: Bundesligafußball in Eimsbüttel
Durchmarsch Die B-Jugend des ETV ist nach der Regionalliga direkt in die Bundesliga aufgestiegen
Die Namensähnlichkeit mit Lucien Favre, dem Schweizer Top-Trainer, ist rein zufällig. „Loic Favé“ heißt der Mann, der beim Hamburger Fußball-Traditionsverein Eimsbütteler TV mit „meinen Jungs“, wie er sie nennt, etwas Großes geschafft hat. Mit gerade mal 24 Jahren hat er die B-Jugend, die im vergangenen Sommer erst in die Regionalliga Nord aufgestiegen war, schnurstracks in die Bundesliga geführt – ein Novum in der langen Historie des ETV.
Gut 300 Zuschauer waren beim Relegations-Rückspiel gegen den Chemnitzer FC am Lokstedter Steindamm dabei, als die Sensation gelang. Nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel reichte im Rückspiel ein 0:0. Danach gab es kein Halten mehr, die Glücksgefühle schäumten über. „Uns hat das umgehauen“, sagt Favé, der als Trainer einen ähnlichen Weg verfolgt wie Favre seinerzeit: Im Jugendbereich anfangen und den Verein von Grund auf kennenlernen – dies ist dem Hamburger in jedem Fall gelungen.
Das aktuelle U17-Team von Hamburgs zweitgrößtem Breitensportverein übernahm er vor fünf Jahren, nun feierte er seinen vierten Aufstieg. „Wir haben nach dem Aufstieg in die Regionalliga nicht so viel verändert. Und wir haben bald gesehen, dass wir recht gut mithalten können. Als der Klassenerhalt geglückt war, haben wir uns die Relegationsspiele als Bonus zum Ziel gesetzt.“
In der entscheidenden Partie gegen die kleinen „Himmelblauen“ aus Chemnitz wurde beim Eimsbütteler TV der Keeper mit seinen starken Paraden zum gefeierten Spieler. „Nathanael Sallah“ heißt er, ein Hamburger Jung mit ghanaischen Eltern. „Ja, ich hatte einen Sahnetag“, sagt der 16 Jahre alte Schüler mit einem Lachen. „Jeder hat mir gratuliert. Aber ohne meine Mannschaft und ohne Gott hätte ich das nicht geschafft“, ergänzt Sallah, der mal Profi werden will. „Wenn mir die Dritte Liga gelingen sollte, dann wäre ich schon sehr zufrieden.“
Um das Erlebnis Bundesliga im Juniorenbereich wird er durch die Altersgrenze gebracht. Genauso wie seine Mitspieler rückt er von der B-Jugend in die A-Jugend auf. Dann geht es für das Team in der Regionalliga weiter, während sich der jüngere Jahrgang in der B-Jugend gegen Klubs wie Werder Bremen, HSV, FC St. Pauli, RB Leipzig, Hertha BSC oder Dynamo Dresden beweisen darf. „Das ist schon sehr schade. Es schmerzt, denn wir haben eine starke Saison gespielt“, sagt Sallah.
Der neuen B-Jugend des ETV droht eine Saison mit wenigen sportlichen Erfolgen. Der TSV Niendorf aus Hamburg ist in der vergangenen Saison als Tabellenletzter mit nur sieben Punkten und einem Torverhältnis von 17:95 abgestiegen. Der Eimsbütteler TV habe sich im März dazu entschieden, einen Aufstieg in die Bundesliga Nord auch wahrzunehmen, sagt Favé. Die Kosten seien auch nicht so viel höher als in der Regionalliga. „Für die Jungs wird die Bundesliga ein Erlebnis werden. Das sind andere Ziele, ganz andere Gegner. Mal sehen, was sie dort erwartet.“ Favé rückt mit seinen Erfolgsspielern in die A-Jugend auf – baldiger Aufstieg nicht ausgeschlossen. gör
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