als im Oktober nichts geschah, räumte die AVV schließlich ein, es käme „Tedi“. Das ist der Betreiber von „Schwarzmarkt“, die Läden sind aber eine Nummer darunter angesiedelt.

Dies Pläne ließen sich nicht verhindern, sagt der Sprecher der Baubehörde, Jens Tittmann. Die AVV, die 2007 die Halle errichtet hat, kann baurechtlich dort tun, was sie will. Was der Bausprecher nicht sagt: Der damalige Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) hat der Immobiliengesellschaft das Grundstück kostenfrei für 30 Jahre in Erbpacht übertragen, ohne sich die geringsten Mitspracherechte auf dem zentralen Platz in Vegesack zu sichern.

Zudem hat die Stadt auch die Tiefgarage unter dem Gebäude gebaut und damit auch das Fundament spendiert. Gegenwert der kostenfreien Grundstücksübertragung wären rund 1,9 Millionen Euro gewesen. Entsprechend gering ist der Druck der AVV, das Gebäude rentabel zu vermieten. Zuletzt war dort ein türkischer Gemüsehändler, der aber bei Weitem nicht die ganze Fläche nutzte. Offenbar zahlte er zu wenig Miete – die AVV kündigte ihm ohne Nachnutzer.

„Das ist ein großer Vertrauensbruch, wieder mal“

Thomas Pörschke, Mitglied im Stadtteilbeirat

Rainer Buchholz von der FDP erinnert sich, dass seine Partei 2007 die einzige war, die die Pläne für die Markthalle abgelehnt und damals vorgeschlagen hatte, den gesamten Platz mit einer Folie zu überdachen – für die Grünmarktbetreiber und für Veranstaltungen. Aber das wollten die Wirtschaftsförderer nicht. Und wenn jetzt überlegt wird, die Halle kulturell zu nutzen, stellt sich die Wirtschaftsbehörde auch stur – sie müsste die AVV aus dem Vertrag herauskaufen. Und der läuft noch 18 Jahre.

Am kommenden Donnerstag will der Beirat auf Antrag der SPD beschließen, eine Arbeitsgruppe einzurichten und Studierende der Hochschule zu beauftragen, Visionen für eine komplette Umgestaltung zu entwerfen – inklusive Abriss der Markthalle. Offen bleibt dabei allerdings, wer das zahlen würde.

Der Betreiber AVV hatte damals übrigens sehr gute Beziehungen in Bremen – er durfte auch das Haven Höövt bauen. Für 6.000 Quadratmeter Verkaufsfläche war das Einkaufszentrum genehmigt, um der Innenstadt nicht die Kunden zu nehmen, am Ende waren es 19.000. Jetzt wird der größere Teil abgerissen, zum alten Hafen hin sollen Wohnungen mit Blick auf das Wasser entstehen.

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