Auf verlorenem Posten: Keine Quotenfrau
BARNIM Laura Schieritz ist die jüngste Kandidatin Brandenburgs. Und passt mit diesem Image ganz gut in ihre Partei
Den Wahlkampf findet Laura Schieritz „echt heftig“, zum Glück sind gerade Semesterferien. Die 19-jährige Lehramtsstudentin führt im Moment ein ganz anderes Leben als ihre Kommiliton*innen. Statt Hausarbeiten zu schreiben, sammelt sie Stimmen – und zwar für sich selbst. Und für die FDP, als jüngste Direktkandidatin Brandenburgs. Dafür muss sie im Privatleben Abstriche machen: Ihren Freund sieht sie seltener als die Gegenkandidat*innen. Deren Respekt muss sich die 19-Jährige aber erst mal erkämpfen. „Bei Veranstaltungen werde ich immer wieder gefragt, ob ich die Assistentin bin“, sagt sie.Schieritz tritt im Wahlkreis Barnim I an, der liegt etwa 70 Kilometer nordöstlich von Berlin.
Dort kam die FDP bei der Bundestagswahl 2013 auf gerade mal 1,6 Prozent – für Schieritz stehen die Chancen auch mit Listenplatz fünf nicht gut. „Ich bin da realistisch, ein Direktmandat wird sehr schwierig“, sagt sie mit ruhiger Stimme. Überhaupt wirkt die junge Liberale geschult, sie kennt ihren Text. Da kommt die ehemalige Schülersprecherin in ihr durch. Mit 16 trat die Tochter einer Lehrerin und eines Transportunternehmers in die FDP ein. Heute ist sie Chefredakteurin des Mitgliedermagazins Jung + Liberal, Mitglied im Bundesvorstand der JuLis. Ihr Vorbild: Hildegard Hamm-Brücher.
Warum ausgerechnet die FDP? Freiheit, Individualität und das Leistungsprinzip seien ihr wichtig, sagt sie. Sie will ein Sprachrohr der Partei sein, sich politisch ausprobieren, Erfahrungen sammeln.
Inhaltlich ist sie ganz auf Parteilinie: Sie wirbt mit Bildung als staatlicher Priorität, findet aber, dass ein selbstbestimmtes Leben ohne „staatliche Stützräder“ möglich sein soll. Was sie davon halte, dass Schüler*innen mit akademischem Hintergrund auch die meisten Studierenden stellen? „Da sind die Schulen gefragt. Sie müssen Leute da abholen, wo sie stehen – ganz egal, in welcher Lebensrealität.“ Frauen sollten sich mehr zutrauen, schließlich „können sie genauso viel wie Männer“; eine verpflichtende Frauenquote findet sie aber sowohl in Politik als auch in der Wirtschaft falsch.
Am Wahlstand reagieren die Leute positiv auf sie, hören ihr zu – wahrscheinlich, weil sie eben nicht der alten Klischee-FDP entspricht. Modern, jung, digital – die schwarz-weißen Porträts des Spitzenkandidaten der FDP wollen auch hier in Brandenburg ein Comeback mit neuem Anstrich ankündigen. Sie rufen: Wir wollen uns einmischen – reformiert und ungeduldig.
Laura Schieritz funktioniert in diesem Konzept hervorragend.Antonia Groß
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