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Schicksale des Nordens

Einer, der zunächst leichenblass für eine Große Koalition plädiert hatte, wird von Experten bereits zum neuen Kanzler gekürt: „Das riecht verdammt nach Niedersachsen“, sagt Wichard Woyk, Politologe aus Münster. Weil die Ampel wegen der FDP keine Chance habe und die SPD Angela Merkel als Kanzlerin nicht zulassen werde, hält Woyk Umfragen-König Christian Wulff für den kommenden Mann in Berlin. Allerdings dürfte der sich wohl kaum in einer zum Misserfolg verdammten Unglücks-Koalition verbrennen lassen wollen. Dementsprechend sein Kommentar: „Mein Platz ist und bleibt in Hannover“.

Die wenig schmeichelhafte Zitrone, die Olaf Scholz noch am Sonnabend bei einem Wahlkampfauftritt überreicht bekam, konnte den Ex-Generalsekretär der SPD nicht mehr auf seinem erneuten Weg nach Berlin stoppen. In seinem Wahlkreis Hamburg-Altona siegte Scholz klar. Für ihn stimmten 45,9 Prozent der Wähler. Vielleicht wird der 47-Jährige Pragmatiker ja auch wieder was: zum Beispiel Verteidigungsminister.

Ursula von der Leyen hatte die Koffer fast schon gepackt und geregelt, dass Sohn David (18) bei Großpapa Ernst Albrecht wohnen bleibt. Derzeit sind die Aussichten für Niedersachsens CDU-Sozialministerin, nach Berlin zu gehen, jedoch völlig ungewiss. Als Frau für Gesundheit und Soziales hatte von der Leyen in Merkels Kompetenzteam gestanden. In einer Großen Koalition dürfte jedoch die SPD das Sozialministerium übernehmen. Ob von der Leyen vielleicht noch Familienministerin wird, war gestern völlig unklar.

Wenn sich die SPD an der Regierung beteiligt, dürften die Chancen für den SPD-Mann Sigmar Gabriel sinken, Generalsekretär zu werden. Als Einpeitscher in der Opposition kann man sich den Mann aus Goslar in Berlin gut vorstellen – aber kaum als jemanden, der im Fall einer Koalition auch schwierige Entscheidungen vertritt. Immerhin: der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident hat seinen Wahlkreis Salzgitter-Wolfenbüttel mit 52,3 Prozent der Erststimmen gewonnen. ksc

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