piwik no script img

Wer klotzt, gewinnt

Architektenwettbewerb ums Sparkassen-Gelände ist sehr investorenfreundlich entschieden

Foto: Skizze: Robertneun

Von Klaus Wolschner

Was soll werden mit dem Areal der Sparkasse am Brill, wenn die in zwei oder drei Jahren Richtung Universitätsallee zieht? Das Gelände zwischen Hankenstraße und Bürgermeister-Smidt-Straße ist ein Eckstein der City. Da auch zwischen dem Parkhaus Karstadt und der Ansgari-Passage alles neu werden soll, ist das Sparkassen-Gelände ein wichtiges Zwischenglied zwischen der klassischen Bremer Innenstadt und dem Faulenquartier beziehungsweise der Überseestadt. Was soll da werden, diese Frage hat der Bausenator in den letzten Wochen weitergereicht an drei Architekturbüros.

Das Münsteraner Büro Bolles+Wilson hat eine sehr volumige „Pyramide“ vorgeschlagen, mit 54 Metern – ganz wichtig – „nicht höher als die Domtürme“, einen Hingucker an der Bürgermeister-Smidt-Straße. In ein mehrstöckiges Kupferdach sollten auf mindestens sieben Stockwerken Wohnungen eingebaut werden, preiswertere unten, Luxus-Etagen ganz oben. Im 12. Stock ein Cafe. Solch ein auffälliges Gebäude von der äußeren Form her gibt es in Bremen nur am Eingang zum Technologiepark mit dem Universum. Und dann wollten die Architekten im Inneren des Areals „Paternoster“-Parkhäuser bauen, mit Glas eingekleidete Blöcke für je 50 PKW, eine Idee aus den Mega-Cities Asiens. Auch sowas gibt es weit und breit nicht.

In der kurzen öffentlichen Diskussion dieser Architektenentwürfe in den Räumen der Sparkasse am Mittwochabend deutete Stadtbaudirektorin Iris Reuther schon an, warum ihr sowas überhaupt nicht gefällt: „Hochpunkte“ an dieser Stelle müssten sich „einfügen können“ in das Stadtbild, sagte sie. Die Jury entschied gestern, dass das Konzept von „Robertneun“ aus Berlin weiter verfolgt werden soll: In der Präsentation warfen sie sogar die Frage „Welche Stadt wollen wir“ auf – wie sie sich das vorstellen, zeigt ihre Skizze. Wege sollen das Gelände für Fußgänger öffnen, die entstehenden Innen-Flächen bekommen klingende Namen wie „Hofgarten“ und „Kiezplatz Hankenstraße“. Diese sollten „Möglichkeiten der Aneignung“ bieten. Ansonsten unten Geschäfte, oben Wohnungen. In einem Kommentar lobt Senatsbaudirektorin Iris Reuther das Konzept von Robertneun als „eine zeitgemäße Interpretation der historischen Bremer Innenstadtstruktur“: Sich allgemein zu halten ist hilfreich, wenn am Ende die Vorstellung der Investoren entscheidend ist.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen