piwik no script img

Eine Frau vertritt Somalia

Sie schreibt sich international Fauzia Yusuf Haji Adan. Auf Somalisch geht das so: Fowziyo Yuusuf Xaaji Aadan. Egal: Auf der internationalen Bühne wird man sich an den Namen gewöhnen müssen: Noch nie leitete eine Frau das Außenministerium von Somalia. Fauzia Yusuf ist zudem Vizepremierministerin im neuen Kabinett, das Premier Abdi Farah Shirdon Said am Sonntag in der Hauptstadt Mogadischu vorstellte. Sie ist Somalias prominenteste Politikerin überhaupt.

In kaum einem Land der Welt sind Frauen so entrechtet wie in Somalia, wo nach wie vor kleine Mädchen die grausamste Form von Genitalverstümmelung erleiden. Und Somalias Männer haben ihr Land in den vergangenen Jahrzehnten ruiniert wie kein anderes. Einen funktionierenden Staat gibt es nicht mehr, und auch diese Regierung muss sich erst noch beweisen.

Fawzia Yusuf kommt aus dem Norden Somalias, seit 1992 als Republik Somaliland faktisch unabhängig. Ab 1995 lebte sie im britischen Exil, in Hayes nahe London, wo sie die Selbsthilfegruppe Raad (Refugee Aid and Development) gründete. Sie ging immer wieder zurück, gründete die Universität der Somaliland-Hauptstadt Hargeisa und kandidierte 2003 zu Somalilands Präsidentschaftswahlen, bei der sie respektable 37 Prozent erhielt. Dann zog sie mit ihrer Partei NDB (Frieden, Demokratie und Wohlstand) in den Süden Somalias, um in Mogadischu mitzumischen. Sie kam ins Übergangsparlament, und als dieses Hassan Sheikh Mohammed zum neuen Staatschef kürte, galt Fauzia Yusuf als dessen alte Bekannte als sichere Aufsteigerin.

Aus somalischer Sicht ist ihre Berufung ein Signal in Richtung Somaliland. Erst im April hatte Fauzia Yusuf in einem Interview Somalilands Weigerung begrüßt, mit der damaligen Regierung Somalias Gespräche aufzunehmen. Jetzt ist sie selbst in Somalias Regierung. Aber ihr Kernthema bleiben die Frauen: „Als ich in die Politik ging, dachte ich, die Frauen würden mich unterstützen“, sagte sie in dem Interview. „Leider sind meine wichtigsten Unterstützer Männer. Die Frauen in diesem Land sind unterjocht. Es ist Zeit, dass sie ihre Geburtsrechte einfordern.“

DOMINIC JOHNSON

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen