: Das opulente Glanzstück
Werkstattbericht Ab 2. Oktober erscheint die neue taz. Bis dahin verraten wir ein paar Dinge über die Neugestaltung der Zeitung – heute geht es um die Doppelseite 4 und 5. Sie soll das tägliche taz-Glanzstück präsentieren
Was bisher geschah: Großartige Reportagen, intensive Recherchen und besonders spannenden Geschichten mussten ein abgeschlossenes und eingehegtes Leben in der taz führen. Von Ausnahmen abgesehen, mussten sie sich unter der Woche still und bescheiden auf einer Seite beschränken – zum Beispiel auf der Reportageseite 5 oder der Seite 3, eingequetscht von zu kleinen Fotos und Grafiken, zu deren Studium für etwas Ältere eine Lupe nützlich war.
Jetzt lassen wir diese Geschichten frei. Ab dem 1. Oktober erhalten die Glanzstücke dieser Zeitung auch den ihnen angemessenen Platz: auf der Doppelseite 4 und 5. Die Seiten heißen künftig „Nahaufnahme“.
Dieser Titel sagt so einiges über das, was Sie dort künftig erwarten wird: sorgfältig recherchierte und geschriebene Geschichten, die nicht das große Ganze in den Blick nehmen und nicht alles und jedes erklären wollen, sondern die anhand von Details deutlich machen, was Deutschland und die Welt bewegt. Das kann ein Portrait über eine Krankenschwester im Nachtdienst sein, oder eine Reportage über den Kampf gegen Rechtsradikale auf dem Dorf. Hier werden exklusive Recherchen aus dem Umweltbereich ebenso ihren Platz finden wie Beobachtungen über glühende Trumpanhänger in den USA, Hightechunternehmer aus China oder flüchtende Menschen im Irak. Und die taz wäre nicht die taz, wenn sich dort nicht auch schräge Geschichten finden würden.
Ob die Texte nun aus Nordkorea oder Niederbayern kommen, ist nicht entscheidend. Ob sie brandaktuell sein werden oder ausgeruht? Das wird wechseln. Ob sie „große Politik“ machen wollen oder dem Insektensterben nachgehen? Alles ist möglich – nur besonders lesenswert muss es sein.
Nicht nur die besten Texte der Zeitung finden dort künftig den ihnen angemessen Platz. Auch die dazu gehörigen Bilder dürfen sich endlich so ausbreiten, dass sie ihr eigenes Leben führen können und den Text sinnvoll ergänzen, ja, ihm auch einmal den Rang ablaufen können. Dazu wird es – wenn es sinnvoll ist – erklärende Begleittexte und Grafiken geben.
Jetzt meinen Sie, dass sei ja ganz schön anspruchsvoll für diese kleine Zeitung? Ja, genau das soll es auch sein. Schon vor einigen Wochen haben die Planungen für die ersten Geschichten für die „Nahaufnahme begonnen, wurden Fotoaufträge vergeben und Texte diskutiert. Reporter sind für Recherchen schon unterwegs – nur wohin, das wird noch nicht verraten.
Freuen Sie sich auf ein neues Angebot, das zum Lachen oder zum Nachdenken, zu Diskussionen oder zum Protest einlädt. Wir sind schon mindestens so gespannt wie Sie.
Klaus Hillenbrand
Klaus Hillenbrand ist als Ressortleiter der Redaktion taz.eins künftig für die Doppelseite „Nahaufnahme“ verantwortlich. Bis zum Start der neuen taz am Montag, dem 2. Oktober, bringen wir jeden Tag einen Werkstattbericht zu den konzeptionellen und gestalterischen Veränderungen der Zeitung.
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