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„Nachhaltigkeit im Trend“

Wissenschaft In Hamburgs neuem Schülerforschungszentrum können SchülerInnen an eigenen wissenschaftlichen Projekten forschen

Schüler forschen hier mit einer Ausstattung, von der die meisten Schulen nur träumen können Foto: SFZ Hamburg

Interview Birk Grüling

taz: Herr Garl, es gibt in Hamburg und Umgebung bereits viele Schüler-Labore. Wie unterscheidet sich Ihr Konzept von diesen Angeboten?

Thomas Garl: Es gibt im Norden einige tolle außerschulische Lernorte mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Denen wollen wir keine Konkurrenz machen. Es geht tatsächlich um ein neues Konzept. Bei uns können die Schüler in ihrer Freizeit ganz unabhängig vom Unterricht forschen. Sie dürfen ihre Projekte selbst gestalten und bekommen dabei Unterstützung durch ausgebildeten Pädagogen und alle nötige Technik. Außerdem bieten wir Einführungskurse zu verschiedenen Themen an – zum Beispiel Lebensraum Boden, Programmieren für Anfänger oder die Untersuchung von Mikroplastik aus der Elbe.

Ihre Zielgruppe sind also Schüler, die sich bereits für die Naturwissenschaften interessieren. Bräuchte es nicht mehr Angebote für Mint-Muffel?

Viele außerschulische Lernorte und Labore sprechen gezielt Kinder und Jugendliche an, die noch keine große Begeisterung für Naturwissenschaften zeigen. Wir kümmern uns eher um die zukünftigen Nachwuchsforscher und Mint-Talente und geben ihnen die Möglichkeit sich auszutoben. Für sie ist das Schülerforschungszentrum die spannende Alternative zum Fußballverein oder Orchester. Das Interesse für genau dieses Angebot ist groß. Wir haben schon viele Anmeldungen aus den Schülerforschungs-AGs an den Schulen.

Kann jeder zu Ihnen kommen?

Ja. Unser Angebot richtet sich an interessierte Schüler von Klasse fünf bis 13. Im Prinzip funktioniert es wie im Fitnessstudio. Man meldet sich an und kann danach hingehen, wann man möchte. Allerdings ist unser Angebot völlig kostenlos. Gleiches gilt übrigens auch für unsere Kurse.

Thomas Garl

ist Physiker und seit August 2016 Geschäftsführer des Schülerforschungszentrums Hamburg. Er hat an der École Polytechnique bei Paris promoviert.

Bieten Sie den Kindern und Jugendlichen mehr als der Physik- oder Chemieraum in der Schule?

Ja. Es beginnt mit unserer Größe. Wir haben 600 Quadratmeter zu Verfügung und damit immer Platz für rund 100 junge Forscher. Auch unsere Ausstattung geht über die Möglichkeiten vieler Schulen weit hinaus. Zum Beispiel erfüllt das Chemie- und Biologielabor den Sicherheitsstandard S1 und ermöglicht damit kleinere Experimente zur Gentechnik. Auch die Dunkelkammer zum Pflanzenwachstum, die Arbeitsplätze für Elektro-Arbeiten oder der 3-D-Drucker sind Highlights. Der dritte Vorteil ist die Betreuung. Bei uns sind immer Betreuer vor Ort und unterstützen die kleinen Forscher.

Welche Themen und Projekte haben Sie für den Start des Schülerforschungszentrums geplant?

In der Einführungswoche wollen wir gemeinsam mit interessierten Kindern und Jugendlichen erste Themen finden. Grundsätzlich sind wir für alle naturwissenschaftlichen Forschungsfragen offen. Aus der Erfahrung mit „Jugend forscht“ kennen wir ein paar Trends. Zum Beispiel sind Nachhaltigkeitsthemen wie Recycling oder Mikroplastik immer gefragt. Gleiches gilt natürlich auch für Robotik – zum Beispiel haben Schüler bei unserer Eröffnungsfeier eine selbstfahrende Schultasche vorgestellt. Solche Projekte kann ich mir auch gut bei uns vorstellen.

Wer kümmert sich um die jungen Forscher?

Das Forschungszentrum

Freies Forschen ist seit dem 4. September zu den reulären Öffnungszeitugen möglich: Montag bis Freitag (außer Mittwoch) von 15 bis 19 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr.

Grindelallee 117, Hamburg

Im Internet ist das Schülerforschungszentrum unter www.sfz-hamburg.de zu finden.

Schüler melden per E-Mail unter info@sfz-hamburg.de oder telefonisch unter 040 / 41 34 33 30 an.

Wir haben elf Lehrkräfte aus den Naturwissenschaften, die jeweils an einem bis zwei Nachmittagen pro Woche bei uns arbeiten. Dafür haben sie eine Abordnung von ihrer Schule. Sie kümmern sich um die Projekte und helfen den Schülern. Unterstützung bekommen sie dabei von studentischen Hilfskräften.

Gibt es auch Vernetzung mit „echten“ Wissenschaftlern?

Die Uni Hamburg ist einer unserer Gesellschafter. Und natürlich gibt es an anderen Hochschulen aus Hamburg, beispielsweise der HAW oder der TU HH Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Diese Verbindungen wollen wir nutzen und bauen gerade erste Kontakte zu Unterstützern aus der Wissenschaft auf. Sie könnten uns zum Beispiel helfen, wenn die Forschungsfragen der Schüler unseren eigenen Wissenshorizont übersteigen. Auch regelmäßige Veranstaltungen mit jungen Wissenschaftlern sind in Planung – zum Beispiel Vorträge zu aktuellen Forschungsthemen oder Berufsinformationsangebote. Außerdem arbeiten auch einige Studenten als Hilfskräfte bei uns. Auch sie helfen bei dem Austausch und stehen für Fragen zum Studium zu Verfügung.

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