Nachruf: Aristokrat auf der Leinwand
Der Akzent sei das Schwierigste gewesen, sagt Martin Landau. Denn er habe nicht wie ein Ungar klingen wollen, der versucht, englisch zu sprechen, sondern wie einer, der versucht, auf gar keinen Fall ungarisch zu klingen.
Landau, der am Samstag mit 89 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles starb, wurde für seine Nebenrolle als Bela Lugosi in Tim Burtons herausragender schwarz-weißer Hommage „Ed Wood“ 1995 mit einem Oscar ausgezeichnet. Der Film markiert aber nur einen von vielen Höhepunkten in Landaus Karriere: Der aus einer jüdischen Familie stammende große Mann mit dem aristokratischen, stets gleichzeitig distinguiert und verletzlich wirkenden Gesicht studierte nach einer kurzen Zeit als Cartoonist bei einer Tageszeitung ab 1955 Schauspiel am von Elia Kazan gegründeten renommierten „Actors Studio“ in New York.
1959, mit bereits 31 Jahren, war er im Kino zu sehen: In Hitchcocks Klassiker „North by Northwest“ bestand er in nur wenigen Schlüsselszenen neben den stärksten Charakterdarstellern dieser Zeit – James Mason als Bösewicht und Cary Grant als Held. Zu einer größeren Bekanntheit verhalfen ihm vor allem Fernsehserien wie „Mission: Impossible“ und „Mondbasis Alpha Eins“ (im Original „Space: 1999“) – in Letzterer schmälerten nicht mal die eher albernen Drehbücher seine darstellerischen Qualitäten.
In Francis Ford Coppolas Biografie „Tucker“ spielte er wiederum eine starke Nebenrolle, die ihm seine erste Oscarnominierung einbrachte. Neben Woody Allen gab er in dessen bitterer Komödie „Verbrechen und andere Kleinigkeiten“ 1989 einen Mann, der seine Liebhaberin umbringen lässt und danach von der Schuld fast erdrückt wird. Die moralische Qual, die Landau mit feiner Mimik ausdrückt, scheint symptomatisch für seine Rollen – auf der Leinwand oder dem Bildschirm sah man ihn selten lächeln.
Privat dagegen war Landau, der mit seiner Ehefrau und Kollegin Barbara Bain zwei Töchter großzog, zuletzt ein freundlich lächelnder, geistesgegenwärtiger Herr, dessen schwarzes Haar schon lange weiß geworden war. Sein Charisma hingegen war kein bisschen verblasst. Jenni Zylka
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