: Hauptsache, es knallt!
Die Böllerei zum Jahreswechsel fordert nicht nur viele Verletzte, sondern produziert auch tonnenweise Müll auf den Straßen. Hakan Taş, innenpolitischer Sprecher der Berliner Linksfraktion, fordert deshalb in der Silvesternacht ein Böllerverbot für die Innenstadt
Von Raphael Piotrowski
Silvester in Berlin ist laut, dreckig und fordert jedes Jahr zudem nicht wenige Verletzte durch Silvesterböller: Hakan Taş, innenpolitischer Sprecher der Berliner Linksfraktion, hat deshalb am Donnerstag ein Böllerverbot für die Berliner Innenstadt gefordert. Kurzfristig sei dies zwar nicht machbar, so Taş im RBB-Inforadio. Er könne sich jedoch eine Regelung vorstellen, wonach etwa die Knallerei „stufenweise“ an bestimmten Orten in der Innenstadt verboten werden könnte. In einigen Innenstädten – etwa in der Düsseldorfer Altstadt – gibt es bereits seit einigen Jahren ein Böllerverbot. Dort habe man damit gute Erfahrungen gemacht, so Taş.
Die Reaktionen Frank Zimmermann, innenpolitischer Sprecher der SPD, zeigte sich am Donnerstag für eine solche Diskussion grundsätzlich offen, betont jedoch Bedenken in puncto Durchsetzbarkeit. Wenn man ernsthaft etwas erreichen wolle, müsse man darüber allerdings „mal im Sommer debattieren“ und nicht erst kurz vor Silvester.
Benedikt Lux, innenpolitischer Sprecher der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, springt seinem Kollegen Taş bei: Den Lärm zu Silvester „braucht kein Mensch“. Wie Zimmermann sieht Lux jedoch ebenfalls Schwierigkeiten bei der Umsetzung eines Verbots. Der Grünen-Abgeordnete will lieber eine stärkere Regulation des Verkaufs von Pyrotechnik diskutieren.
Die Silvesternacht Nur vom Silvesterabend um 18 Uhr bis zum Neujahrsmorgen um 7 Uhr ist es erlaubt, Böller und Raketen zu zünden. In der unmittelbaren Nähe zu Krankenhäusern, Kinder- und Altenheimen, Kirchen und Fachwerkhäusern ist Böllern bereits verboten. An der deutsch-polnischen Grenze verstärkt der Zoll derzeit seine Kontrollen nach illegalen Feuerwerkskörpern.
Lärm und Feinstaub Laut dem Naturschutzbund Deutschland leiden besonders Vögel und Wildtiere unter der Pyrotechnik. Sie erlitten Brandverletzungen und Schockzustände, besonders häufig seien auch Schädigungen der lebenswichtigen Hörorgane. Zudem ist die Feinstaubbelastung auch für den Menschen enorm: Die seit 2005 geltende Grenze von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter und Tag werde um ein Vielfaches überschritten. Um 1 Uhr in der Silvesternacht 2016 sei in Berlin ein Wert von 647 Mikrogramm gemessen worden.
Verletzte und Brände Mehr als 1.400 Einsatzkräfte in gut 400 Fahrzeugen sind für die Silvesternacht eingeplant – 800 Berufsfeuerkräfte, 500 Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr sowie Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, Bundeswehr und Technischem Hilfswerk. Das bedeutet eine Aufstockung von 150 Prozent im Gegensatz zu normalen Tagen. 2016 rückte die Feuerwehr 1.500 Mal aus, mehr als 400 Brände hat es laut eines Feuerwehrsprechers gegeben.
Die Zahl der von Pyrotechnik Verletzten stieg zuletzt: Rettungskräfte haben 2016 97 Verletzte versorgen müssen, 2015 waren es nach Feuerwehrangaben nur 63. Die Krankenhäuser versorgten mehr als 500 PatientInnen, die durch Pyrotechnik verletzt wurden. In mehr als 50 Prozent der Fälle seien die Verletzungen durch Fremdverschulden zustande gekommen, so ein Sprecher der Feuerwehr gegenüber der taz.
Müll Ob Berge von Feuerwerkskadavern, Sektflaschentürme oder überquellende Glasmüllcontainer – Silvester hinterlässt Spuren auf Berlins Straßen. Um diese zu beseitigen, beginnen 600 MitarbeiterInnen in 150 Fahrzeugen der Berliner Stadtreinigung bereits zwei Stunden nach Neujahr mit den Aufräumarbeiten. Zuerst kommen die Hauptstraßen an die Reihe, ab dem 2. Januar werden dann im normalen Schichtbetrieb auch die Seitenstraßen gereinigt.
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