Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
In seinen Memoiren behauptet Max Ophüls zwar, er hätte bestimmt kein Geld für den Eintritt zu seinem dritten Spielfilm „Lachende Erben“ (1932) ausgegeben, doch das sollte man nicht ernst nehmen. Zugegebenermaßen ist der Plot um den recht trinkfreudigen Erben (Heinz Rühmann) eines Weinguts, der einen Monat lang keinen Alkohol trinken darf, damit die Erbschaft rechtsgültig wird, ein wenig wirr. Dafür besitzt die charmante Komödie eine Menge Wortwitz und eine manchmal ungewöhnliche Inszenierung, etwa, wenn die Erben bei der Testamentseröffnung aus dem Blickwinkel eines Porträts des Verstorbenen aufgenommen werden (14. 1., 16 Uhr, Zeughauskino).
Das Ziel des sowjetischen Regisseurs Dziga Wertow war die absolute Filmsprache, befreit von den Hilfsmitteln des Theaters. Sein bekanntester Film „Der Mann mit der Kamera“ thematisiert das Filmemachen selbst, vollzieht den Weg des Filmmaterials von der Aufnahme über den Schnitt bis zum Kinosaal nach. Im Filmmuseum Potsdam wird der er vom Cello-Piano-Duo CEEYS musikalisch begleitet (13. 1., 20 Uhr, Filmmuseum Potsdam).
Ungewöhnlich: Seine sozialkritische Satire „A nous la Liberté“ (1931) erzählt der französische Regisseur René Clair als heitere Filmoperette, die Lieder anstelle von Dialogen sehr geschickt einzusetzen weiß. Der Film handelt von einem Gefängnisausbrecher, der es zum Besitzer einer Grammophon-Fabrik bringt, am Ende jedoch lieber wieder als glücklicher Landstreicher umherzieht. Denn Clair inszeniert die Szenen vom Arbeitsleben in der Fabrik in Analogie zu den Szenen des Gefängnisalltags: Die Gefangenen/Arbeiter müssen im Marschtritt an- und abrücken, dürfen nicht miteinander sprechen und werden von Aufpassern mit Armbinden beaufsichtigt und durchsucht. Chaplin ließ sich davon so offensichtlich für seinen Klassiker „Modern Times“ (1936) inspirieren, dass es zu einem Rechtsstreit kam (14. 1., 17.15 Uhr, Babylon Mitte).
Exotik war ihr Schicksal: Ende der 1920er Jahre hatte sich Anna May Wong, Hollywoods einziger Glamourstar chinesischer Herkunft, auf der Suche nach interessanten Rollenangeboten nach Europa begeben. Sie drehte in der Folge Filme in England, spielte 1930 sogar in Wien Theater – doch die Rollen änderten sich nicht wesentlich, folgten stets dem gleichen „Madame Butterfly“-Muster. In dem düsteren Kriminalmelodram „Picadilly“ (1929) setzt der Regisseur E. A. Dupont Wong als erotische Nachtclubperformerin in Szene, die allerlei Begehrlichkeiten provoziert (13. 1., 24 Uhr, Babylon Mitte).
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