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Spektakel im Thüringer Wald

Beim Biathlon-Weltcup in Oberhof sorgt aus deutscher Sicht nur die Frauenstaffel für Stimmung. Die wahren Entertainer aber sind andere

Trotz Strafrunde zweiter Platz: Schlussläuferin Maren Hammerschmidt sorgt für deutschen Podestplatz Foto: dpa

Aus Oberhof Andreas Morbach

Fünf Minuten nach ihrem Zieleinlauf klimperte Maren Hammerschmidt schon wieder mit den Wimpern. Die ungewohnte Position als Schlussläuferin musste sie ausfüllen – was beim finalen Frau-gegen-Frau-Duell mit der Französin Justine Braisaz am Schießstand prompt zu einer Strafrunde führte. Den Skijägerinnen aus dem Hexagon verhalf sie so zum Staffelsieg in Oberhof. Doch auch die Gastgeberinnen erwartete Sonntagmittag noch ein kleiner Glücksmoment. „Ich war total überrascht, als ich aus der Strafrunde kam – weil ich immer noch Zweite war“, erzählte Hammerschmidt, nachdem sie sich die Schwedin Mona Brorsson bis ins Ziel vom Leib gehalten hatte.

Die 20.100 Zuschauer durften also mal richtig toben. Der erste Podestplatz für den DSV in Oberhof war ein Trost dafür, dass sie die besten deutschen Skijäger gar nicht zu Gesicht bekamen. Im Frauenquartett des DSV fehlten die zweimaligen Staffelweltmeisterinnen Laura Dahlmeier und Franziska Hildebrand. Bei den Männern pausierten mit Simon Schempp und Erik Lesser die erfolgreichsten Kandidaten der Dezember-Weltcups.

Teamkönigin Dahlmeier, nach frisch auskurierter Erkältung in den Einzelrennen nur 13. und 7., wurde geschont. Ebenso wie der hustende Lokalmatador Lesser, der die Wettkämpfe auf seiner Hausstrecke komplett auf dem Wohnzimmersofa verfolgte. Bei Schempp verhinderten alte Rückenprobleme eine sportive Gestaltung des Wochenendes, Rang 34 im Freitagssprint blieb die einzige Duftmarke des deutschen Topskijägers. „Er soll jetzt versuchen, seinen Gesundheitszustand mal wieder richtig gut in den Griff zu kriegen“, begründete Bundestrainer Mark Kirchner die Auszeit für den amtierenden Massenstart-Weltmeister.

Branchengigant Martin Fourcade überlegte nach der Weihnachtspause sogar, die Station in Thüringen komplett links liegen zu lassen. „Aber letztlich wollte ich doch lieber laufen als trainieren“, erklärte der Franzose – der neben seiner professionellen Grundhaltung zwischendurch sich gern auch als Entertainer versucht.

Auf ungeteilte Begeisterung stieß er mit seiner überheblichen Geste, die er nach dem siegbringenden Schuss in der Verfolgung am Samstag ablieferte, allerdings nicht. Anstatt den Konkurrenten aus Norwegen links neben ihm einfach davonzulaufen, drehte er ihnen vorher noch demonstrativ den stolzgeschwellten Oberkörper zu. „Ich würde so etwas nie machen“, schimpfte der Zweitplatzierte Johannes Thingnes Bö. Sein älterer Brüder Tarjei sah die Sache entspannter und meinte: „Wir lieben diese Wettkämpfe mit Martin – genau wie die Journalisten, das Publikum und die Fernsehzuschauer zu Hause. Ich fand seine Geste cool.“

„Wenn du vor so einer Kulisse in Oberhof läufst, dann ist das kein Sport, sondern ein Spiel

Cool – weil es für ihn bei der Ski­jägerei nicht nur um Platzierungen und Weltcuppunkte geht. „Wenn du vor so einer großen Kulisse in Oberhof läufst, dann ist das kein Sport, sondern ein Spiel – in dem wir den Leuten echtes Entertainment bieten wollen“, sagte der 29-jährige Bö. Ein großer Unterhalter ist auch sein Landsmann Emil Hegle Svendsen. Das bewies der 32-Jährige in der Vergangenheit schon häufiger bei seinen Duellen mit Fourcade – während zuletzt vor allem eine große Opferbereitschaft gefragt war.

Im Dezember musste er zwei Weltcups krankheitsbedingt auslassen. „Deshalb gab’s an Weihnachten keine Feiern mit meiner Familie. Ich hab jeden Kontakt vermieden, einfach ganz allein trainiert, nur um gesund zu bleiben. Das war hart – aber ich bin froh, dass ich es so gemacht habe“, berichtete Svendsen.

Ihren Verzicht noch weiter treibt die Slowakin Anastasiya Kuzmina: Die Sprint-Olympiasiegerin von Vancouver und Sotschi ist auf bestem Wege zu weiterem Gold in Pyeongchang – auch, weil sie ihre zweieinhalb Jahre alte Tochter von deren Großeltern zu Hause betreuen lässt. In der letzten Saison stillte sie die Kleine noch zwischen den Wettkämpfen. „Aber das“, sagt Kuzmina, „war zu viel für meinen Körper.“

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