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Suche Rad für eine Tagestour

Das Start-up listnride organisiert das Mieten von besonderen Fahrrädern. Vorplanung ist nötig

Share Economy hilft: Öfter mal ein Spezialrad mieten Foto: Kästle/ dpa

Aus Berlin Roland Lindenblatt

„Hast du das Fahrrad geliehen?“. Der große blonde Mann mit einem hellblauen Rennrad an der Hand winkt mir zu. Gesehen haben wir uns nie, kennengelernt haben wir uns online bei listnride.de.

Listnride ist ein Sharing-Portal für Fahrräder. Perfekt für mich, denn ich suche ein Rennrad. Allerdings nur für eine Fahrradtour. Auf listnride stellen die Eigentümer Fotos vom Rad, Preis, Abholort und ihre zeitliche Verfügbarkeit online. Ich kann die Räder nach Standort, Körpergröße und Fahrradtyp auswählen. Für meine Präferenzen gibt es 107 Fahrräder in Berlin – neun frage ich an. Zuerst enttäuscht das Portal. Erst nach mehreren Stunden bekomme ich eine Antwort: Der Vermieter ist nicht vor Ort. Dann antwortet Gert-Jan.

Gert-Jan van Wijk und Johannes Stuhler sind die Gründer von listnride und leidenschaftliche Fahrradfahrer. Van Wijk lässt die Kritik kalt, dass Mieter lange warten müssen. Die Seite setze auf langfristige Vorausbuchungen, sagt er. Hier sucht man nicht nach einem ordinären City-Bike. „Besondere Räder“ biete das Portal – Rennräder, Lastenräder, Klappräder und E-Bikes sind im Angebot. Die Seite soll einen durchgeplanten Urlaub ermöglichen. „Wie Flüge, Züge oder Wohnungen soll man sein Rad schon vor dem Urlaub buchen können“, sagt van Wijk. Aktuell gibt es nach seiner Angabe 10 bis 15 Transaktionen täglich. Investoren trauen dem Team mehr zu. Über die Crowdfunding-Website seedrs konnte das listnride-Team bisher Investorengelder von über 300.000 Euro sammeln.

Auch die Nutzer müssen zahlen. Mieter und Vermieter zahlen pro Miete eine Service-Gebühr an listnride. Für mein Rad zahle ich 15 Euro. Dazu kommen listnride-Gebühren von 12,5 Prozent, darauf noch mal Mehrwertsteuer – das macht knapp 15 Prozent Aufschlag. Vermieter zahlen ebenfalls 7,5 Prozent an das Start-up. Die günstigsten Räder gibt es in Berlin schon ab 3 Euro für sechs Stunden. Hochwertigere Bikes wie Rennräder kosten 10 bis 20 Euro für den halben Tag. „Normale“ Vermieter fordern 10 Euro am Tag, aber Spezialräder gibt es dort nicht.

Spezialisierte Verleihe sehen listnride nicht als Konkurrenz. Im Gegenteil, sie kooperieren mit ihnen. „Das kostet ja erst mal nichts“, meint Max Walsleben vom Rennradverleih Radkreuz. Beim Velothon, einem Radrennen für jedermann, seien viele Anfragen über die Seite gekommen. Mit 35 Euro verlangt der Verleih mehr als die meisten privaten Fahrradbesitzer auf listn­ride. Lokale Radhersteller kooperieren ebenfalls mit dem Start-up, um ihre Räder bekannt zu machen.

Die Konkurrenz schläft nicht. Die Website upperbike.com bietet einen ähnlichen Service wie listnride. Wer spezielle Räder wie Lastenräder sucht, findet auf mein-lastenrad.de eine Übersicht lokaler Anbieter und Initiativen.

Sein Rennrad will Gert-Jan am Ende des Tages zurück. Er behält Recht. Mit mehreren Tagen Vorlauf funktioniert die Seite. Ich frage noch einmal ein paar Räder an. Vier von fünf Vermietern antworten am selben Abend.

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