: Einspruch von ganz links
Autonome Die Distanzierungen der Roten Flora von der G20-Randale kommen nicht durchgängig gut an: Manche Linksradikale wittern Verrat
Dass die Ausschreitungen „und der darauf folgende öffentliche Shitstorm mit großer Wahrscheinlichkeit Teil des Polizeikonzepts waren“, heißt es etwa in einem anonymen Beitrag mit der Überschrift „Gewollte Krawalle?!“. Auch einige Menschen, die aus dem Zusammenhang des antikapitalistischen Protestcamps stammen wollen, finden bedenkenswert, dass es „den Polizeikräften nicht gelungen sein soll, die Kontrolle über die Situation zu erlangen“. Gleichwohl kritisieren die Verfasser eine „vorschnelle Distanzierungsdebatte“, die ein solidarisches Handeln blockiere – ein indirekter Verweis auf die Position der Roten Flora, deren Sprecher sich noch in der Nacht vom Freitag von der Gewalt distanzierte.
Direkt auf die Rote Flora reagierte am Dienstag der Text „Anna & Arthur haltens Maul – die Flora redet (sich um Kopf und Kragen)“. Verwiesen wird darin unter anderem auf einen Artikel in der taz, der die Gewalt vom vergangenen Freitag mittels des Buches „Der kommende Aufstand“ von der Gruppe „Unsichtbares Komitee“ zu deuten versucht. Die Rote Flora hingegen sehe die Gewalt als „unpolitsche Randale“, kritisieren die Verfasser.
Sie wollen die Ausschreitungen stattdessen als „Revolte“ verstanden wissen, in der auch normale Bürger und „Kids aus den Vorstädten“ auf die Polizeigewalt regiert hätten. „Es war der heftigste und erfolgreichste Ausbruch autonomer Massenmilitanz den die BRD seit Jahrzehnten gesehen hat“, heißt es in dem Beitrag.
Das Schanzenviertel sei dabei kein ungeeigneter Ort, sondern ein „durchgentrifizierter und überteuerter Yuppie-Stadtteil“. Der Flora wird vorgehalten, sie werfe „die internationalen Aktivisten und die vermeintlich unpolitischen Randalierer […] dem Mob, den Medien und der Justiz mit zum Fraß vor“.
Am Mittwoch dieser Woche hatte das Plenum der Roten Flora seine Position erneuert: „Emanzipatorische Politik bedeutet für uns nicht Unbeteiligte in Angst und Schrecken zu versetzen“, hieß es in einem Statement, das auch ausgiebig Hamburger Senat und Polizei kritisierte. jpb
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