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Wenn Politiker rotieren

Bei Groko und Grünen klären sich diese Woche viele Politkarrieren

Von Sven-Michael Veit

Viele wollen was werden in der Politik. Einer indes wurde bereits, was er werden wollte. Und in der kommenden Woche werden ein paar wichtige Leute aus dem Norden noch wichtiger werden: Die Grünen und die Groko sorgen für so viel Schwung auf dem Personalkarussel, dass einem fast schwindlig werden kann.

Robert Habeck, grüner Halbgott von der Kieler Förde, ist zum Bundesparteichef der Grünen aufgestiegen. Dafür muss er demnächst seine Ämter als Schleswig-Holsteins Superminister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung aufgeben. Am Donnerstag berät der Parteirat der Nord-Grünen über seine Nachfolge. Als Favoriten gelten der schleswig-holsteinische Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz und der Hamburger Fraktionschef Anjes Tjarks. Beide indes zieren sich, beide wollen nichts dementieren und nichts bestätigen, die Sache ist vollkommen offen. Klar ist nur, dass die grüne Finanzministerin Monika Hei­nold Habecks Posten als erster stellvertretender Ministerpräsident in Schleswig-Holstein übernimmt. Das will das jamaikanische Landeskabinett aus CDU, Grünen und FDP am Dienstag beschließen.

Offen ist auch noch, welche männlichen Sozialdemokraten aus Norddeutschland nach dem voraussichtlichen Abschluss der Groko-Verhandlungen am kommenden Sonntag zu Ministerkandidaten avancieren. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz würde als Bundesfinanzminister und Vizekanzler nach Berlin wechseln, darunter macht er es nicht. Als sein Nachfolger im Hamburger Rathaus steht der SPD-Fraktionsvorsitzende An­dreas Dressel bereit.

Eingeweihte wollen zudem wissen, dass die SPD das Bundesinnenministerium übernimmt. Dafür kommen zwei Niedersachsen in Frage: Ministerpräsident Stephan Weil und Innenminister Boris Pistorius. Im letzteren Fall muss Weil sich einen neuen Ressortchef suchen. Sollte er selbst jedoch ins Bundeskabinett wechseln, muss seine Nachfolge geregelt werden. Dafür kommt wiederum Pistorius infrage, aber auch Wirtschaftsminister Olaf Lies wird Interesse nachgesagt.

Keinen Aufstieg geben wird es für Sigmar Gabriel aus Goslar, der gern Außenminister bliebe. Sollte aber SPD-Chef Martin Schulz sich das Außenamt plus Vizekanzlerwürde schnappen, müsste Gabriel wieder ins Wirtschaftsressort zurück. Oder er wird statt Weil zum zweiten Mal Regierungschef in Niedersachsen. Einer muss ja der Verlierer sein.

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