piwik no script img

Ein Jahr Knast für den Hassvideomacher

USA Der Produzent des islamfeindlichen Films „Die Unschuld der Muslime“, der im September zahlreiche Proteste ausgelöst hatte, wird verurteilt – aber nur wegen Verstoß gegen frühere Bewährungsauflagen

LOS ANGELES afp/dpa | Der Produzent des islamfeindlichen Films „Die Unschuld der Muslime“ muss wegen Verstößen gegen Bewährungsauflagen ein Jahr ins Gefängnis. Ein US-Gericht in Los Angeles verfügte am Mittwoch (Ortszeit), dass Mark Basseley Youssef die Strafe in einem Bundesgefängnis absitzen müsse.

Im Internet veröffentlichte Ausschnitte des Films lösten in der muslimischen Welt im September gewalttätige Proteste aus, bei denen Dutzende Menschen getötet wurden. Mit dem Inhalt des Schmähvideos, das den Propheten Mohammed als Kinderschänder darstellt, hatten die Vorwürfe gegen Youssef aber direkt nichts zu tun. Ihm war vielmehr der Gebrauch von Pseudonymen untersagt worden, als er 2010 wegen Bankbetrugs zu einer Haftstrafe verurteilt worden war.

Der 55-jährige Youssef, ein koptischer Christ, war in den 90er Jahren wegen eines Drogendelikts und 2010 wegen Bankbetrug verurteilt worden. 2010 war ihm die Auflage gemacht worden, nur mit seinem echten Namen in Erscheinung zu treten und Bankkonten nur mit Kenntnis seines Bewährungshelfers zu unterhalten. Grund dafür war gewesen, dass er ungedeckte Schecks unter 14 verschiedenen Namen in Umlauf gebracht hatte. Er durfte auch nur mit Zustimmung seines Bewährungshelfers einen Computer und das Internet nutzen.

In dem jetzt geführten Verfahren zum Verstoß gegen diese Bewährungsauflagen hatten ihm bis zu zwei Jahre Haft gedroht. Richterin Christina Snyder urteilte, dass für Youssef nach seiner Gefängnisstrafe vier weitere Jahre Bewährung gelten sollen.

Youssef hatte sich unter anderem als Nakoula Basseley Nakoula sowie Sam Bacile ausgegeben, als er wegen des Islam-Films in die Öffentlichkeit geriet. Als er festgenommen wurde, stritt er zunächst die Vorwürfe ab, räumte dann bei der Gerichtsverhandlung am Mittwoch aber den Gebrauch von Decknamen ein.

Der stellvertretende Staatsanwalt Robert Dugdale sagte, Youssef habe die Schauspieler von „Die Unschuld der Muslime“ betrogen, indem er ihnen nicht enthüllt habe, dass er „ein vor Kurzem entlassener, verurteilter Straftäter“ sei. Dies und die Nachvertonung des Films mit antiislamischen Dialogen zeigten ein „anhaltendes Muster von Täuschung“. Dieses habe „bei Menschen echten Schaden“ verursacht, sagte Dugdale. Mindestens eine der Schauspielerinnen in dem Film fürchte nun um ihr Leben, andere glaubten, „dass ihre Karrieren ruiniert“ seien. Youssefs Anwalt Steve Seiden sagte dagegen, sein Mandant habe dazu das Recht gehabt.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen