KOMMENTAR: PETRA SCHELLEN ÜBER FAHRRADPOLITIK: Sieg des Pragmatismus
Jetzt hat die Politik sich also endlich bewegt und getan, was juristisch schon lange möglich ist: Sie hat mehr – leider noch nicht alle – Einbahnstraßen für entgegenkommende Radfahrer geöffnet. Dass die Radler das begrüßen, steht außer Frage. Wie die Autofahrer reagieren, bleibt abzuwarten.
Denn auch in den bereits geöffneten Einbahnstraßen ist es nicht immer leicht, sich am Liefer- oder Geländewagen vorbeizuquetschen, der den Radler natürlich sehr wohl abdrängen kann. Aber er kann den Radfahrer nicht mehr der Illegalität bezichtigen oder als Rowdy beschimpfen, und darin besteht der eigentliche Gewinn der Neuregelung.
Der Radfahrer kann nun endlich das tun, was nahe liegt, bislang aber oft verboten war: den kürzeren Weg nehmen, weil er ohnehin langsamer und umweganfälliger ist als ein Autofahrer, der ja immer schön im Warmen sitzt.
Dies ist ein Sieg von Vernunft, genauer: des Pragmatismus, weil man die Bedürfnisse der schwächeren Verkehrsteilnehmer respektiert und damit letztlich deren Wohlverhalten fördert. Denn nicht jedes – bislang – verkehrswidrige Verhalten von Fahrradfahrern geschieht aus Gedankenlosigkeit oder Arroganz. Sondern schlicht aufgrund der Notwendigkeit, in einigermaßen vertretbarer Zeit von A nach B zu kommen.
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