piwik no script img

PortraitDie Tiefrote

Wieder Bildungsministerin: Britta Ernst Foto: dpa

Nun also Potsdam. Britta Ernst, bis Ende Juni SPD-Bildungsministerin in Schleswig-Holstein, wechselt nun auf den gleichen Posten nach Brandenburg. Im rot-roten Kabinett löst sie den 59-jährigen sozialdemokratischen Amtsinhaber Günter Baaske ab, der „aus privaten Gründen“ am Dienstag zurückgetreten ist. Damit kann Ernst nach knapp dreimonatiger Auszeit in Potsdam dort weitermachen, wo sie in Kiel aufhören musste: „Ich stehe für gute Schulen, starke Stadtteilschulen, gute berufliche Bildung, Chancen für alle Kinder und Jugendlichen und für die Verbindung von Leistung und Gerechtigkeit“, so die politische Selbstbeschreibung der 56-Jährigen.

2011 hatte die Bürgerschaftsabgeordnete Hamburg verlassen, weil ihr Mann Olaf Scholz Bürgermeister wurde. Schweren Herzens, wie sie in einer persönlichen Erklärung gestand, denn es ging um die Frage, „ob ein Ehepartner der Regierung des anderen angehören“ könne. Ernst hielt das für „vertretbar“, wie sei schrieb, aus Gründen der politischen Hygiene indes fügte sich die selbstbewusste Ernst darin, „dass einmal wieder eine Frau zugunsten der Karriere des Mannes zurückstecken“ müsse. Denn Hamburgs SPD brauchte Olaf Scholz, mit dem Ernst seit 1998 verheiratet ist, als Regierungschef, und in letzter Konsequenz ist Ernst eine tiefrote Sozialdemokratin im Dienst ihrer Partei.

Nach einem Zwischenspiel als Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion wurde sie 2014 Bildungsministerin in Schleswig-Holstein. Bereits 2008 war sie in Hamburg im Kompetenzteam des Bürgermeisterkandidaten Michael Naumann gewesen, ein Jahr später in Kiel in dem von Spitzenkandidat Ralf Stegner. Beide waren erfolglos, erst im dritten Anlauf also wurde Ernst, was sie schon lange werden wollte.

Sie beruhigte die aufgeregte Bildungsdebatte, indem sie statt ideologischer Reformen die Reduzierung des Unterrichtsausfalls und hundertprozentige Unterrichtsversorgung zur Priorität erhob. Zudem setzt Ernst auf den Dialog mit Schülern, Eltern, Lehrern und Interessenverbänden. Pragmatisch und gut vernetzt pflegt Ernst zu arbeiten, und wenn jemand nach ihrem Gatten fragt, hebt sie die Augenbrauen und stellt klar: „Privatsache.“Sven-Michael Veit

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen