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Kein Kuscheln an der Küste

Metaller gehen für mehr Geld auf die Straße

Von Sven-Michael Veit

Die nächste Woche „wird die entscheidende Woche werden“, ist Heiko Messerschmidt von der IG Metall Küste überzeugt. „Jetzt werden die Weichen gestellt“ und alles läuft in Richtung Konfrontation. Am Mittwoch steht ein Aktionstag an der Küste an, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen.

Denn die Fronten im Tarifkonflikt in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie, sind verhärtet, auch die dritte Verhandlungsrunde am vorigen Donnerstag in Bremen brachte keine Annäherung. „Es ist mühsam“, seufzte Thomas Lambusch, Präsident des Arbeitgeberverbandes Nordmetall da noch. Und aus Sicht der Arbeitgeber bleibt es auch mühsam: Am Mittwoch dürften aus rund 140 Betrieben zwischen Emden, Flensburg und Rostock etwa 35.000 Beschäftigte zu Warnstreiks und Demonstrationen auf die Straße gehen, schätzt Messerschmidt.

Es geht darum, bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Es geht um sechs Prozent mehr Geld und die Möglichkeit, dass Beschäftigte ihre Arbeitszeit befristet auf 28 Wochenstunden senken können, um Angehörige zu pflegen oder Kinder zu erziehen. Die Arbeitgeber lehnen das ab und wollen im Gegenzug über eine Ausdehnung der Arbeitszeit für die 140.000 Beschäftigten in den fünf norddeutschen Küstenländern sprechen. Sie boten bislang zwei Prozent mehr Lohn ab April 2018.

Für die IG Metall ist das unannehmbar. Sie will zudem die Arbeitszeiten im Osten von 38 Wochenstunden auf die 35 Stunden senken, die im Westen üblich sind. Und die Zuschläge für Nachtschichten angleichen: Bei Daimler in Baden-Württemberg sei der Zuschlag fast doppelt so hoch wie bei Daimler in Bremen, sagt Messerschmidt: „Das geht so nicht weiter.“

Und deshalb dürfte es am Küstenaktionstag hoch hergehen im Norden. Sollte trotzdem auch die vierte Verhandlungsrunde am Donnerstag in Hamburg ergebnislos bleiben, wird die Bezirksleitung der Metallergewerkschaft am Freitag über härtere Maßnahmen beraten: Ganztägige Warnstreiks wären die nächste Stufe, danach folgten Urabstimmung und unbefristete Streiks. „Noch in diesem Monat“, sagt Messerschmidt, „wollen wir für Klarheit sorgen.“ Klingt nicht nach Kuschelkurs.

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