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heute in hamburg„Ein Kinderhospiz soll entlasten“

privat

Ute Nerge, 60, Kinderkrankenschwester, ist Initiatorin und Leiterin des Kinderhospizes Sternenbrücke. Es betreut 500 Familien.

taz: Frau Nerge, warum kommen Kinder ins Hospiz und werden nicht zu Hause gepflegt?

Ute Nerge: Sie werden zu Hause gepflegt von den Eltern und das oft 24 Stunden am Tag. Die Eltern müssen alle zwei, drei Stunden die Kinder umlagern; Medikamente verabreichen, Nahrung geben. Das heißt, sie sind nachts alle zwei, drei Stunden wach und an ihren körperlichen Grenzen. Die Eltern kommen auch, wenn das Kind in eine Krise gerät und sie nicht wissen: Was passiert da gerade? Sie haben oft große Angst.

Was ist in einem Kinderhospiz anders als in einem Erwachsenenhospiz?

Ein Erwachsenenhospiz betreut ausschließlich am Lebensende. Ein Kinderhospiz hat zu 70 Prozent die Aufgabe zu entlasten, damit die Eltern bei Kräften bleiben. Die Familien reisen am Samstag an und bleiben eine oder zwei Wochen. Wir sprechen von 55.000 Kindern in der Bundesrepublik. Ich habe als Kinderkrankenschwester in einer Klinik gearbeitet und viele solcher Familien kennengelernt. Dabei habe ich gesehen, dass sie immer wieder Verschnaufpausen brauchen, auch um für die Geschwister da zu sein.

Was macht das Besondere der Arbeit im Kinderhospiz aus?

Zu erfahren, dass die Eltern, wenn sie zu uns kommen, an den Grenzen ihrer Kräfte sind und dass sie, wenn sie wieder abfahren, ein Lächeln im Gesicht haben; dass sich die Geschwisterkinder ganz anders zeigen, weil sie Mama und Papa auch mal für sich hatten; dass die Familien wieder eine Stabilität bekommen haben, die dem kranken Kind zugute kommt.

Worin besteht die Trauerarbeit bei Ihnen?

Schon während der Aufenthalte bei uns führen wir viele Gespräche mit den Eltern und führen sie langsam auf diesen Weg, genauso die Geschwister. Die Trauerarbeit findet nicht erst nach dem Verlust des Kindes statt.

Warum hilft es, Trauerarbeit mit den Händen zu leisten?

Wenn die Eltern selber etwas gestalten, kommen sie mit dem Kopf aus dieser schweren Situation heraus. Sie können sich auf etwas ganz anderes konzentrieren. Und Eltern, die ihr Kind schon verloren haben, sind ganz nah bei ihrem Kind, wenn sie eine Kerze gestalten und etwas darauf schreiben. Wir arbeiten mit einem Bildhauer zusammen und gestalten Sachen für das Grab des Kindes. Das kann ein Rennwagen sein, weil der Kleine Formel-Eins-Fan war. Es geht darum, einen Gedanken umzusetzen in Erinnerung an das Kind.

Interview Gernot Knödler

Workshop, ab 14 Uhr, Trauerarbeit mit den Händen, Sternenbrücke, Sandmoorweg 62; veranstaltungen@sternenbruecke.de. Nur noch wenige Plätze

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