Ivy Nortey macht Bekanntschaft mit einem Bier mit Sternchen: Trinken ist was für alle
Rechts vom Eingang der Prinzessinnengärten hängt eine Schaukel. Eine junge Frau, ein Bier in der Hand, baumelt hin und her – und fällt dann fast runter. Ob das jetzt an der Frau liegt, an der Schaukel oder am Bier, sei dahingestellt. Es passt aber: An diesem Donnerstagabend startet hier in dem Kreuzberger Gemeinschaftsgarten eine Marketingkampagne der Biokiezbiermarke Quartiermeister. Passend zum Kiez geht es um genderneutrale, sexismusfreie Werbung und die Umbenennung des Getränks „in Quartiermeister*in“.
„Nur weil wir als Unternehmen Teil des kapitalistischen Systems sind, heißt das nicht, dass wir keine soziale Verantwortung haben“, sagt Lisa vom Quartiermeister*in-Team. Seit drei Jahren habe sich die Frage nach einem geschlechtsneutralen Namen immer wieder gestellt. Nun hat sich das Unternehmen, das mehrere soziale Projekte unterstützt, für „*“ entschieden. Warum genau, wollen sie an diesem Abend in einem Expert*innen-Talk über Sexismus in der Werbung erklären.
Die oben beschriebene Szene hätte Potenzial für einen Werbeclip mit der Botschaft, dass Bier nichts für Frauen sei. „Echte Männer haut kein Bier um“, wäre dann vielleicht der Slogan. Das ist gar nicht mal so unrealistisch, wie sich bei der Gesprächsrunde zeigt. Dabei werden aktuelle Werbeposter für Tierfutter, die Junge Union und eben auch Bier präsentiert. Mit Texten wie „Bei uns gibt es Frischfleisch“ oder „Die kleine Dicke ist leicht zu haben“ sowie Bildern von spärlich bekleideten Frauenkörpern, frei von jeglichem Bezug zum eigentlichen Produkt, beballert die Werbeindustrie Konsumenten mit sexistischem Material.
Damit nicht genug der Aufklärung: Die rund 50 Besucher*innen nehmen danach an einem Adbusting-Workshop teil. Sie lernen, wie man Werbung kreativ entwaffnen kann, indem etwa Worte mit dicken Stiften verändert oder Bilder schlicht überklebt werden.
Am Ende gibt’s Freibier. Aber nicht für alle, sondern nur für die ersten 24 – egal ob Mann, Frau oder „*“.
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