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taz sachenLetzte Hoffnung: Neuwahlen

Wie alle Journalisten bin auch ich nicht eitel, trotzdem habe ich mich auf diesen Tag seit vier Jahren gefreut: Am Dienstag habe ich meine neuen Akkreditierungsausweise für Bundestag und Regierung abgeholt. Der alte Ausweis war sehr praktisch. Er galt für die gesamte letzte Legislaturperiode, mit der Vorderseite kam ich zu jeder Zeit in den Bundestag und mit der Rückseite zu Terminen in Ministerien. Nur mein Foto war scheiße. Ungekämmt, müde, schlecht beleuchtet. Ich bin tatsächlich nicht eitel, aber in die neuen Ausweise habe ich wirklich viel Hoffnung gesteckt. Leider habe ich es vermasselt.

Aus Sicherheitsgründen gibt es jetzt zwei Ausweise. Der Bundestag hat ein neues Chipkartensystem, das sich mit dem der Bundesregierung nicht verträgt. Für Ausweis 1 sitze ich Dienstagfrüh also in einem Büro der Parlamentsverwaltung und schaue in eine Kamera, frisch gekämmt, mit Haltung und aufgewecktem Blick. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt, denke ich. Bis ich zwei Minuten später den fertigen Ausweis in der Hand halte. Darauf schaue ich wie ein Idiot, das Kinn nach oben verrenkt, der Mund ein viel zu breiter Schlitz. Zum Glück ist der neue Parlamentsausweis nur für ein Jahr gültig.

Eine halbe Stunde später sitze ich im Bundespresseamt und schaue wieder in eine Kamera. Diesmal lässig, mit lockeren Schultern und abgeklärtem Blick. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt, denke ich. Bis ich zwei Minuten später … Sie kennen das. Der Ministeriumsausweis ist weiterhin für die gesamte Legislaturperiode gültig. Es gibt also nur noch eine Hoffnung: Neuwahlen. Tobias Schulze

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